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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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alle durch.
    »Ein Seil!«, murmelte er. »Kein Seil! Und erst gestern Abend hast du dir gesagt: ›Sam, wie ist es mit einem Stück Seil? Du wirst es brauchen, wenn du keins hast.‹ Ja, ich werde es brauchen. Jetzt kann ich keins mehr beschaffen.«
    In diesem Augenblick kam Elrond mit Gandalf heraus, und er rief die Gemeinschaft zu sich. »Dies ist mein letztes Wort«, sagte er leise. »Der Ringträger macht sich auf die Suche nach dem Schicksalsberg. Ihm allein ist eine Verantwortung auferlegt: Er darf den Ring weder wegwerfen noch ihn einem Diener des Feindes ausliefern oder ihn auch nur einem anderen überlassen als den Mitgliedern der Gemeinschaft oder des Rates, und auch das nur in der größten Not. Die anderen gehen als freiwillige Gefährten mit ihm, um ihm auf seinem Weg behilflich zu sein. Ihr mögt verweilen oder umkehren oder andere Pfade beschreiten, wenn sich die Möglichkeit bietet. Je weiter ihr geht, umso weniger leicht wird es sein, zurückzukommen; dennoch wird euch kein Eid und keine Verpflichtung auferlegt, weiter zu gehen, als ihr wollt. Denn noch kennt ihr nicht die Stärke eurer Herzen und könnt nicht voraussehen, was jedem von euch auf der Straße begegnen mag.«
    »Treulos ist, wer Lebewohl sagt, wenn die Straße dunkel wird«, sagte Gimli.
    »Vielleicht«, sagte Elrond. »Aber lasst denjenigen nicht geloben, im Dunkeln zu wandern, der den Einbruch der Nacht nicht gesehen hat.«
    »Doch mag ein geschworenes Wort das zitternde Herz stärken«, sagte Gimli.
    »Oder es brechen«, erwiderte Elrond. »Schaut nicht zu weit voraus! Aber geht nun guten Mutes! Lebt wohl, und möge der Segen der Elben und Menschen und aller Freien Völker euch begleiten. Mögen die Sterne euer Angesicht bescheinen!«
    »Viel … viel Glück!«, rief Bilbo und stotterte vor Kälte. »Ich vermute, du wirst kein Tagebuch führen können, Frodo, mein Junge, aber ich erwarte einen vollständigen Bericht, wenn du zurückkommst. Und bleibe nicht zu lange fort! Leb wohl!«
    Noch viele andere von Elronds Gefolge standen im Schatten, schauten ihnen nach, als sie gingen, und sagten ihnen mit leisen Stimmen Lebewohl. Es gab kein Lachen, kein Lied und keine Musik. Schließlich wandten sie sich ab und verschwanden schweigend in der Dämmerung.
    Sie überschritten die Brücke und erklommen langsam den steilen Pfad, der aus der Talschlucht von Bruchtal hinausführte; und schließlich kamen sie zu dem Hochmoor, wo der Wind durch die Heide pfiff. Sie warfen noch einen Blick auf das Letzte Heimelige Haus, dessen Lichter unter ihnen schlummerten, und schritten weit in die Nacht von dannen.
    An der Bruinenfurt verließen sie die Straße, wandten sich nach Süden und gingen auf schmalen Pfaden durch das hügelige Land. Sie hatten vor, diese Richtung westlich des Gebirges auf viele Meilen und Tage beizubehalten. Die Gegend war viel rauher und öder als in dem grünen Tal des Großen Stroms in Wilderland auf der anderen Seite der Bergkette, und sie würden langsam vorankommen. Doch hofften sie, auf diese Weise der Aufmerksamkeit feindlicher Augen zu entgehen. Saurons Späher hatte man bisher selten in diesem verlassenen Lande gesehen, und die Pfade waren kaum jemandem bekannt außer dem Volk von Bruchtal.
    Gandalf ging voran und neben ihm Aragorn, der diese Gegend selbst im Dunkeln kannte. Die anderen folgten im Gänsemarsch, und Legolas, der scharfe Augen hatte, bildete die Nachhut. Der erste Teil ihrer Wanderung war bitter und mühselig, und Frodo behielt kaum eine Erinnerung, abgesehen von dem Wind. An vielen sonnenlosen Tagen wehte er eisig kalt von dem Gebirge im Osten, und kein Kleidungsstück schien imstande zu sein, seine tastenden Finger abzuhalten. Obwohl die Gemeinschaft warme Kleidung hatte, war ihr selten warm, weder beim Gehen noch beim Rasten. Sie schliefen unruhig um die Mitte des Tages in irgendeiner Mulde oder verborgen unter dem Gestrüpp von Dornbüschen, die an vielen Stellen wuchsen. Am späten Nachmittag wurden sie von der Wache geweckt und nahmen ihre Hauptmahlzeit ein: ein kaltes und freudloses Mahl in der Regel, denn sie konnten es selten wagen, Feuer zu machen. Abends gingen sie dann wieder weiter, immer so weit nach Süden, wie sie nur einen Weg finden konnten.
    Zuerst schien es den Hobbits, dass sie zwar gingen und vorwärtsstolperten, bis sie müde waren, aber doch langsam wie Schnecken vorankrochen und nirgends hinkamen. Jeden Tag sah das Land nicht viel anders aus als am Vortag. Und doch rückte das

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