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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Wasserflasche aufgeschlitzt.«
    »Gut, dann brauchen wir nicht mehr darüber zu reden«, sagte Sam. »Für den Anfang haben wir genug. Aber mit dem Wasser wird es schlimm. Doch komm nun, Herr Frodo. Wir gehen jetzt los, sonst wird uns auch ein ganzer See nichts mehr nützen!«
    »Nicht, ehe du einen Happen gegessen hast, Sam«, sagte Frodo. »Vorher rühre ich mich nicht von der Stelle. Hier, nimm diesen Elbenkuchen undtrink den letzten Tropfen aus deiner Flasche! Die ganze Sache ist ziemlich hoffnungslos, da hat es keinen Zweck, sich über morgen Gedanken zu machen. Wahrscheinlich gibt es gar kein Morgen.«
    Schließlich brachen sie auf. Sie kletterten die Leiter hinunter, und dann nahm Sam sie und legte sie neben die zusammengesackte Leiche des heruntergefallenen Ork. Die Treppe war dunkel, aber oben auf dem Dach konnte man noch den Schein des Berges sehen, obwohl er jetzt zu einem dunklen Rot verblasste. Sie nahmen sich zwei Schilde, um ihre Verkleidung zu vervollständigen, und gingen dann weiter.
    Sie stapften die große Treppe hinunter. Die hohe Kammer im Turm, wo sie sich wiedergetroffen hatten, erschien ihnen jetzt fast anheimelnd: Nun waren sie wieder im Freien, und Entsetzen ging von den Mauern aus. Vielleicht waren alle tot im Turm von Cirith Ungol, aber noch immer war er erfüllt von Schrecken und Unheil.
    Schließlich kamen sie zu der Tür, die zum äußeren Hof führte, und sie hielten an. Selbst von dort, wo sie jetzt standen, spürten sie, wie die Bosheit der Wächter auf sie traf, schwarze, stumme Gestalten auf beiden Seiten des Tors, durch das der Schein von Mordor schwach hindurchschimmerte. Als sie sich ihren Weg durch die hässlichen Leichen der Orks bahnten, wurde jeder Schritt schwieriger. Ehe sie auch nur den Torbogen erreicht hatten, mussten sie stehenbleiben. Nur einen Zoll weiterzugehen, war eine Qual und Anstrengung für Willen und Glieder.
    Frodo hatte keine Kraft für einen solchen Kampf. Er sank auf den Boden. »Ich kann nicht weitergehen, Sam«, murmelte er. »Ich werde ohnmächtig. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist.«
    »Ich weiß es, Herr Frodo. Halte jetzt durch. Es ist das Tor. Da ist irgendeine Teufelei. Aber ich bin hereingekommen, und ich werde auch wieder hinauskommen. Es kann nicht gefährlicher sein als vorher. Nun los!«
    Sam zog wieder das Elbenglas von Galadriel heraus. Als ob die Phiole seiner Kühnheit Ehre erweisen und seine treue braune Hobbithand, die solche Taten vollbracht hatte, mit Glanz verschönen wollte, strahlte sie plötzlich, sodass der ganze schattige Hof von einer blendenden Helligkeit wie von einem Blitz erleuchtet war; aber das Licht blieb hell und ging nicht aus.
    »Gilthoniel, A Elbereth!«, rief Sam. Denn ohne zu wissen, warum, dachte er mit einem Mal an die Elben im Auenland und an das Lied, das den Schwarzen Reiter zwischen den Bäumen vertrieben hatte.
    »Aiya elenion ancalima!«, rief Frodo, der jetzt wieder hinter ihm war.
    Der Wille der Wächter wurde mit einer Plötzlichkeit gebrochen, als ob ein Strick risse, und Frodo und Sam stolperten vorwärts. Dann rannten sie. Durch das Tor und vorbei an den großen sitzenden Gestalten mit ihren glitzernden Augen. Dann hörten sie ein Krachen. Der Schlussstein des Gewölbes brach heraus und stürzte ihnen fast auf die Fersen, und die Mauer darüber zerbröckelte und fiel in Trümmer. Nur um Haaresbreite waren sie entkommen. Eine Glocke schlug; und die Wächter stießen einen hohen und entsetzlichen Klageruf aus. Hoch oben in der Dunkelheit wurde er beantwortet. Aus dem schwarzen Himmel kam wie ein Pfeil eine geflügelte Gestalt herabgeschossen und zerriss die Wolken mit einem grausigen Kreischen.

ZWEITES KAPITEL
    DAS LAND DES SCHATTENS
    S am hatte gerade noch genug Verstand, um die Phiole wieder in seine Brusttasche zu stecken. »Lauf, Herr Frodo!«, rief er. »Nein, nicht da lang! Da geht’s steil runter hinter der Mauer. Komm mir nach!«
    Vom Tor aus flohen sie die Straße entlang. Als sie sich nach fünfzig Schritten um eine vorspringende Ausbuchtung des Felsens herumzog, konnten sie vom Turm nicht mehr gesehen werden. Für den Augenblick waren sie entkommen. Sie kauerten sich an den Fels und schöpften Luft, und dann blieb ihnen das Herz stehen. Der Nazgûl hockte jetzt auf der Mauer neben dem zerstörten Tor und stieß seine grässlichen Schreie aus. Alle Felsen hallten davon wider.
    Voller Schrecken stolperten sie weiter. Bald bog die Straße wieder scharf nach Osten ab, und für einen

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