Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
Vom Netzwerk:
nicht in Ordnung. Ich war nicht aufrichtig zu dir...«
    »Es ist alles okay...«
    »Das sagst du jetzt so, aber nein, das war es nicht. Doch ich wusste einfach nicht...«
    »Ich habe dich in Verwirrung gestürzt...«, nahm er mir weitere Erklärungsversuche ab.
    »Genau!«
    »Aber nun ist alles wieder gut?«
    »Es ist alles gut...«, bestätigte ich und dachte dabei an meinen schlafenden Fabio, oben, in unserem Bett. Ein schönes, anheimelndes Bild...
    »Noch eine Verwirrung gefällig...?« , holte Shiro mich zurück, in die Küche.
    »Nur raus damit...«, forderte ich lachend.
    »Jack und ich - wir sind nicht nur Geschäftspartner!«
    Ich verstand sofort. Und Jacks Verhalten ergab plötzlich einen logischen Sinn für mich, seine eigenartig belegte Art, seine...
    »Luca...?«
    »Ja!«
    »Alles okay...?«
    »Ja, ja. Alles in... Ordnung...«
    »Er konnte es dir nicht sagen. Er hatte Angst... vor deiner Reaktion...«
    Angst? Mein Jack?
    »Es ist einfach so passiert...« , erzählte er drauflos, »...so ganz allmählich...«
    Mein bester Freund mit meinem Ex...
    »...Klingt billig...«, sprach ich meinen Gedanken ungewollt aus, korrigierte mich aber sofort. »...Ich meine, der Ex und der beste Freund...«
    »Schon...«, stimmte er mir zu, »...Aber es ist nicht billig!«
    »So meine ich es auch nicht...«, versicherte ich rasch, »...aber komisch ist es schon irgendwie...«
    »Das geht uns auch so!«
    »Äh... wie ist er denn so...?«, fragte ich vorsichtig. »...Jack ist, na ja, nun mal... Jack eben...«
    Wieder dieses Lachen. Eigenartig unvertraut war es mir, so als ob er es sich neu angewöhnt hätte.
    »Tja, viel Show, unser Jack! Viel Fassade hinter die man schauen muss...«. Seine Stimme verlor ein wenig ihren Halt, »...aber dahinter verbirgt sich dann ne ganz normale Zwei-Zimmer-Wohnung mit Küche, Bad, Balkon... verstehst du...?«
    »Und jetzt bist du gerade dabei, dort einzuziehen...?«, führte ich sein Bild fort. Jack als 'Wohnung' funktionierte ganz gut.
    »Soweit ist es noch nicht. Im übertragenen Sinne bin ich gerade dabei, zu renovieren. Tapeten abreißen, Leitungen neu verlegen...«
    »Ich glaube, dass ihr sehr glücklich miteinander werdet!«, sagte ich plötzlich, mir meiner Sache ganz sicher.
    »Ich wünsche es mir so sehr...«
    »Und ich... dir!«
    »Weißt du, all das, was gut gelaufen ist, in meinem Leben, das habe ich eigentlich dir zu verdanken...«
    Ich wusste, wie er es meinte. »Wir hatten Glück miteinander...«, rundete ich es ab.
    »Stimmt!«
    Einen Moment schwiegen wir gemeinsam, jeder in seinen Gedanken...
    »Du wirst damit klar kommen?« , fragte er schließlich.
    »Am Anfang wird es komisch sein...«, gab ich zu, »Aber die Aussicht auf einen 'frisch sanierten' Jack ist zu verlockend. Nein, ich komm schon klar. Ist doch alles gut so... was sag ich: Wunderbar! Und außerdem: Ich habe Fabio...«
    »Stimmt...«
    »Weißt du...«, begann ich von mir aus darüber zu sprechen. »...Ich habe so lange nicht gewusst, was ich empfinde, oder ob da überhaupt etwas ist, was ich empfinde... Ob ich das noch kann...«
    »Ja...?«
    »Und dann... in Catanzaro... Da wusste ich es auf einmal! Da war was! Und das ist jetzt immer stärker geworden...«
    »Das... ist schön...«
    »Ich glaube, ich bin gerade dabei, mich selbst zu renovieren...«, nahm ich das Bild von eben wieder auf.
    »Dann lass es zu, dass Fabio irgendwann bei dir einziehen darf, wenn du damit fertig bist, ja?« , bat er mich, und ich hörte aus seiner Stimme so etwas wie Glück heraus. »...Er wünscht es sich so sehr...«
    »Das weißt du...?«
    »Oh jaa...«
    »Hat er mit dir gesprochen...?«
    »Ich weiß es halt...«
    Ich sah in die Nacht hinaus und begriff, dass gerade etwas Gutes passiert war. Etwas sehr Gutes! »Ich danke dir, Shiro...«
    »Sehen wir uns mal...?«
    »Natürlich...«
    »Bald...?«
    »Gerne...«
    »Dann mach es gut... Lieber...«
    Ich versprach es ihm...
    ·
    Insgesamt waren es wohl noch so zwanzig Minuten, die ich im offenen Türrahmen verbrachte, rauchend, trinkend, aber vor allem - fühlend, denkend...

    Das Leben bildete keinen Kreis, wie ich immer angenommen hatte. Da war nichts, was sich schloss, was rund lief. Das Leben war eher mit einem Baum zu vergleichen, bildete Verästelungen, Früchte und Wildwuchs. Manchmal, wenn ein Sturm über einem tobte, verlor man den einen oder anderen Ast oder wurde ganz entwurzelt, wie es bei 'Ele der Fall gewesen war. Hatte man aber Glück, und das Unwetter war überstanden,

Weitere Kostenlose Bücher