Der Healing Code
schlecht
behandelt wird. Es weiß nicht, dass die Mutter hart arbeitet und unendlich müde
und frustriert ist, weil es zu klein ist, um diese Worte zu verstehen oder sich
überhaupt einen Begriff davon zu machen. Es weiß nur eines: Wenn es die eine
unangenehme Empfindung vermeiden will (die nasse Windel), wird es dafür eine
andere unangenehme Empfindung erleben (eine wütende Mutter). Es wird auch
spüren, dass es das Recht hat, sauber und trocken zu sein und von seiner Mutter
liebevoll behandelt zu werden, aber es wird diese Emotionen nicht verstehen, da
es auch dafür weder Worte noch Vorstellungen hat. Diese chaotische Erfahrung
wird nun als vorsprachliche Erinnerung abgespeichert, um im späteren Leben
schließlich immer wieder dann abgerufen zu werden, wenn der Junge bzw. Mann eigentlich in der Lage sein sollte, um die Erfüllung
seiner körperlichen Bedürfnisse zu bitten. Oder wenn er Trost und Liebe bei
einer Frau sucht. Oder wenn er mitten in der Nacht erwacht, besonders da er
diese negative Situation so oft erlebt hat.
Eis-am-Stiel-Erinnerungen
Ich hatte einmal eine Klientin,
die einen Intelligenzquotienten von 180 besaß, an einer Eliteuniversität einen Abschluss
mit Auszeichnung gemacht und die besten Aussichten hatte, es an der Wall Street
weit zu bringen. Sie sagte, sie habe keine gesundheitlichen Probleme, wohl aber
Probleme mit Erfolg: «Ich kann einfach nicht aufhören, meinen beruflichen
Aufstieg zu sabotieren. Alle sagen, dass ich das Zeug dazu habe, an der Wall
Street Karriere zu machen, aber jedes Mal, wenn sich eine Aufstiegsmöglichkeit
abzeichnet, finde ich einen Weg, es zu vermasseln.» Bei der Arbeit mit dem Healing Code entdeckte sie, dass sich all das auf ein
Erlebnis zurückführen ließ, das sie im Alter von fünf oder sechs Jahren hatte.
Es war ein Sommertag, und ihre Mutter hatte ihrer Schwester ein Eis am Stiel
gegeben; ihr aber wollte sie keines geben.
Sie würden nun vielleicht
erwarten, dass es zum Streit kam. Ihr flog das Eis am Stiel an den Kopf, sie
fiel hin, verletzte sich und musste in die Notaufnahme. Aber nein — nichts von
alldem. Das ist die ganze Geschichte: Ihre Mutter gab ihrer Schwester ein Eis
am Stiel, nicht aber ihr. Ihre Mutter sagte sogar: «Deine Schwester hat brav
aufgegessen. Wenn du auch brav aufisst, bekommst du auch ein Eis am Stiel.» Was
hatte die Mutter also falsch gemacht? Absolut nichts. Aber diese Erinnerung
wurde mit dem Verstand, den Augen und der Denkweise einer Fünfjährigen kodiert
— vergessen Sie nicht, sie befand sich damals noch immer im
Delta-Theta-Stadium. Und auf diesem Niveau bleibt ihr die Erinnerung erhalten.
Sie wird ein Leben lang aus der Sicht einer Fünfjährigen mit dem Unbewussten
verdrahtet, bis sie verändert wird oder heilt.
Derartige vorsprachliche oder
vor dem Erwerb des logischen Denkens liegende Erinnerungen können wie
Schreckgespenster durch unser ganzes Leben geistern. Und wir haben Tausende
davon. Wie viel von dem, was wir über die Welt wissen, haben wir in den ersten
vier oder fünf Jahren unseres Lebens gelernt? Jede Menge, und all das haben wir
in der Perspektive unseres damaligen Entwicklungsstandes abgespeichert. All das
haben wir in jenem Delta-Theta-Hirnwellen-Stadium verschlüsselt, ohne die
Unterstützung des logischen Denkvermögens.
Sooft diese Erinnerungen
reaktiviert werden, werden wir zurückkatapultiert ins Alter von fünf Monaten
oder fünf Jahren und können nicht wie ein Erwachsener rational darauf blicken
und reagieren.
Traumaerinnerungen
Diese Erinnerungen prägen sich
uns natürlich unser ganzes Leben über ein, sooft sich eben ein Trauma ereignet.
Wir können Traumaerinnerungen aber auch erben.
Das Interessante an Traumaerinnerungen ist, dass unser rationales Denkvermögen
zu einem gewissen Grad «abgeklemmt» wird, wenn wir ein Trauma erleben. Warum?
Weil wir in einen Schockzustand geraten. Wenn Sie schon einmal jemanden gesehen
haben, der unter Schock stand (und sei es nur im Fernsehen), werden Sie sich
vielleicht daran erinnern, dass er nicht in der Lage war zu sprechen oder nicht
wusste, wo er sich befand oder was gerade geschehen war. Lassen Sie mich an
meinem eigenen Beispiel erklären, was dabei vor sich geht: Vor vier Jahren
bekam ich einen Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens und beschloss, lieber
zur Nachschulung zu gehen, statt die Verwarnung auf meinem Konto
stehenzulassen. An jenem Abend hielt der Schulungspolizist zur Begrüßung eine
kleine
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