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Der Hexer - NR19 - Der achtarmige Tod

Der Hexer - NR19 - Der achtarmige Tod

Titel: Der Hexer - NR19 - Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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kühnen Sprung war ich zur Stelle, schwang meine Waffe und zertrennte den widerlichen Strang. Grauer Dampf wallte auf, und ein säuerlicher Gestank nahm mir schier den Atem. Ich hustete, stieß das abgetrennte Stück des Tentakels mit dem Fuß von mir und half dem Gestürzten keuchend auf die Beine.
    Erst in diesem Moment erkannte ich, wem ich gerade das Leben gerettet hatte.
    Leutnant Harmfeld mußte genauso überrascht sein wie ich, denn trotz der prekären Situation, in der wir uns befanden, starrte er mich drei, vier Sekunden lang fassungslos an. »Craven?« keuchte er ungläubig. »Sie?«
    Das war eine ziemlich überflüssige Frage, aber mir blieb ohnehin keine Zeit, darauf zu antworten, denn das schwarze Monstrum unter uns gab keineswegs auf. Ich hatte ihm weh getan, aber selbst die Macht meines Stockdegens reichte nicht aus, es zu vernichten. Wahrscheinlich hatte ich es nur wütend gemacht, denn der wirkliche Angriff begann erst.

    * * *

    Durch die Optik des Sehrohres betrachtet, wirkte das Schiff klein; verloren wie ein Spielzeug in der unendlichen Weite der See. Es trieb, die Segel schlaff wie große, naß gewordene Tuchstreifen von den Rahen hängend, mit der Strömung auf die englischen Inseln zu, eingehüllt in eine wogende Nebelbank. Sonderbarerweise war es der einzige Nebel weit und breit; das Periskop war stark genug, das Meer über Meilen und Meilen zu überblicken, aber wohin Nemo auch sah, war die Sicht klar. Nur rings um das Schiff kräuselte sich leichter Nebel; wie Dampf, der von der Wasseroberfläche aufstieg.
    »War es das, was Sie mir zeigen wollten?« wandte er sich an seinen Leitenden Offizier, nachdem er das Periskop wieder eingefahren hatte und zurückgetreten war.
    Der Mann schüttelte den Kopf, fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen und deutete auf einen runden, mattgrauen Schirm, der wie ein blinder Spiegel inmitten des mit Schaltern und Skalen übersäten Steuerpultes der NAUTILUS lag. »Nein, mon capitaine«, sagte er. »Schauen Sie.«
    Nemo trat neugierig neben den Mann, beugte sich über das Pult – und zog erstaunt die Brauen zusammen. Auf der matten Glasfläche war nur ein scheinbar sinnloses Gewirr von Linien, Strichen und konturlosen Schatten zu erkennen, das sich aber für das kundige Auge zu einem verblüffend genauen Abbild des Seegebietes verwandelte, durch das sich das Unterseeboot bewegte. Nemos Blick verharrte für eine Sekunde auf einem verschwommenen, langgestreckten, wolkigen Gebilde, das – wie er wußte – nichts anderes als das Abbild des Schiffes war, das er soeben durch das Periskop beobachtet hatte, und wanderte dann weiter, um an einem anderen, viel größeren Etwas hängenzubleiben.
    »Was ist das?«
    Nemo wandte sich überrascht um, als er die Stimme hörte. »Howard!« sagte er, halb erleichtert, halb aber auch erschrocken. »Du solltest in deiner Kabine liegen und dich ausruhen.«
    Lovecraft fegte seine Worte mit einer unwilligen Handbewegung beiseite. Er sah krank aus. Sein Gesicht hatte zwar die unnatürliche Blässe verloren, war aber noch weit davon entfernt, eine normale Farbe zu haben. Es schimmerte grau. In seinen Augen stand ein fiebriger Glanz.
    »Was ist das, Nemo?« wiederholte er, nachdem er sich über das Pult gebeugt und einen Moment stirnrunzelnd auf die runde Glasfläche hinabgeblickt hatte.
    »Das« – Nemo deutete auf den kleineren Schatten – »ist das Schiff, das der Ausguck gesichtet hat.« Sein Finger wanderte weiter und blieb einen Moment auf dem zweiten, größeren Schatten hängen. Es war sonderbar: Obwohl es nur ein verschwommener, heller Fleck auf dem mattgrauen Glas war, der zudem noch unentwegt Form und Größe zu verändern schien, strahlte er etwas spürbar Beunruhigendes aus. »Was ich nicht weiß, ist, was das dort bedeutet.«
    »Ein zweites Schiff?«
    »Fünfzig Faden unter Wasser?«
    Howard überlegte einen Moment. »Ein Tier? Vielleicht ein Wal?«
    »Kaum«, antwortete Nemo nach kurzem Nachdenken. »Es ist viel zu groß. Selbst ein Pottwal erreicht nicht ein Viertel dieser Größe.«
    Wieder blickte Howard lange – sehr lange – und sehr nachdenklich auf die runde Glasfläche herab. Auf seinem Gesicht erschien ein sonderbarer, fast bestürzter Ausdruck.
    »Zwei Jahre«, murmelte er plötzlich. »Bei Gott, es... es könnte sein.«
    »Was könnte sein?« fragte Nemo betont.
    Howard schien seine Frage gar nicht gehört zu haben. »Unsere Position«, sagte er. »Wie ist unsere genaue Position,

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