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Die Bruderschaft des Schmerzes

Die Bruderschaft des Schmerzes

Titel: Die Bruderschaft des Schmerzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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    Bart Fraden saß lässig auf der Schreibtischkante. Wie bei einer ruhenden Wildkatze war seine Haltung gleichzeitig locker und angespannt. Ja, zum Teufel, dachte er und zerkaute einen weiteren Bissen der schmackhaften Fasanenkeule, es war schließlich zu erwarten gewesen, daß die schönen Tage einmal zu Ende gehen würden.
    Er ließ die Fasanenkeule auf die gehämmerte Silberschale fallen, die auf der hochglanzpolierten Walnußtischplatte stand, ergriff die halbvolle Flasche leicht gekühlten Rheinweins und spülte mit einem kleinen Schluck die Reste seines Bissens hinunter. Der Wein war gut, er war verdammt gut. Schließlich mußte der Gürtel-Freistaat für jede Flasche dreißig Konfö-Dollars hinblättern.
    Der Fasan jedoch war etwas zu trocken, offensichtlich war er zu lange in der Backröhre gewesen. Aber für Ah Ming war es sicher nicht leicht, dachte Fraden nachsichtig, sich auf das Kochen zu konzentrieren, während der gute alte Gürtel-Freistaat rapide seinem Untergang entgegen trieb.
    Eigentlich ging es Ah Ming, dem Küchenchef des Präsidenten des GSF, hier oben auf Ceres wirklich nicht schlecht, und Fraden wußte – wenn auch nicht aus eigener Erfahrung –, daß jede normale Katze einfach die Nerven verlieren mußte, wenn ihr der Vogel, den sie schon fest in den Krallen hatte, wieder davonflatterte.
    Fraden selbst war eine solche Einstellung jedoch äußerst fremd. Jede Katze mit ein bißchen Talent mußte doch nur die Nase in den Wind halten, um ein neues Jagdrevier zu finden, in dem sie ihre Fähigkeiten voll entfalten konnte. Wenn einer Blüte der Honig ausgeht, dann fliegt die Biene weiter zur nächsten. Ein Koch mit Ah Mings Begabung würde überall zwischen der Erde und Antares sein Auskommen finden. Er besaß ein überragendes Könnenauf einem Gebiet, von dem die meisten anderen überhaupt nichts verstanden. Und das war schließlich die beste Sicherheit, über die ein Mensch, sei er Koch oder Politiker, überhaupt verfügen konnte.
    Fraden griff quer über den Tisch und nahm eine lange Havannazigarre aus der handgeschnitzten Elfenbeinkassette. Er roch einen Moment lang genießerisch an ihr, steckte sie dann in den Mund und zündete sie an. Während er den schweren Rauch einsog, ließ er seinen Blick wehmütig über das Zimmer gleiten, betrachtete die teakholzgetäfelten Wände, den Picasso, den Calder, den Mallinstein, den Wandschrank, in dem die Zigarrenkisten gestapelt waren und bei gleichbleibender Temperatur und Feuchtigkeit gehalten wurden, die Hausbar, die den besten Schnaps bereithielt – jeder Tropfen war von der Erde importiert …
    Ein hübscher Aufwand für den Asteroidengürtel. Allein dieser Raum dürfte zehntausend Gürteldollars gekostet haben. Auf dieser Seite des Mars gab es nichts, das der Präsidentenkuppel gleichkam … Holz, Speisen, Zigarren, Whisky … Und alles war Stück für Stück von der Erde eingeflogen worden, natürlich zu Lasten des GFS-Staatsschatzes.
    Der erste und letzte Präsident des Gürtel-Freistaates schätzte einen gepflegten Lebensstil.
    Fraden seufzte wehmütig, doch die Wehmut vermochte nicht die Züge seines harten, kantigen Gesichts zu erweichen, eines Gesichts, das trotz seiner Starrheit durchaus hübsch zu nennen war. Fradens Gesicht bestand aus glatten Flächen und scharfen Kanten und den harten Schatten, hinter denen sich seine tiefliegenden dunkelbraunen Augen verbargen. Die Nase war scharf, aber wohl proportioniert. Das harte, unbewegte Gesicht, der grobknochige, aber drahtige Körper und der dichte schwarze Haarschopf ließen Fraden raubtierhaft erscheinen – und tatsächlich entsprach jeder Zoll seiner äußeren Erscheinung genau seinem Charakter.
    Plötzlich ertappte sich Bart Fraden bei seinen wehmutsvollen Gedanken und zwang sich zu einem rauhen, spöttischen Lachen. „Tja, Mensch“, sagte er laut – vielleicht wollte er sich selbst überzeugen –, „außer dem Asteroidengürtel gibt es noch andere Karpfen im Teich … Wie gewonnen, so zerronnen.“
    Er wandte sich dem Kommunikator zu, der direkt vor ihm auf der Tischplatte stand. Es wurde allmählich Zeit, daß er sich vergewisserte, ob alles für die Abreise vorbereitet war. Eigentlich war der Zeitpunkt zum Aufbruch schon gekommen …, wenn dieser verfluchte Valdez nur endlich auftauchen würde. Wenn er es nicht schaffte, die Blockade der Konföderierten zu durchbrechen …
    Das war eine Möglichkeit, über die Bart Fraden nicht nachdenken mochte. Es stand so schon

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