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Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)

Titel: Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcello Simoni
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während ich die fünf Kilo schwere Trennscheibe zusammen mit der nicht wesentlich leichteren Kabeltrommel über das weitläufige Areal schleppte. Ich hinterließ dabei eine Schleifspur wie ein Karren mit zwei blockierten Rädern und ein Kabel, das sich hinter mir über den Boden schlängelte. Eine durchaus sinnvolle Tätigkeit, so dachte ich immer noch, wenn ich das röhrende Gerät, das in meinen Händen bockte, in eiserne Gerippe und Streben hineindrückte, dem aufspritzenden Funkenregen mit zugekniffenen Augen auswich und hoffte, dass ich mir die Knochen nicht durchschnitt. Mein drittes Werkzeug, die Brechstange, ich schätzte sie auf zehn Kilo, deponierte ich schon am ersten Tag hinter der Wand zum Klo, nachdem ich gemerkt hatte, dass ich die Schultergürtelmuskulatur eines Gorillas, die zu ihrem Einsatz notwendig gewesen wäre, nicht hatte und mit Anfang dreißig auch nicht mehr entwickeln würde. Wenn dich einer fragt, was du gerade für einen Job hast, dachte ich zur Ermutigung an den ersten beiden Tagen, sagst du einfach, du bist in der Recyclingbranche tätig, das klingt präsentabel. Als Disponent für Buntmetalle vielleicht. Sortierer klang zu aussichtslos, nach schmutzigen Fingernägeln, nach nicht erlangtem Hauptschulabschluss.
    Es fragte mich aber niemand. Mein Bekanntenkreis, der zu neunzig Prozent Leas Bekanntenkreis gewesen war, hatte sich in letzter Zeit stark verkleinert. Eine Folge davon war, dass ich am Feierabend Zeit hatte. Nach einem Tag bei Klemm war ich abends ohnehin so geschafft, dass ich schon mal nach Dienstschluss einfach auf einem passenden Stück Schrott sitzen blieb, um anschließend im Licht der untergehenden Augustsonne ein Bier zu trinken. Bier holte man sich im Büro bei Alina zum Freundschaftspreis von eins fünfzig. So kamen wir uns näher, Wessing und ich.
    Wessing hatte seinen Stammplatz auf der Waage. Dort verbrachte er den Tag. Er vermied es grundsätzlich, in den Schrott hinunterzusteigen, außer für einen Klogang. Auf der Waage oben schaffte er mit Eminem zusammen, der die Mechanik bediente und die Lieferscheine ausstellte, nach denen die Fahrer bezahlt wurden, die den Schrott brachten. Das System war einfach. Man wog die Fuhre samt Fahrer vor und nach dem Abladen, die Gewichtsdifferenz und die geschätzten Anteile der Metallsorten wurden in den Lieferschein eingetragen, daraus ergab sich der Preis für den angelieferten Schrott. Das Schätzen der Anteile von Eisen, Aluminium oder Kupfer, die in dem gewogenen Schrott steckten, war Wessings Job. Er hielt Gericht über Wert und Mengen, und er tat das mit einer gelassenen Souveränität, die ich später noch oft an ihm bemerken sollte. Vorhin etwa, als ich meine Trennscheibe wieder einmal an der Waage vorbeigeschleift hatte, hörte ich ihn von der Plattform herunter mit einem Fahrer sprechen.
    »Höchstens fünf Prozent Kupfer dabei«, sagte er, an die Reling vor der Glaskabine gelehnt, und in seiner Stimme klang neben Sachkenntnis Bedauern an. Er reckte den Hals etwas, ohne den Oberkörper zu bemühen, und taxierte abfällig die beiden verdreckten Generatoren auf der Ladefläche des Kleinlasters, schnaubte eine kleine Wolke Zigarettenrauch aus der Nase darüber hinweg. Der Fahrer guckte aus dem heruntergelassenen Fenster zu ihm hinauf.
    »Wahrscheinlich bloß drei Prozent«, fuhr Wessing fort. »Die Wicklungen an diesen Maschinen haben seit den Achtzigern nur noch halbe Dicke, aber ich will mal nicht so sein, wir sagen fünf, okay?«
    Der Fahrer nickte. Gewogen und für ziemlich leicht befunden. Fünf Prozent Kupfer bei fast einer Tonne Schrott. Wessing besiegelte sein Urteil durch Schweigen. Er stand noch immer an der Reling, als ich mich hundert Meter weiter zum Ausruhen hinsetzte und noch einmal zurückschaute, ehe ich die Trennscheibe in die Kabeltrommel einstöpselte.
    Wessings Bewegungen, das war mir früh aufgefallen, hatten etwas Sparsames, als verbrauche er nicht mehr Energie als unbedingt nötig. Vielleicht, und das schien mir noch wahrscheinlicher, nahm er das Ganze auch nicht ernst genug, um sich anzustrengen. Das gab ihm eine hier bei Klemm eigentlich unangebrachte Nonchalance – auch die Art, wie er beim Rauchen die Hand in die Hüfte stützte, mit nach außen gekehrter Handfläche. Seine Arbeit zwang ihn nie dazu, seine Haltung zu ändern oder irgendetwas anzufassen. Seinen Posten am Geländer brauchte er den ganzen Tag nicht aufzugeben.
    Ich wunderte mich deshalb darüber, dass Wessing sich am dritten

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