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Der Herodes-Killer

Der Herodes-Killer

Titel: Der Herodes-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Roberts
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klebte an dem um die Matratze eingeschlagenen Bettlaken fest. Als er ein wenig fester zog, hörte er, wie etwas riss. Stoff trennte sich von Stoff, Oberfläche von Oberfläche. Bellwood trat hinter ihn, ihre Taschenlampe beleuchtete, was von der Leiche noch übrig war.
    Es tut mir leid , dachte Rosen. Es tut mir leid, dass du hier allein gelegen hast, ohne dass jemand um dich getrauert oder deinen Tod auch nur bemerkt hat.
    Die Tote, ein zerbrechliches Skelett, hatte eine Embryonalhaltung eingenommen. Die Knie waren an die Ellbogen gezogen und die Handknöchel an die Zähne. Ihr Schädel ruhte auf einem Büschel grauen Haars.
    Rosen senkte die Bettdecke.
    Was immer ihren Tod verursacht hatte, sie hatte so lange gelegen, dass sie unter der Bettdecke verwest und ausgetrocknet war. Der Gedanke machte Rosen gleichzeitig wütend und traurig.
    Tweed. Auf der Frisierkommode der alten Dame stand eine halb leere Flasche Tweed-Parfüm, daneben lag eine Elfenbeinbürste, in deren Borsten sich für immer ein paar graue Haare verfangen hatten.
    Ihre Schmuckkiste stand offen, der Inhalt war wohlgeordnet und unberührt.
    Auf dem Tisch daneben lag ein goldenes, herzförmiges Medaillon. Es war geöffnet. Auf der einen Seite des Herzens sah man das Foto zweier Kinder, eines Mädchens im Teenageralter und eines kleinen Jungen; auf der anderen Seite befand sich eine kleine Strähne dunklen Haars.
    «Wer seid ihr?», fragte Rosen die Kinder in dem Medaillon.
    «Und wo seid ihr jetzt?» Bellwood streichelte das Medaillon mit ihrem Licht.
    «Was ist mit den anderen Zimmern?», fragte Rosen.
    «Alle leer, bis auf das Nachbarzimmer zu diesem hier. Sollen wir?»
    Der Nachbarraum war das reinste Museumsstück. Das Zimmer einer Jugendlichen Anfang bis Mitte der 1970er Jahre. Die Zeitschrift Jackie lag aufgeschlagen auf dem Bett, eine altertümliche Stereoanlage mit einer RAK 45 Schallplatte von Muds Tiger Feet war zu sehen, und an den Wänden hingen Poster von David Bowie als Ziggy Stardust und Paul Gadd als Gary Glitter.
    «Hm», sagte Rosen, der das gerahmte Foto einer mageren Dreizehnjährigen betrachtete. Er nahm den Rahmen in die Hand und überlegte, was aus dem Mädchen geworden sein mochte.
    «Vielleicht hat die alte Dame sich an einen Zeitpunkt in der Vergangenheit festgeklammert, das Mädchen ist groß geworden und …»
    «Vielleicht.» Er musterte das Foto, die Kleidung des Mädchens, dessen blondes Haar stufig geschnitten war, und sagte sich, dass das Foto etwa 1973 aufgenommen worden sein musste. «Sie war 1973 ein paar Jahre älter als ich damals. Nicht, dass unsere Pfade sich jemals hätten kreuzen können», bemerkte Rosen wehmütig.
    «Warum nicht?», fragte Bellwood.
    «Ich bin in Walthamstow aufgewachsen. Von einer Straße wie dieser hier, einer solchen Wohngegend, hätte ich niemals auch nur geträumt.»
    Rosen betrachtete das Foto des Mädchens lange schweigend. Er seufzte; in der staubigen Luft hing die Erinnerung an eine Zeit, in der Carol Bellwood noch gar nicht auf der Welt gewesen war.
    «Ich hatte eine Tochter …» Rosen schluckte die Worte, die ihm spontan hatten entschlüpfen wollen, herunter und wandte die Augen von Bellwoods verwirrtem Gesicht ab. Er riss sich von dem Gedanken an Hannah los, dem Baby, das einmal in seinen Armen geschlummert hatte, und sprach ein wenig lauter. «Kommen Sie, machen wir weiter. Ich glaube, ich habe schon einmal etwas Ähnliches gesehen.»
    Rosen kehrte ins Badezimmer zurück, Bellwood folgte ihm.
    «1999 hat einmal ein abgewiesener Lover die Nachbarwohnung benutzt, um an die Frau heranzukommen, die er sowohl liebte als auch hasste. Ein hässlicher Mord.»
    Rosen blickte sich im Bad um, verweilte einen Augenblick oben an der Decke und dachte über eine bestimmte Möglichkeit nach. Als seine Augen wieder in Bellwoods Gesicht sahen, lächelte er beinahe.
    «Carol, ich glaube, ich weiß, wie der Killer in die Nr. 22 eingedrungen ist.»

[zur Inhaltsübersicht]
    4
    Zehn Minuten später stellte Eleanor Willis im Badezimmer von Haus Nr. 22 eine Klappleiter unter der Zugangsluke des Dachbodens auf.
    «David, wenn Sie mit dem Dachboden recht haben, könnten Sie da oben genug Spuren finden, um uns zu sagen, welche Schuhgröße seine Oma getragen hat», meinte Parker.
    «Ob mir das Glück so hold ist?», fragte Rosen. «Bisher habe ich ja nicht viel Schwein gehabt.»
    Sobald die Worte heraus waren, dachte Rosen an Phillip und Julia Caton und die anderen vier durch den Tod getrennten Paare und

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