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Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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Beine des armen Königs Ulden unter einem Strauch hervor. Seine Füße waren gebrochen; offenbar hatte man sie vom Sockel gestoßen.
    Mit finsterer Miene folgte Rostigan der Gruppe.
    Etwas mehr als eine Meile weiter stieß Cedris einen bestürzten Schrei aus. Vor ihnen am Straßenrand stand eine weitere Statue. Diesmal hatte sich Salarkis hingekniet, lockte mit den Fingern und fletschte die Zähne zu einem gefährlichen Fauchen.
    »Ich kann es nicht fassen!«, sagte Cedris. »Hier stand Königin Jilwyn. Wer macht so etwas nur? Die Arbeit ist so fein. Sicherlich ist es das Werk eines verrückten Fadenwirkers!«
    Alle sahen sich bei diesem Gedanken ängstlich um.
    Rostigan kam dazu und zog das Schwert. Er drehte es langsam in der Hand, fast, als wollte er es der Statue zeigen … und holte dann mächtig aus und schlug auf das Bein des Wächters. Die Klinge sprang mit einem Klirren zurück, doch der Stein war unversehrt.
    »Mach deine Waffe nicht stumpf, Schädelspalter«, sagte Cedris. »Die Statue umzuwerfen braucht seine Zeit. Wir müssen den Bewohnern der nächsten Stadt Bescheid geben.«
    Sie gingen weiter, und Tarzi hakte sich bei Rostigan unter und warf einen unbehaglichen Blick zum Standbild zurück.
    »Zumindest wissen wir jetzt, dass sie aus Stein ist«, sagte sie.
    Nein, dachte Rostigan. Stein wäre gesplittert.
    Als sie zur dritten Statue kamen, sah es aus, als würde Salarkis mit den Schultern zucken.
    »Seht einfach nicht hin«, murmelte Cedris.
    Nachmittags erreichten sie ein verschlafenes Dorf inmitten bestellter Felder. Tarzi und Cedris machten sich sofort auf die Suche nach dem Bürgermeister, um ihm von den Statuen zu berichten. Das würde ihnen wenigstens beim Anwerben von Rekruten helfen, nahm Rostigan an, denn wenn irgendwer glaubte, er wäre hier weit außerhalb des Einflusses der Wächter, so waren die Statuen der beste Beweis für das Gegenteil.
    Er selbst hatte noch etwas zu erledigen. Nachdem er am Ende Tarzis Betteln nachgegeben hatte, musste er einen Kräuterhändler finden. An der Hauptstraße gab es einige Marktstände und Karren mit Gemüse. An einem ging er vorbei und hörte zufällig das Gespräch zwischen einem Händler und einer alten Frau mit an.
    »Der Apfel schmeckt wie Lehm«, sagte die Alte.
    »Für mich sieht er gut aus«, meinte der Händler und drehte die Frucht in der Hand. Wo sie hineingebissen hatte, glänzte das Fruchtfleisch leuchtend weiß.
    »Versuch doch selbst«, forderte sie ihn auf.
    Der Händler zuckte mit den Schultern, biss ab und verzog das Gesicht angewidert.
    »Und?«
    »Die habe ich heute Morgen frisch vom Hof geholt«, sagte er verwirrt und nahm noch einen vom Wagen. Zögerlich biss er hinein. »Dieser auch … was ist nur mit denen passiert?«
    »Gib mir mein Geld zurück«, forderte die alte Frau.
    Rostigan entdeckte einen Laden mit dicken purpurfarbenen Gardinen und einem Schild, auf dem geschrieben stand: »Borgan. Kräuter und Tränke«. Der möchte aber unbedingt geheimnisvoll wirken , dachte er auf dem Weg zur Tür.
    In den Regalen im Laden standen die Gefäße in recht großen Abständen, um den Eindruck eines reichhaltigen Angebots zu erwecken. Als die Tür hinter ihm zufiel, trat ein Mann – wie Rostigan annahm, Borgan – hinter einem Vorhang hervor, schenkte ihm ein Lächeln und eilte hinter die Verkaufstheke.
    »Guten Tag, Herr. Suchst du etwas Bestimmtes? Ich habe frische Ascenia, die ausgezeichnet gegen Brandwunden und Blutergüsse wirkt.«
    Wie der Laden aussah, würde hier wohl kaum irgendwo der Beutel mit Gold herumliegen, den man brauchte, um auch nur ein einziges Blatt Lockenzahn zu kaufen. Und aus diesem Grund bestand kein Anlass, dem Mann mitzuteilen, dass Rostigan den Gegenwert eines Königreichs mit sich herumtrug.
    »Ich will nur fragen, ob du etwas kaufen möchtest.«
    »Ach«, erwiderte Borgan wenig begeistert. »Nun, kommt drauf an. Was bietest du denn an?«
    Rostigan stellte seine Tasche auf die Theke und holte einige Bündel heraus, die er Borgan zur Ansicht reichte. Das Gefäß mit dem Lockenzahn jedoch steckte er in die Hosentasche. Als er es versteckt hatte, schob er Borgan die ganze Tasche zu. Vielleicht konnte er ja mit seinen gewöhnlicheren Funden genug verdienen, um Tarzi zufriedenzustellen.
    »Hm«, meinte Borgan und betrachtete Rostigan mit mehr Respekt, während er einige Bündel zur Seite legte. »Ganz bestimmt nehme ich das Purpurmoos – mir gehen die Tränke für die Manneskraft aus. Ascenia nicht. Wie du

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