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Der Heckenritter von Westeros

Der Heckenritter von Westeros

Titel: Der Heckenritter von Westeros Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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Kettenhemd auf, schüttle den Dreck heraus, und leg es dorthin zurück, wo du es gefunden hast. Und den Halbhelm auch. Hast du die Pferde gefüttert, wie ich es dir gesagt habe? Und Leichtfuß gestriegelt?«
    »Ja«, sagte der Junge, während er Stroh aus dem Kettenhemd schüttelte. »Ihr geht nach Aschfurt, nicht wahr? Nehmt mich mit, Ser.«
    Davor hatte die Schankwirtin ihn gewarnt. »Und was würde deine Mutter dazu sagen?«
    »Meine Mutter?« Der Junge verzog das Gesicht. »Meine Mutter ist tot, sie würde gar nichts dazu sagen.«
    Er war überrascht. War die Schankwirtin nicht seine Mutter? Vielleicht war er nur Bursche bei ihr. Dunk schwirrte der Kopf ein wenig vom Bier. »Bist du ein Waisenjunge?«, fragte er unsicher.
    »Seid Ihr denn einer?«, gab der Junge zurück.
    »Ich war mal einer«, gab Dunk zu. Bis der alte Mann mich angenommen hat.
    »Wenn Ihr mich mitnehmt, könnte ich Euer Knappe sein.«
    »Ich brauche keinen Knappen«, sagte er.
    »Jeder Ritter braucht einen Knappen«, erwiderte der Junge. »Und Ihr seht aus, als würdet Ihr ganz dringend einen brauchen.«
    Dunk hob drohend eine Hand. »Und mir scheint, du siehst aus, als würdest du eine Ohrfeige brauchen. Füll mir einen Beutel mit Hafer. Ich reite nach Aschfurt … allein.«
    Falls der Junge Angst hatte, verbarg er es gut. Einen Augenblick stand er trotzig und mit verschränkten Armen da, doch als Dunk gerade aufgeben wollte, drehte sich der Junge um und ging den Hafer holen.
    Dunk war erleichtert. Ein Jammer, dass ich ihn nicht … aber er hat ein gutes Leben hier im Wirtshaus, ein besseres als der Knappe eines Heckenritters. Ich würde ihm keinen Gefallen tun, wenn ich ihn mitnähme.
    Aber er konnte die Enttäuschung des Jungen spüren. Als er Leichtfuß bestieg und Donners Zügel nahm, beschloss Dunk, dass ein Kupferheller ihn aufmuntern würde. »Hier, Junge, für deine Hilfe.« Er schnippte lächelnd die Münze zu ihm hinunter, aber der Stallbursche machte keine Anstalten, sie zu fangen. Sie fiel zwischen seinen nackten Füßen in den Dreck, und da ließ er sie liegen.
    Sobald ich weg bin, wird er sie aufheben, sagte sich Dunk. Er ließ den Zelter kehrtmachen, ritt von dem Gasthaus weg und führte die beiden anderen Pferde neben sich her. Die Bäume standen hell im Mondschein, der Himmel war wolkenlos und voller Sterne. Als Dunk den Weg entlangritt, spürte er, wie der Stalljunge ihm verdrossen und stumm nachsah.
    Die Schatten des Nachmittags wurden lang, als Dunk am Rain der Aue von Aschfurt die Zügel anzog. Sechzig Zelte waren bereits auf den Wiesen errichtet worden. Manche waren klein, manche groß; manche eckig, manche rund; manche aus Segeltuch, manche aus Leinen, manche aus Seide; aber alle waren bunt, und lange Banner flatterten von ihren Mittelpfosten. Sie waren strahlender als ein Feld voller Wildblumen, in vollem Rot und Sonnengelb und allen Schattierungen von Grün und Blau sowie tiefen Schwarz-, Grau- und Violetttönen.
    Der alte Mann war mit einigen dieser Ritter geritten; andere kannte Dunk aus Geschichten, die in Wirtshäusern und an Lagerfeuern erzählt wurden. Auch wenn er den Zauber des Lesens und Schreibens nie gelernt hatte, war der alte Mann unerbittlich gewesen, wenn es darum ging, ihn Heraldik zu lehren, und er hatte ihm die Wappen oft beim Reiten eingebleut. Die Nachtigallen gehörten Lord Caron aus den Marschen, der mit der Hohen Harfe so geschickt umzugehen wusste wie mit der Lanze. Der gekrönte Hirsch gehörte Ser Lyonel Baratheon, dem Lachenden Sturm. Dunk erkannte den Jägersmann von Tarly, den violetten Blitz des Hauses Dondarrion, den roten Apfel der Fossoweys. Dort brüllte der Löwe von Lennister golden auf Purpurrot, und dort schwamm die dunkelgrüne Wasserschildkröte der Estermonts auf einem hellgrünen Feld. Das braune Zelt unter dem roten Hengst konnte nur Ser Otho Bracken gehören, der nur die Bestie von Bracken genannt wurde, seit er vor drei Jahren Lord Quentyn Schwarzhain bei einem Turnier in Königsmund erschlagen hatte. Dunk hatte gehört, Ser Otho hätte derart fest mit der stumpfen Langaxt zugeschlagen, dass er das Visier von Lord Schwarzhains Helm mitsamt dem Gesicht darunter eingeschlagen hatte. Er sah auch einige Banner der Schwarzhains am westlichen Rand der Wiese, so weit von Ser Otho entfernt, wie es nur ging. Marbrand, Mallister, Cargyll, Westerling, Swann, Mullendor, Hohenturm, Florent, Frey, Fünfrosen, Schurwerth, Darry, Parren, Wyld; es schien, als hätten sämtliche Adelshäuser

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