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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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vor, wieder herzukommen, und habe deshalb alle Vorkehrungen dafür getroffen. Ich bin alt, Gandalf. Man sieht es mir nicht an, aber im tiefsten Herzensgrunde fühle ich mich allmählich alt. Noch gut aussehend, in der Tat!«, schnaubte er. »Doch komme ich mir ganz dünn vor, gewissermaßen ausgemergelt, wenn du weißt,was ich meine: wie Butter, die auf zu viel Brot verstrichen wurde. Das kann doch nicht richtig sein. Ich brauche eine Veränderung oder so was.«
    Gandalf sah ihn forschend und aufmerksam an. »Nein«, meinte er nachdenklich, »das scheint wirklich nicht in Ordnung zu sein. Ich glaube auch, dass dein Plan wahrscheinlich der beste ist.«
    »Ich bin auf jeden Fall fest entschlossen. Ich will wieder Berge sehen, Gandalf – Berge, und dann irgendeinen Ort finden, wo ich Ruhe finden kann. In Frieden und Stille, ohne eine Menge neugieriger Verwandter und eine Schar verflixter Besucher, die sich gegenseitig die Klinke in die Hand geben. Vielleicht finde ich einen Ort, wo ich mein Buch fertig schreiben kann. Ich habe mir einen hübschen Schluss dafür ausgedacht: Und dann lebte er vergnügt bis ans Ende seiner Tage. «
    Gandalf lachte. »Das wird er hoffentlich. Aber niemand wird das Buch lesen, wie immer der Schluss auch sein mag.«
    »Oh, vielleicht doch, in späteren Jahren. Frodo hat es schon gelesen, so weit es bis jetzt geht. Du wirst ein Auge auf Frodo haben, nicht wahr?«
    »Ja, das werde ich – zwei Augen, sooft ich sie entbehren kann.«
    »Natürlich würde er mit mir kommen, wenn ich ihn darum bäte. Er hat es mir sogar selbst vorgeschlagen, kurz vor dem Fest. Aber in Wirklichkeit will er nicht, noch nicht. Ich möchte gern wieder das wüste Land sehen, ehe ich sterbe, und das Gebirge; er aber hängt noch immer am Auenland mit seinen Wäldern und Feldern und kleinen Flüssen. Er soll sich hier wohl fühlen. Ich hinterlasse ihm natürlich alles mit Ausnahme von ein paar Kleinigkeiten. Er wird hier hoffentlich glücklich sein, wenn er sich daran gewöhnt hat, auf eigenen Füßen zu stehen. Es ist jetzt Zeit, dass er sein eigener Herr wird.«
    »Alles?«, fragte Gandalf. »Auch den Ring? Du warst einverstanden gewesen, erinnerst du dich?«
    »Nun, hm, ja, ich glaube schon«, stammelte Bilbo.
    »Wo ist er?«
    »In einem Umschlag, wenn du es unbedingt wissen musst«, sagte Bilbo ungeduldig. »Da, auf dem Kaminsims. Ach nein, hier in meiner Tasche.« Er zögerte. »Ist das nicht seltsam?«, sagte er leise zu sich. »Ja, warum eigentlich nicht? Warum sollte er da nicht bleiben?«
    Gandalf sah Bilbo wieder sehr scharf an, und seine Augen funkelten. »Ich meine, Bilbo«, sagte er ruhig, »an deiner Stelle würde ich ihn zurücklassen. Willst du es nicht?«
    »Nun ja – und nein. Jetzt, da es soweit ist, mag ich ihn ganz und gar nicht hergeben, das muss ich schon sagen. Und ich sehe auch nicht ein, warum ich es sollte. Warum willst du es unbedingt?«, fragte er, und seine Stimme klang merkwürdig verändert. Sie war scharf vor Misstrauen und Ärger. »Dauernd bedrängst du mich wegen meines Ringes; aber wegen der anderen Dinge, die ich auf meiner Reise bekommen habe, hast du mir niemals so zugesetzt.«
    »Nein, aber ich musste dich bedrängen«, antwortete Gandalf. »Ich wollte die Wahrheit wissen. Es war wichtig. Zauberringe sind – nun ja, eben Zauberringe; sie sind selten und sonderbar. Ich war beruflich an deinem Ring interessiert, könnte man sagen; und ich bin es noch. Ich möchte gern wissen, wo er ist, wenn du wieder auf Wanderschaft gehst. Außerdem meine ich, dass du ihn lange genug gehabt hast. Du wirst ihn nicht mehr brauchen, Bilbo, wenn ich mich nicht sehr irre.«
    Bilbo lief rot an, und seine Augen blitzten zornig. Sein freundliches Gesicht wurde hart. »Warum nicht?«, rief er. »Und was geht es dich überhaupt an, was ich mit meinen Sachen mache? Er gehört mir. Ich habe ihn gefunden. Er ist zu mir gekommen.«
    »Ja, ja«, sagte Gandalf. »Aber deswegen brauchst du nicht zornig zu werden.«
    »Wenn ich es bin, ist es deine Schuld. Es ist meiner, sage ich dir. Mein Eigen. Mein Schatz. Ja, mein Schatz.«
    Das Gesicht des Zauberers blieb ernst und aufmerksam, und nur ein Flackern in seinen tiefliegenden Augen verriet, dass er bestürzt und sogar beunruhigt war. »So ist der Ring schon früher genannt worden«, sagte er, »doch nicht von dir.«
    »Aber jetzt sage ich es. Und warum auch nicht? Selbst wenn Gollum einmal dasselbe gesagt hat. Jetzt gehört er nicht ihm, sondern mir. Und ich

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