Der Hexer - NR01 - Das Erbe der Dämonen
beunruhigender, als wenn sie in Hinterindien auftauchen würden?« fragte ich.
»Arkham ist nicht irgendein Ort«, antwortete Howard ernst. »Es gab... ein paar sonderbare Zwischenfälle um einen gewissen Alina Billingston, der vor hundert Jahren in der Nähe Arkhams gelebt hat. Die Sache wurde niemals wirklich geklärt, und so wenig, wie irgendeiner weiß, was damals wirklich geschehen ist, haben diese... Zwischenfälle... je wirklich aufgehört.«
»Was für Zwischenfälle?« fragte ich.
Howard zuckte mit den Achseln. »Menschen verschwinden oder sterben auf rätselhafte Weise. Man hört Geräusche, vor allem nachts und vor allem in den Wäldern, und ein paar Einheimische behaupten, sonderbare Dinge am Himmel gesehen zu haben.
Dazu kommt noch etwas. In dieser Bibliothek« – er machte eine Geste auf die Bücherborde, die uns umgaben – »ist der vielleicht größte Schatz an Wissen und Informationen über die GROSSEN ALTEN und den CTHULHU-Kult gesammelt, den es auf der Welt gibt. Ein großer Teil dieses Wissens, Robert«, fügte er mit veränderter Stimme hinzu, »stammt von deinem Vater. Er war einer der Gründer der Miscatonic-Universität Auch wenn das fast niemand weiß.«
»Seit sechs Monaten, Robert«, fuhr Lengley an Howards Stelle fort, »erreichen uns immer mehr Meldungen von sonderbaren Dingen. Es scheint, daß sie immer aktiver werden, von Tag zu Tag.«
»Und sie kommen näher«, fügte Howard hinzu.
Sein Gesicht verdüsterte sich. »Aber ich habe nicht zu fürchten gewagt, daß sie schon so nahe sind. In Arkham. Nur ein paar Meilen von hier!«
Er schüttelte den Kopf, seufzte tief und sah mich an. »Professor Lengley, ein paar seiner Kollegen und ich haben beschlossen, etwas gegen sie zu unternehmen. Wir müssen ergründen, wer diese Wesen sind, woher sie kommen, welche Ziele sie verfolgen und wo sie sich verbergen.«
»Und welche Rolle«, fragte ich, »hast du mir dabei zugedacht? Die des Lockvogels?«
Howard starrte mich an, suchte einen Moment krampfhaft nach Worten und versuchte die Situation dann mit einem Lächeln zu entspannen. Ganz gelang es ihm nicht.
»Du mußt lernen«, sagte er. »Du weißt manches über die GROSSEN ALTEN, aber es gibt noch so viel, das du nicht weißt. Ich... hatte gehofft, dir mehr Zeit geben zu können. Jahre, vielleicht Jahrzehnte, um die Kräfte in dir in Ruhe reifen zu lassen. Aber diese Zeit werden uns unsere Feinde nicht lassen. Ich möchte, daß du hierbleibst und alles lernst, was es über die GROSSEN ALTEN zu lernen gibt. Lengley und ich werden dir dabei helfen.«
»Das ist es also«, sagte ich leise. Meine Stimme zitterte. »Ihr... ihr wollt gar nicht mich. Ich wollt mein magisches Erbe. Die Kräfte, die mir mein Vater hinterlassen hat. Ihr wollt –«
Howard wollte etwas sagen, aber diesmal war Lengley schneller. Er sah mich mit sonderbarem Ausdruck an.
»Ihre Gefühle ehren Sie, Robert«, sagte er. »Ich wäre enttäuscht gewesen, wenn Sie nicht so reagiert hätten. Es ist Jahrzehnte her, aber ich erinnere mich an den Tag, als wäre es erst gestern gewesen, da saß ihr Vater auf diesem Stuhl und schrie mich so an, wie Sie es jetzt am liebsten mit Howard getan hätten, wären Sie mit ihm allein gewesen.«
Ich blickte verstört zwischen ihm und Howard hin und her, und Lengley fuhr mit einem flüchtigen Lächeln fort: »Glauben Sie, Sie wären der erste, der so etwas durchmacht, mein Junge? Ihr Vater hat ganz genauso reagiert, als Howard und ich ihm die Wahrheit erklärten. Oh, er war älter als Sie jetzt und viel stärker, aber sein Zorn war so heiß wie der Ihre.«
»Wenn Sie glauben, ich würde so werden wir er«, unterbrach ich ihn wütend, »dann täuschen Sie sich, Professor. Nicht in tausend Jahren!«
»Das sollst du auch nicht, Junge«, sagte Lengley sanft, beinahe ein wenig traurig. »Du bist hier, damit es nicht nötig ist, daß ein zweiter Roderick Andara aus dir wird. Dein Vater hatte keine Wahl, als so zu werden, wie er war. Er wurde gezwungen, von einem Schicksal, das das Wort Gnade nicht kennt, und er zahlte einen fürchterlichen Preis. Howard und ich wollen verhindern, daß es dir irgendwann ebenso ergeht, Robert. Wir sind deine Freunde, glaube mir.«
Seine Worte lösten ein sonderbares Echo in meinem Inneren aus. Ich war zornig, gleichzeitig aber fühlte ich mich so hilflos und verwirrt wie niemals zuvor in meinem Leben. Ich wußte einfach nicht mehr, was ich denken sollte.
»Vielleicht ist es besser, wenn wir dich jetzt für
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