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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Springerreihen zu tanzen: einen hübschen, wenn auch ziemlich lebhaften Tanz.
    Aber Bilbo war noch nicht fertig. Von einem Jungen in der Nähe schnappte er sich ein Horn und blies drei laute Töne. Der Lärm erstarb. Ich will euch nicht lange aufhalten!, rief er. Beifall von der ganzen Versammlung. Ich habe euch alle aus einem bestimmten Grund zusammengerufen. So, wie er das sagte, machte es irgendwie Eindruck. Es trat fast völlige Stille ein, und einer oder zwei von den Tuks spitzten die Ohren.
    Ja, eigentlich aus drei Gründen. Erstens vor allem, um euch zu sagen, dass ich euch alle unerhört gern habe und dass einundelfzig Jahre eine viel zu kurze Zeit sind, um unter so vortrefflichen und bewundernswerten Hobbits zu leben. Mächtiger Beifallsausbruch.
    Ich kenne die Hälfte von euch nicht halb so gut, wie ich es gern möchte, und ich mag weniger als die Hälfte von euch auch nur halb so gern, wie ihr es verdient. Das war unerwartet und gar nicht so einfach zu verstehen. Vereinzelt wurde geklatscht, aber die meisten versuchten erst einmal dahinterzukommen, ob es eigentlich als Kompliment gemeint war.
    Zweitens, um meinen Geburtstag zu feiern. Wiederum Zurufe. Eigentlich sollte ich sagen: UNSEREN Geburtstag. Denn es ist natürlich auch der Geburtstag meines Erben und Neffen Frodo. Heute wird er mündig und tritt sein Erbe an. Flüchtiges Klatschen seitens der Älteren und einige laute Rufe: »Frodo! Frodo! Braver alter Frodo!«, seitens der Jüngeren. Die Sackheim-Beutlins runzelten die Stirn und fragten sich, was »tritt sein Erbe an« wohl bedeuten sollte.
    Zusammen sind wir hundertvierundvierzig Jahre alt. Die Zahl der Tischgenossen sollte dieser bemerkenswerten Gesamtsumme entsprechen: ein Gros, wenn ich den Ausdruck gebrauchen darf. Kein Beifall. Das war ja lächerlich. Viele der Gäste, und besonders die Sackheim-Beutlins, waren beleidigt, denn sie hatten das Gefühl, nur eingeladen worden zu sein, um die erforderliche Zahl vollzumachen, wie Waren in einer Packung. »Ein Gros! Nein, so was. Was für ein gewöhnlicher Ausdruck.«
    Außerdem ist es, wenn ich die alte Geschichte erwähnen darf, der Jahrestag meiner Ankunft mit dem Fass in Esgaroth am Langen See; obwohl ich die Tatsache, dass es mein Geburtstag war, damals vergessen hatte. Ich wurde nämlich erst einundfünfzig, und in diesem Alter sind Geburtstage noch nicht so wichtig. Das Bankett allerdings war großartig, obwohl ich zu der Zeit eine böse Erkältung hatte, wie ich mich erinnere, und nur »vülen Donk« sagen konnte. Heute kann ich es ganz richtig wiederholen: Vielen Dank, dass ihr zu meinem kleinen Fest gekommen seid. Beharrliches Schweigen. Alle fürchteten, dass ihnen nun ein Lied oder irgendein Gedicht bevorstünde; und allmählich hatten sie sowieso genug. Warum konnte er nicht aufhören und sie auf sein Wohl trinken lassen? Aber Bilbo sang nicht, es kam auch kein Gedicht. Er hielt einen Augenblick inne.
    Drittens und letztens, sagte er, möchte ich etwas KUNDTUN. Dieses Wort sprach er so laut und betont aus, dass jeder, so er noch konnte, sich aufsetzte. Ich bedaure kundtun zu müssen, dass dies – auch wenn ich gesagt habe, einundelfzig Jahre in eurer Mitte seien eine viel zu kurze Zeit – das ENDE ist. Ich gehe nun. Ich verlasse euch JETZT. LEBT WOHL!
    Er stieg vom Stuhl und verschwand. Es gab einen blendenden Blitz, und alle Gäste kniffen die Augen zu. Als sie sie wieder aufmachten, war Bilbo nirgends zu sehen. Hundertvierundvierzig verblüffte Hobbits saßen sprachlos da. Der alte Odo Stolzfuß nahm seine Füße vom Tisch und stampfte auf. Dann trat Totenstille ein, bis plötzlich nach tiefem Atemholen alle Beutlins, Boffins, Tuks, Brandybocks, Grubers, Pausbackens, Lochners, Bolgers, Straffgürtels, Dachsbaus, Gutleibs, Hornbläsers und Stolzfußens auf einmal zu reden begannen.
    Alle waren sich darüber einig, dass der Scherz von sehr schlechtem Geschmack zeugte und viel mehr Essen und Trinken nötig wären, um die Gäste über Schreck und Verdruss hinwegzubringen. »Er ist verrückt, das habe ich ja immer gesagt«, war vermutlich die häufigste Erklärung. Sogar die Tuks (mit wenigen Ausnahmen) fanden Bilbos Verhalten aberwitzig. Im Augenblick hielten die meisten sein Verschwinden selbstverständlich für nicht mehr als einen lächerlichen Streich.
    Aber der alte Rorig Brandybock war nicht so sicher. Weder das Alter noch ein gewaltiges Abendessen hatten seinen Verstand benebelt, und er sagte zu seiner Schwiegertochter

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