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Der gruene Stein

Der gruene Stein

Titel: Der gruene Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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»Hast du sie umgebracht?«
    »So schnell bin ich nicht mehr mit dem Schwert.«
    Päderax wirft einen Blick auf meinen Bauch. Und glaubt mir. Dann schickt er einen Jungen mit einer Nachricht los, und ich warte in der schmutzigen Kaschemme auf die Ankunft der Zivilgarde. Mir steht ein zweifellos höchst ungemütliches Verhör bevor. Auf jeden Fall werde ich anschließend Lisutaris, der Herrin des Himmels, einiges erzählen.

4. KAPITEL
    Etwa neun Stunden, nachdem ich die Leichen gefunden habe, klettere ich mühsam aus einem Landauer, bezahle den Kutscher und betrete die lange, gewundene Auffahrt von Lisutaris’ Villa. Ich habe ein sechsstündiges Verhör der Zivilgarde und zwei Stunden Schlaf hinter mir, und ich bin von dem, was man gemeinhin gute Laune nennt, mehrere Dimensionen entfernt. Der Anblick von Lisutaris’ sorgfältig gepflegten Blumenbeeten, den Bäumen und Büschen verbessert meine Stimmung nicht gerade. Leute mit so viel Geld finden sich selten als hilfloses Opfer eines feindseligen Verhörs durch verschiedene Gardisten wieder, von denen jeder so dumm wie ein Orgk ist und bereit, mich jederzeit großflächig im Verhörraum zu verteilen, wenn ich mir nicht bald eine bessere Geschichte ausdenke. Wäre nicht Hauptmann Rallig aufgetaucht, hätten sie es vermutlich auch versucht. Der Hauptmann mag mich zwar auch nicht sonderlich, aber er wendet nur im äußersten Notfall Gewalt gegen Tatverdächtige an.
    Die Garde glaubt natürlich in Wahrheit gar nicht, dass ich die vier Männer in der Pickelkeule umgebracht habe. Jedenfalls Hauptmann Rallig nicht, denn er kennt mich gut genug. Einige seiner Vorgesetzten dagegen sind der Meinung, dass ich zu allem fähig bin. Prätor Calvinius zum Beispiel, der Chef der Zivilgarde von ZwölfSeen. Er würde mich am liebsten augenblicklich auf eine Strafgaleere schicken. Rallig ist da umgänglicher, aber das Problem ist, dass ich es einfach nicht über mich bringen kann, der Zivilgarde viel über die Fälle zu erzählen, an denen ich gerade arbeite. Ganz gleich, wie oft der Hauptmann von mir verlangt hat, ihm zu sagen, was ich in der Pickelkeule gewollt habe: Ich konnte ihm einfach nicht sagen, dass ich in Lisutaris’ Auftrag nach dem Medaillon gesucht habe. Wenn ich jedes Mal meine Klienten verraten würde, sobald ich in Schwierigkeiten gerate, dann hätte ich bald keine Klienten mehr.
    Schließlich lässt Hauptmann Rallig mich laufen. Allerdings gibt er mir die strenge Warnung mit auf den Weg, dass er über mich kommen würde wie ein Böser Bann, wenn ich in der Nähe von weiteren Leichen in seinem Revier erwischt werden sollte. Nachdem ich ihm versichert habe, dass ich nichts lieber tun würde, als mich von irgendwelchen Toten fern zu halten, verleibe ich mir hastig ein Frühstück in der Rächenden Axt ein und fahre zu Lisutaris. Als ich die Eingangstür erreiche, eine sehr mondäne Handarbeit mit einem Portal, Gravierungen und Vergoldungen, bin ich wütender als ein angeschossener Drache und freue mich schon darauf, einen Dienstboten aus dem Weg schaufeln zu können. Bedauerlicherweise öffnet mir ein Dienstmädchen, das mich bereits kennt und mich umgehend hineinbittet.
    »Ich teile der Herrin mit, dass Ihr da seid«, haucht sie höflich und verschwindet, bevor ich mir eine wütende Antwort ausdenken kann.
    Ich warte in einem Zimmer, von dem aus man den rückwärtigen Garten überblicken kann. Es ist ein sehr ausgedehnter Garten. Noch mehr Bäume, noch mehr Blumen, noch mehr Büsche und mehr künstlich angelegte Pfade, als man begehen kann, dazu Fischteiche und ein Obstgarten, den Lisutaris mit Magie düngt, damit sie auch außerhalb der Saison frische Früchte ernten kann. Erst letzten Monat hat sie eine Gartenparty für die Elfen-Botschafter gegeben. Sie war ein voller Erfolg. Das habe ich jedenfalls gelesen. Es bestand selbstverständlich zu keiner Zeit Gefahr, dass ich eingeladen werden würde.
    Die Herrin des Himmels schwebt in den Raum. Sie lächelt und wirkt ein kleines bisschen geistesabwesend. Lisutaris fängt sehr früh mit ihrer Wasserpfeife an. »Thraxas, sehr schnelle Arbeit. Gratuliere«, sagt sie.
    »Ich habe das Medaillon nicht.«
    »Nein?«
    »Nein. Aber ich kann von vier Leichen und einer sehr innigen Begegnung mit der Zivilgarde berichten.«
    Ich erzähle ihr von den gestrigen Ereignissen. Mein Scheitern verstimmt sie offenbar.
    »Also wisst Ihr nicht, wer diese Männer sind?«
    »Einen von ihnen habe ich erkannt. Er heißt Axaten. Er ist ein

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