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Der Hexer - NR16 - Die Prophezeiung

Der Hexer - NR16 - Die Prophezeiung

Titel: Der Hexer - NR16 - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Craven?« fragte McGillycaddy erneut.
    »Das, was ich Ihnen zeigen wollte«, antwortete ich. »Die Rettungsboote – erinnern Sie sich?«
    McGillycaddy starrte mich betroffen an. »Aber das... das ist unmöglich«, stammelte er. »Dagon hat versprochen –«
    »Ich weiß nicht, was er Ihnen versprochen hat, McGillycaddy«, unterbrach ich ihn böse. »Ich weiß nur, daß von Ihrem sogenannten Gott keine Spur mehr zu sehen ist. Und daß das Schiff in spätestens zwei Stunden in diesen Strudel fallen wird, wenn wir unsere Geschwindigkeit nicht herabsetzen oder den Kurs ändern.«
    »Das können wir nicht«, brüllte McGillycaddy »Ich... verdammt, Craven – niemand hier an Bord hat eine Ahnung, wie man dieses Schiff steuert.«
    »Wissen Sie wenigstens, ob es Rettungsboote gibt?« fragte ich.
    McGillycaddy starrte mich an, schluckte ein paarmal hart und schüttelte den Kopf. Sein Gesicht färbte sich ganz langsam grau. »Nein«, gestand er. »Ich habe... keine Ahnung. Niemand hat das. Wir... wir haben Dagon vertraut, Craven.«
    Ich schluckte die scharfe Antwort, die mir auf der Zunge lag, im letzten Moment herunter. »Dann müssen wir sie suchen«, sagte ich. »Kommen Sie.«
    Ohne auf seine Antwort zu warten, stürzte ich die Treppe hinunter und lief zurück in den Mannschaftsraum.
    Die Panik, die unter den verängstigten Bewohner von Firth’en Lachlayn ausgebrochen war, hatte sich gelegt. Die Männer und Frauen saßen in kleinen Gruppen oder einzeln da, ängstlich zusammengedrängt oder in den vermeintlichen Schutz eines umgestürzten Tisches gekauert, und statt des Chores aus schreienden und durcheinanderrufenden Stimmen hatte sich eine fast geisterhafte Stille über der Menge ausgebreitet. Aber es war eine Stille, die mich fast ebenso erschreckte wie die Panik zuvor.
    Ich kannte diese Art der Stille. Ein Funke, ein unbedachtes Wort genügte, um diese zweihundert Menschen in einen durchgehenden Mob zu verwandeln.
    Oder ein Idiot wie McGillycaddy.
    Rasch lief ich bis zur Mitte des Saales, sprang auf einen Tisch und hob die Arme. »Hört mir zu!« rief ich.
    Fast augenblicklich verstummten auch die letzten gemurmelten Worte, und mit einem Male fand ich mich in dem unbehaglichen Gefühl, von mehr als zweihundert Augenpaaren angestarrt zu werden.
    »Hört mir zu«, sagte ich noch einmal. »Es ist etwas geschehen. Die DAGON ist in einen Sturm geraten.« Ich brach ab, sah mich rasch und nervös um und bemerkte, daß McGillycaddy und Hunter unter der Tür erschienen waren. Zu meiner Erleichterung blieb McGillycaddy jedoch stehen und sah mich nur aus eng zusammengekniffenen Augen an. Das Gewehr in seinen Händen deutete in meine Richtung, zielte jedoch nicht direkt auf mich.
    Ein wenig leiser, aber noch immer mit erhobener Stimme und jedes Wort genau überlegend, sprach ich weiter: »Wir müssen das Schiff verlassen, und zwar sehr schnell. Aber es besteht kein Grund zur Panik. Niemand ist in Gefahr, wenn wir die Nerven behalten.«
    Das war wahrscheinlich die dreisteste Lüge seit der Erfindung des Kommunismus, aber ich habe schon immer sehr überzeugend lügen können – und ich hatte noch ein paar Tricks auf Lager, die mir halfen.
    Es war schwer; so schwer, daß der Saal vor meinen Augen zu verschwimmen begann und ich vor Anstrengung taumelte. Nie zuvor hatte ich versucht, eine so große Menschenmenge geistig zu beeinflussen, nicht einmal mit dem Gedanken gespielt, daß so etwas überhaupt möglich war.
    Jetzt mußte ich es.
    Ich spürte die Panik, die meine Worte auslösten, wie eine unsichtbare Woge knisternder elektrischer Energie durch den Raum fegen und nach den Herzen der Männer und Frauen greifen; graue, gestaltlose Furcht, die jedes bißchen verbliebenen klaren Denkens hinwegfegen wollte. Mit aller Macht stemmte ich mich dagegen, versuchte meinen Geist zu öffnen und beruhigende Impulse in zweihundert Gehirne gleichzeitig zu senden... und spürte, wie mein Versuch jämmerlich scheiterte. Es war, als wolle ich eine Flutwelle mit bloßen Händen aufhalten.
    Dann...
    Etwas berührte meine Stirn, glitt sanft über meine Haut und drang in meinen Schädel ein. Das Gefühl war ganz real, als würde mich wirklich eine unsichtbare kühle Hand berühren, und auf schwer zu fassende Weise freundlich. Es ging sehr schnell. Die unsichtbaren Finger tasteten weiter, schienen sanft in meinem Gehirn zu graben, als suchten sie nach etwas ganz Bestimmtem –
    und hinter meiner Stirn explodierte eine Nova aus purer Energie. Eine

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