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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Kiste ein kleines Schwert, das in einer alten, schäbigen Lederscheide steckte. Dann zog er es heraus, und seine blankgeputzte und gut gepflegte Klinge glitzerte plötzlich, kalt und hell. »Das ist Stich«, sagte er und stieß es mit wenig Mühe tief in einen Holzbalken. »Nimm es, wenn du magst. Ich werde es vermutlich nicht wieder brauchen.«
    Frodo nahm es dankbar an.
    »Und dann ist das noch da«, fuhr Bilbo fort. Er holte ein Paket heraus, das für seine Größe ziemlich schwer zu sein schien. Er wickelte verschiedene Lappen ab und hielt dann ein kleines Panzerhemd hoch. Es war dicht gewebt aus vielen Ringen, beinahe so schmiegsam wie Leinen, kalt wie Eis und härter als Stahl. Es glänzte wie mondbeschienenes Silber und war besetzt mit weißen Edelsteinen. Zu ihm gehörte ein Schwertgehänge mit Perlen und Bergkristall.
    »Hübsch, das Ding, nicht wahr?«, sagte Bilbo und bewegte es im Licht. »Und nützlich. Es ist mein Zwergen-Panzerhemd, das Thorin mir geschenkt hat. Ich habe es von Michelbinge zurückgeholt, ehe ich aufbrach, und mit meinem Gepäck hergebracht. Alle Erinnerungsstücke an meine Reise habe ich mitgebracht, mit Ausnahme des Ringes. Aber ich hatte nicht erwartet, hierfür wieder Verwendung zu haben, und ich brauche es jetzt nicht, außer um es manchmal zu betrachten. Du spürst das Gewicht kaum, wenn du es anhast.«
    »Ich würde aussehen – nun ja, ich glaube, es wäre nicht angemessen für mich«, sagte Frodo.
    »Genau das habe ich auch gesagt«, erwiderte Bilbo. »Aber mach dir nichts draus, wie es aussieht. Du kannst es unter deiner Überkleidung tragen. Komm schon! Es soll ein Geheimnis zwischen uns sein. Verrate es keinem anderen! Aber ich wäre beruhigter, wenn ich wüsste, dass du es trägst. Ich könnte mir vorstellen, dass es sogar die Dolche der Schwarzen Reiter abhält«, fügte er leise hinzu.
    »Nun gut, dann werde ich es nehmen«, sagte Frodo. Bilbo legte es ihm an und befestigte Stich an dem glitzernden Schwertgehänge; und dann zog Frodo seine alten, abgetragenen Hosen, Wams und Jacke darüber.
    »Wie ein ganz gewöhnlicher Hobbit schaust du aus«, sagte Bilbo. »Aber jetzt ist mehr an dir dran, als äußerlich zu sehen ist. Viel Glück wünsche ich dir!« Er wandte sich ab, blickte aus dem Fenster und versuchte, eine Melodie zu summen.
    »Ich weiß gar nicht, wie ich dir dafür danken soll, Bilbo, und für alles Gute, das du mir schon gegeben hast«, sagte Frodo.
    »Versuche es gar nicht erst«, sagte der alte Hobbit, drehte sich um und schlug ihm auf den Rücken. »Au!«, rief er. »Du bist jetzt zu hart, als dass man dich schlagen könnte! Aber so ist es nun mal: Hobbits müssen zusammenhalten und Beutlins besonders. Die einzige Gegenleistung, um die ich dich bitte, ist: Pass möglichst gut auf dich auf und bringe alle Auskünfte mit, die du erhalten kannst, und alle alten Lieder und Erzählungen, an die du herankommst. Ich will mein Bestes tun, um mein Buch zu beenden, ehe du zurückkommst. Ich würde gern noch ein zweites schreiben, wenn ich solange am Leben bleibe.« Er unterbrach sich, wandte sich wieder zum Fenster und sang leise.
    Am Feuer sitze ich und denk
         An alles, was ich sah,
    Und Sommerzeit und Falterflug
         Von einst sind wieder da,
    Altweiberfäden, gelbes Laub
         Im Herbst, der damals war
    Mit Morgendunst und blassem Licht
         Und Wind auf meinem Haar.
    Am Feuer sitze ich und denk,
         Die Welt ist wunderlich,
    Folgt auf den Winter doch der Lenz –
         Dereinst nicht mehr für mich.
    So vieles gibt es immer noch,
         Das hab ich nie gesehn,
    Ist anders doch in jedem Jahr
         Das Grün des Frühlings schön.
    An viele Leute denk ich da,
         Die sind schon längst nicht mehr;
    Wird nach mir noch so mancher sein,
         Der kümmert mich nicht sehr.
    Doch wie ich da so sitz und denk,
         Da horch ich unverwandt
    Nach lieben Schritten an der Tür
         Und Stimmen wohl bekannt.
    Es war ein kalter grauer Tag gegen Ende Dezember. Der Ostwind fegte durch die kahlen Äste der Bäume und rauschte in den dunklen Föhren auf den Bergen. Dunkel und niedrig jagten Wolkenfetzen über ihre Köpfe hinweg. Als die freudlosen Schatten des frühen Abends niedersanken, machte sich dieGruppe zum Aufbruch bereit. Sie sollten in der Dämmerung losgehen, denn Elrond hatte ihnen geraten, im Schutze der Nacht zu wandern, so oft sie konnten, bis sie weit von Bruchtal wären.
    »Ihr solltet die vielen Augen von

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