Der gruene Heinrich [Erste Fassung]
Künstlerschaft an übermütigen Sonderlingen, Witzbolden, seltsamen Lückenbüßern und Kometennaturen in sich hegte, Platz gewählt hatte.
Der Mummereimeister Peter von Altenhaus eröffnete auf einem launischen Esel den träumerischen Zug, und hinter ihm kollerten die altdeutschen Narrengestalten, die zierlichen bunten Narren Gylyme, Pöck und Guggerillis und die verwachsenen Schälke Metterschi und Duweindel daher nebst vielen anderen Narren, welche aber nie beisammenblieben, sondern unaufhörlich zwischen den Gruppen des Zuges herumfuhren.
Dann kam der bekränzte Thyrsusträger, welcher die behaarte, gehörnte und geschwänzte Musikbande führte. In ihren Bockshäuten nach der eigenen Musik hüpfend und hopsend, brachten diese Gesellen eine uralte, seltsam schreiende und brummende Musik hervor, bald in der Oktave, bald in lauter Quinten pfeifend und schnarrend, jetzt in schwindelnder Höhe, dann in der tiefsten Tiefe.
Mit goldenem umlaubtem Thyrsusstabe schritt der Anführer des Bacchuszuges vor. Ein Kranz blauer Trauben umschattete tief seine glühende Stirn; von den Schultern flatterte und wallte eine festliche Last buntgestreifter Seidenbänder bis auf die Füße und verhüllte wehend den unbekleideten Körper. Nur die Füße waren mit goldenen Sandalen versehen.
In biblischer Erinnerung trugen hierauf, umtanzt von halb mittelalterlich, halb antik geschürzten Winzern mit Krügen, Traubenbutten, die zwei Kundschafter aus dem Gelobten Lande an schwer gebogener Stange die große Traube. Vier noch kernhaftere Männer trugen an vier aufrechten Fichten eine noch viel größere Traube. Auch der dicke Silen, welcher unbehilflich und ängstlich zu Fuß ging, und die tobende Schar von Schenken, Faunen und Winzern, welche den Wagen des Bacchus zogen, schoben und umschwärmten, Schalen, Becken und Stäbe zusammenschlagend, waren halb modern, halb mythologisch gekleidet. Selbst der junge, efeubekränzte Bacchus, sonst ganz nackt, trug, mittelalterlich gedacht, ein zierliches Küferschürzchen um die runden Hüften. Eine Rebenlaube wölbte sich, und die dichten Trauben bildeten einen dunkelblauen Himmel über ihm, in den er sehnsüchtig hineinlächelte. Es war ein schöner rosiger Jüngling mit schwarzgelocktem Haar.
Könige mit Krone und Zepter, zerlumpte Bettler mit dem Schnappsack, Pfaffen und Juden, Türken und Mohren, Knaben und weiße Greise zogen nun den Triumphwagen der Venus herbei. Diese war niemand anders als die schöne Rosalie in aller Anmut ihres rosig lachenden Wesens. Sie ruhete auf einem Rosenlager unter durchsichtiger Blumenlaube, in ein seidenes antikes Purpurkleid gehüllt, mit bloßen Armen und Füßen. Über der Stirn strahlte ein goldener Stern aus den dunklen Locken, in der Hand hielt sie eine goldene Weltkugel, auf welcher zwei silberne Täubchen saßen, die, mit den Flügeln schlagend, sich schnäbelten. Zwei Kreuzfahrer gingen unter den Gefangenen der Venus zu beiden Seiten des Wagens und gereichten ihr mit aufmerksamer Haltung zu besonderm Schutzgeleit. Sie aber sah sich dann und wann begierig und lächelnd um, da gleich hinter ihrem Wagen der biedere Erikson, welcher den Zug der Diana anführte, als wilder Mann einherschritt, seinen kraftvollen schönen Körper nur um Lenden und Stirn mit dichtem Eichenlaub geziert, er überragte um einen Kopf seine Umgebung, obgleich noch manche stattliche Gestalt dabei war. Viele Jäger folgten ihm mit grünen Zweigen auf Hüten und Kappen, die großen Hifthörner mit Laubwerk umwunden, das Jagdkleid aber mit Iltisfellen, Luchsköpfen, Rehpfoten und Eberzähnen besetzt. Einige führten Rüden und Windspiele, einige, mit Gebirgsschuhen und Steigeisen am Gürtel, trugen Gemsböcke auf dem Rücken, andere Auerhähne und Bündel von Fasanen und wieder andere auf Bahren Schwarzwild und Hirsche mit versilberten Hauern, Geweihen und Pfoten. Dann trug eine Schar trotziger wilder Männer einen wandernden Wald belaubter Bäume aller Gattung, in welchen Affen, wilde Katzen und Eichhörnchen kletterten und Vögel nisteten.
Durch die Stämme dieses Waldes aber sah man bereits die silberne Gestalt der schmalen Diana schimmern, der lieblichen Agnes, wie sie von Ferdinand geschmückt worden war. Ihr Wagen war von allem möglichen Wilde bedeckt, und dessen Köpfe umkränzten ihn mit vergoldetem Gehörn und bunten Federn.
Sie selbst saß mit Bogen und Pfeil auf einem bemoosten Fels, aus welchem ein lebendiger Quell in ein natürliches Becken von Tropfsteinen sprang, an
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