Der gruene Stein
Tisch.
»Dreißig Gurans. Euer normaler Vorschuss, wenn ich mich recht entsinne. Eines noch. Ich brauche das Juwel sehr schnell zurück. In vier Tagen veranstalte ich einen Maskenball in meiner Villa, an dem auch der Kronprinz teilnehmen wird. Ebenso Kahlius und Zitzerius. Sehr wahrscheinlich wollen sie das Juwel sehen. Konsul Kahlius hatte ohnehin schon Bedenken, mir das Juwel aus dem Palast mit nach Hause zu geben.«
Das überrascht mich nicht. Jeder, der gesehen hat, wie Lisutaris auf dem Zaubererkonvent berauscht herumgewankt ist, hätte Bedenken gehabt, ihr etwas so Kostbares in die Hand zu drücken.
»Könntet Ihr den Ball nicht absagen?«
Offenbar geht das nicht. Lisutaris’ Maskenball wird der Höhepunkt der diesjährigen Ballsaison. Wie es wohl ist, eine Ballsaison zu erleben?
»Ich bringe es Euch zurück.«
»Wenn Ihr es habt, hütet Euch davor, hineinzusehen.«
»Warum?«
»Es ist ein sehr mächtiges magisches Objekt. Zwar kann nicht viel passieren, wenn man kurze Zeit damit umgeht, aber wenn eine untrainierte Person zu tief in das Grüne Juwel hineinblickt, könnte das verheerende Folgen haben. Es könnte Ohnmacht oder Schlimmeres auslösen.«
»Ich stecke es sofort in die Tasche.«
Lisutaris ist mittlerweile bei ihrer dritten Thazisrolle angelangt. Sie raucht sie zu Ende, wirft den Stummel in meinen Mülleimer und zündet sich die nächste an. »Wie geht es Makri?«, will sie jetzt wissen.
Lisutaris und Makri kennen sich. Die Zauberin hatte Makri als persönliche Leibwächterin auf dem Zaubererkonvent engagiert.
»Wie immer. Beschäftigt und schlecht gelaunt.«
»Ich habe etwas für sie.«
Die Zauberin reicht mir einen Umschlag. Makris Name steht darauf. In der verschnörkelten Handschrift eines professionellen Schreiberlings. Ich verspreche, es ihr weiterzugeben. Ich bin zwar neugierig, aber da es mich vermutlich nichts angeht, deponiere ich den Umschlag einfach in Makris Zimmer, nachdem Lisutaris verschwunden ist. Dann stecke ich meinen Kopf in einen Wassereimer, um die letzten Nachwirkungen des Biers und des Thazis loszuwerden, und gürte mir mein Schwert um. Schließlich präge ich mir einen Zauber ein. Mehr als einen kann ich nicht ohne erheblichen Aufwand in mein Gedächtnis laden. Dann trete ich hinaus auf die Straße. Draußen schreien sich der Messerschleifer und die Fischhändlerin immer noch an. Dieser Streit wird zwangsläufig in einer gewaltsamen Auseinandersetzung enden.
3. KAPITEL
Am Fuß der Treppe stoße ich auf Moxalan, den jüngsten Sohn des Ehrlichen Mox, des Buchmachers. Der einzige Sohn, sollte ich besser sagen, da sein älterer Bruder letzten Winter an einer Überdosis Boah gestorben ist. Sein Tod fiel etwa in dieselbe Zeit wie der von Marzipixa, der Bäckerin, die auch eine Überdosis genommen hatte. Die Bäckerin vermisse ich ganz schrecklich. Ohne ihr Gebäck ist mein Leben nicht mehr dasselbe. Moxens Sohn vermisse ich nicht, aber da ich eine rege Geschäftsbeziehung zu dem Buchmacher pflege, sollte ich seine Familie doch höflich behandeln.
Moxalan ist etwa neunzehn, hat ein offenes, freundliches Gesicht und ist ganz nett. Er weist noch nicht die gemeinen und gerissenen Züge des abgebrühten Buchmachers auf. Seine Tunika ist schlicht, aber gut geschnitten, und seine Sandalen sind teuer, so dass jeder weiß, dass die Geschäfte seines Vaters nicht schlecht laufen. Wir grüßen uns, und er erzählt mir, dass er hier ist, weil er Makri um Hilfe bei einigen Theorien über Architektur fragen will, was ich nicht verstehen kann.
»Architekturtheorien?«
»Für die Innungshochschule. Wir haben denselben Kurs belegt. Ich habe eine Vorlesung versäumt, deshalb wollte ich Makri um ihre Aufzeichnungen bitten.«
Ich wusste gar nicht, dass der Ehrliche Mox seinen Jüngsten auf die Innungshochschule schickt, auch wenn das nicht wirklich überraschend ist. Ein Mann, der so viel Geld zusammenrafft wie Mox, kann sich die Gebühren leisten. Außerdem genießt ein Buchmacher wie Mox sehr wenig Ansehen in der Stadt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Männer von niederem Stand, die plötzlich wohlhabend werden, versuchen, das Los ihrer Familie zu verbessern, indem sie viel Geld in die Ausbildung ihrer Söhne stecken und sie dann in den Staatsdienst oder etwas Ähnliches schicken.
»Also steigt Ihr nicht in das Familiengeschäft ein?«
Er schüttelt den Kopf. »Ich helfe ein bisschen aus, aber Vater wollte, dass ich mich nach oben arbeite. Ist Makri in der Kaschemme?«
»Ja.
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