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Der häusliche Herd

Der häusliche Herd

Titel: Der häusliche Herd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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seiner rohen
Verachtung gegen die Frauen nach, die sich unter dem Scheine
verliebter Verehrung barg.
    Werden sie mich endlich schlafen lassen, rief er laut, indem er
sich wieder heftig auf den Rücken warf. Die erste, die will …
Mir ist es gleich … Alle zusammen, wenn es ihnen
gefällt! … Laßt mich schlafen; morgen ist auch ein
Tag …

Kapitel 2
     
    Als Frau Josserand, ihre Töchter voran, die Abendgesellschaft
bei Frau Dambreville verließ – die im vierten Stockwerk eines
Hauses der Rivoli-Straße an der Ecke der Oratoriumsstraße wohnte –
warf sie in einem plötzlichen Ausbruch ihres seit zwei Stunden
zurückgehaltenen Zornes die Haustüre wütend
zu. Berta, ihre jüngere Tochter, hatte wieder einmal eine Partie
verfehlt.
    Nun, was macht ihr da, rief sie zornig ihren Töchtern zu, die
unter der Torwölbung stehen geblieben waren und den
vorüberfahrenden Droschken nachblickten. So geht doch!… Glaubt ihr
gar, daß ich eine Droschke nehmen werde… Um noch weitere zwei
Franken auszugeben, was?
    Das wird hübsch werden bei dem Schmutz, meinte Hortense, die
ältere Tochter. Meine Schuhe werden es kaum überstehen.
    Vorwärts! rief die Mutter wütend. Wenn ihr keine Schuhe mehr
habt, bleibt ihr im Bett, – damit ist es gut. Was nützt es auch,
daß man euch unter die Leute führt?!
    Berta und Hortense ließen die Köpfe hängen und wandten sich der
Oratoriumsstraße zu; sie hoben ihre langen Röcke so hoch über ihre
Krinolinen, wie es möglich war und gingen mit eingezogenen
Schultern, fröstelnd unter ihren dünnen Mantillen dahin. Hinter
ihnen kam Frau Josserand, eingehüllt in einen alten Pelz von
abgetragenem Grauwerk. Alle drei waren ohne Hüte, das Haar bedeckt
mit einem Spitzenschleier, einer Haartracht, die bewirkt, daß die
wenigen Fußgänger, die in so vorgerückter Abendstunde heimkehrten,
sich überrascht umwandten, um diesen Damen nachzublicken, welche
die Häuser entlang, eine hinter der andern, mit gekrümmtem Rücken
sorgfältig dem Schmutz auszuweichen suchten und dahineilten. Die
Erbitterung der Mutter stieg noch, wenn ihr einfiel, wie oft sie
seit drei Jahren in ähnlicher Weise den Heimweg angetreten hatten
mit zerknitterten Toiletten durch den Morast der Straßen, verhöhnt
von verspäteten Lümmeln. Nein! Sie hatte jetzt entschieden genug
davon, ihre Töchter in allen vier Enden von Paris herumzuschleppen,
ohne sich eine Droschke gönnen zu dürfen, aus Furcht, sich am folgenden Tage eine Speise beim
Essen absparen zu müssen.
    Und das bringt Heiratspartien zusammen, sagte sie laut, von Frau
Dambreville mit sich selber sprechend, gleichsam um sich zu
trösten, während ihre Töchter, von ihr fast unbeachtet, in die
Honoriusstraße einbogen. Saubere Partien übrigens! Eine Schar
Zieraffen, die, Gott weiß woher, zu ihr kommen. Ach, wenn man nicht
gezwungen wäre! … Da ist zum Beispiel ihr neuester Erfolg,
diese junge Frau, mit der sie prunkte, gleichsam um uns zu zeigen,
daß es nicht immer fehlschlägt ein sauberes Exemplar, ein
unglückliches Kind, das nach einem Fehltritt, den es begangen,
wieder auf sechs Monate ins Kloster gesteckt werden mußte, um
frisch gebleicht zu werden.
    Als die Mädchen über den Königsplatz gingen, entlud sich ein
Platzregen. Das gab ihnen den Rest. Bei jedem Schritte ausgleitend,
völlig durchnäßt, blieben sie wieder stehen und blickten den
Droschken nach, die leer vorbeifuhren.
    Vorwärts! schrie die Mutter unbarmherzig. Wir sind ja jetzt ganz
nahe zu Hause, es lohnt nicht mehr die Mühe, vierzig Sous zu
bezahlen. Euer Bruder Leo ist auch ein sauberer Filz! Aus Furcht,
den Wagen bezahlen zu müssen, hat er sich geweigert, mit uns zu
kommen. Wenn er bei dieser Dame findet, was er sucht – umso besser!
Aber sauber scheint mir die Sache nicht. Eine Frau über die
Fünfzig, die nur junge Leute empfängt! Eine ehemalige
Nichtsnutzige, die irgendeine hohe Persönlichkeit mit diesem
Schwachkopf Dambreville verheiratet und ihn dafür zum Bürochef
gemacht hat.
    Hortense und Berta trabten im Regen hintereinander her und
schienen nichts von all dem zu hören. Wenn ihre Mutter sich in
solcher Weise das Herz erleichterte, alle Rücksichten außer acht lassend, der schönen Erziehung vergessend,
die sie ihnen zu geben meinte, dann waren sie gewohnt, taub zu
sein. In der finstern und öden Leitergasse verlor Berta endlich die
Geduld.
    Nein, das ist nett! Jetzt verliere ich einen Schuhabsatz! …
Ich kann nicht weiter!
    Frau Josserand ward

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