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Der Hexer - NR16 - Die Prophezeiung

Der Hexer - NR16 - Die Prophezeiung

Titel: Der Hexer - NR16 - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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aufhörte, wagte sie es, die Hände herunterzunehmen und behutsam die Augen zu öffnen.
    Das Netz aus Licht war erloschen. Aus der flammenspeienden Erscheinung auf dem Boden war wieder eine harmlos aussehende, nicht einmal besonders kunstfertig ausgeführte Zeichnung geworden.
    »Warum?« wimmerte Jennifer. »Warum hast du uns verlassen, Dagon? Warum läßt du uns im Stich? Wir... wir haben dir vertraut. Wir lieben dich doch!«
    Aber die Stille antwortete nicht.
    Dagon war verschwunden.
    Für endlose Sekunden starrte Jennifer weiter aus brennenden Augen dorthin, wo der Mann – das Wesen, das sie geliebt hatte – gestanden hatte, dann drehte sie sich mit hölzern wirkenden Bewegungen um und sah wieder zur Tür.
    Die beiden gräßlichen Geschöpfe, die Dagon und sie hierher begleitet hatten, begannen immer nervöser hin und her zu laufen. Ihre furchtbaren Mäuler schnappten wie die von Hunden, und ihre Klauenhände öffneten und schlossen sich ununterbrochen. Vielleicht begannen auch sie allmählich zu begreifen, daß ihr Herr sie im Stich gelassen hatte wie alle, die ihm vertraut hatten.
    Der Kampflärm aus dem Gang nahm zu, und plötzlich torkelte die verkrümmte Gestalt eines Krötenmannes durch die Tür, über und über mit schwarzem Blut besudelt und leise, wimmernde Schmerztöne ausstoßend. Mit letzter Kraft taumelte er auf das Pentagramm zu, brach in die Knie und kippte nach vorne. Seine Krallenhände gruben sich in das Holz zwischen den daraufgemalten Linien, als versuche er noch im letzten Augenblick verzweifelt, seinem Herrn zu folgen.
    Hinter ihm erschienen drei der Schwarzgekleideten.
    Es war das erste Mal, daß Jennifer die Männer, deren bloßer Anblick genügt hatte, Dagon so sehr in Panik zu versetzen, wirklich sah. Bisher hatte sie sie nur als Schatten wahrgenommen, Schatten, die töteten und sich derart schnell bewegten, daß das menschliche Auge ihnen kaum zu folgen vermochte.
    Und plötzlich glaubte sie zu verstehen, warum Dagon diese Männer so fürchtete. Es war nicht ihr Äußeres – sicher, sie wirkten unheimlich und bedrohlich in ihren schwarzen Kleidern, aber trotz allem doch immer noch menschlich –, sondern etwas, das unsichtbar und körperlos mit ihnen zu kommen schien wie ein eisiger Hauch.
    Die beiden zurückgebliebenen Froschkreaturen versuchten die Männer anzugreifen. Sie kamen ihnen nicht einmal nahe. Einer der drei machte eine blitzartige Bewegung mit der Hand, und die erste Kaulquappenkreatur sank in sich zusammen, die Hände um den Dolch gekrampft, der plötzlich aus ihrer Brust ragte. Die andere starb, ehe sie den Boden berührte; gefällt von einem Schwerthieb, der so schnell kam wie ein Blitz.
    Mit einem ängstlichen Keuchen wich Jennifer vor den drei Männern zurück, bis sie das gegenüberliegende Ende der Kammer erreicht hatte und nicht weiterkonnte. Die drei musterten sie kalt. Jennifer wußte, daß sie sterben würde.
    Einer der drei Männer hob plötzlich die Hand an den Kopf und löste das schwarze Tuch, das sein Gesicht verhüllte. Jennifer sah, daß er noch sehr jung war; kaum mehr als ein Knabe, keinesfalls älter als sie selbst. Um seinen Mund lag ein sonderbar sanfter, weicher Zug, der nicht so recht zu dem blutigen Schwert in seiner Hand passen wollte.
    Einen Moment lang musterte er sie schweigend, dann drehte er sich herum, stieß die tote Froschkreatur mit dem Fuß beiseite und begann die Linien des Pentagrammes mit den Fingerspitzen nachzufahren. Die Augen hielt er dabei geschlossen, als lausche er in sich hinein. Schließlich schüttelte er den Kopf und stand wieder auf.
    »Er ist entkommen«, sagte er.
    Einer der beiden anderen sah ihn an. »Kannst du das Tor öffnen?«
    Der junge Mann nickte. »Ich könnte es«, antwortete er. »Aber es wäre sinnlos. Das SIEGEL ist noch hier an Bord. Ich fühle seine Nähe.« Er zögerte einen winzigen Moment. »Holen wir es.«
    Sein Kamerad nickte, trat einen Schritt auf Jennifer zu und hob sein Schwert, aber der Mann mit dem Kindergesicht fiel ihm rasch in den Arm und schüttelte den Kopf. »Sie nicht«, sagte er.
    »Aber –« Der andere wollte widersprechen, aber der Schwarzgekleidete schnitt ihm mit einer herrischen Geste das Wort ab.
    »In wenigen Stunden wird dieses Schiff ohnehin untergehen«, sagte er. »Laß ihr diese Zeit noch. Es macht keinen Unterschied.«
    Damit trat er auf Jennifer zu, hob die Hand und berührte sie beinahe sanft an der rechten Seite des Halses.
    Shannon fing das Mädchen auf, als es das

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