Der Händler der verfluchten Bücher (German Edition)
Silvacandida kennen … Verstehst du, ich war völlig verzweifelt … Gejagt wie ein Verbrecher, mit einem kleinen, kranken Kind! Maynulfo nahm mich auf und hatte Mitleid mit mir. Er bot mir Hilfe an … Ich vertraute ihm und übergab ihm meinen Sohn. Das schien mir das Richtige zu sein … Ich bat ihn, das Geheimnis über seine Herkunft zu bewahren und ihm den Namen seines Vaters niemals zu verraten, da ihm dieses Wissen nur Schwierigkeiten gebracht hätte. Außerdem versprach ich dem Abt, dass ich so schnell wie möglich zurückkehren und ihn abholen würde. Maynulfo übernahm die Aufgabe. Er belog seine Mitbrüder, indem er deine Herkunft verheimlichte, und hielt seine schützende Hand über dich … Er bewahrte mein kostbarstes Geheimnis.«
»Ich … dieser Junge! Wie konntest du ihn nur verlassen …« Uberto befreite sich aus der Umarmung. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie er seine Eltern gehasst hat. Du weißt nicht, was es heißt, zu glauben, dass man wie Unrat irgendwo zurückgelassen wurde. Oder ganze Nächte schlaflos dazuliegen und sich das Gesicht seines Vaters vorzustellen. Du hättest mich mitnehmen müssen!«
Ignazio blickte zu Boden. »Verzeih mir, Uberto. Ich wollte dir nichts Böses, sondern dich beschützen. Es war nicht einfach für mich, dich all diese Jahre nicht ein einziges Mal sehen zu dürfen und dabei auch noch ständig fürchten zu müssen, die Erleuchteten könnten dich entführen, um mich zu erpressen.«
»Wo bist du die ganze Zeit gewesen, in der du mich alleingelassen hast?«, fragte Uberto mit gebrochener Stimme. Er wollte sich selbst nicht eingestehen, dass er Ignazio bereits vergeben hatte, und klammerte sich an seine blinde Wut.
»Ich floh in den Orient, doch dort fand ich nur kurz Frieden. Unter dem Deckmantel der Kreuzzüge weitete die Heilige Vehme ihren Einflussbereich auch ins Heilige Land aus.«
Ignazio näherte sich seinem Sohn, wagte jedoch nicht, ihn zu berühren. »Wie hätte ich dich so großer Gefahr aussetzen können? Deshalb beschränkte ich mich darauf, Briefe mit Maynulfo zu wechseln und mich zu erkundigen, wie es dir geht. Diese Briefe enthielten auch Geld, denn es sollte dir an nichts fehlen … Mehr konnte ich nicht tun … Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Glück du mir in den letzten gemeinsam verbrachten Monaten geschenkt hast, trotz der ständigen Gefahren. Ich hatte Mühe, meine Gefühle zu unterdrücken und sogar Sibilla Schweigen aufzuerlegen … Doch der Tod von Dominus und Viviën befreit mich von jeglicher Gefahr. Nun ist alles vorbei! Wenn du willst, können wir zu Sibilla zurückkehren. Du weißt ja gar nicht, wie sehr sie sich wünscht, dich endlich in ihre Arme zu schließen. Niemand wird mehr unseren Frieden stören, das verspreche ich dir.«
»Sibilla, meine Mutter …«, sagte Uberto leise. Das Gesicht dieser Frau löschte jede Spur von Wut in ihm aus. Er begriff ihren stummen Schmerz und sehnte sich plötzlich heftig danach, sie zu umarmen und sie lächeln zu sehen. »Wir müssen sofort zu ihr«, sagte er, und seine Miene erhellte sich.
»Das werden wir«, versicherte ihm Ignazio. »Sie erwartet uns.«
Uberto zögerte kurz, doch dann nickte er. »Es wird mir nicht leichtfallen, dich ›Vater‹ zu nennen«, sagte er, und die Tränen liefen ihm über die Wangen.
»Wenn das der Preis ist, den ich bezahlen muss, so entrichte ich ihn gern«, erwiderte Ignazio. »Ich möchte nur, dass du glücklich bist.«
Uberto wischte sich die Tränen ab. »Vielleicht werde ich das mit der Zeit lernen.«
Die drei Gefährten wandten sich nach Westen, ihr Blick ging über die Steilhänge der Alpen und die tief eingeschnittenen Täler zu einem fernen Ort namens Heimat.
DANKSAGUNG
Einen Roman zu schreiben ist eine einsame Arbeit, die Geduld und Konzentration verlangt. Natürlich möchte ich dennoch einigen Menschen danken, die mir in unterschiedlichen Phasen des Schreibens und der Veröffentlichung von »Der Händler der verfluchten Bücher« geholfen haben: meiner guten Freundin, der Bibliothekarin Stefania Calzolari, für das Lesen meiner Rohfassungen und die langen Gespräche über das Mittelalter; dem Team von Newton Compton und insbesondere Alessandra Penna, weil sie sofort an meinen Roman geglaubt haben, meiner Agentin Roberta Oliva und ihrer Mitarbeiterin Silvia Arienti für ihren beständigen hartnäckigen Einsatz. Mein besonderer Dank gilt meinem Freund, dem Schriftsteller Alfredo Colitto, für seine wertvollen Ratschläge und seine
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