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Der Hexer von Quin

Der Hexer von Quin

Titel: Der Hexer von Quin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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nicht sterben, aber sie hat all das geheime Wissen einer Duine verloren – unwiderruflich.«
    Nur langsam klärten sich für Luxon die Zusammenhänge. Er war ungeduldig und sah zu, wie die Duinen Yzinda aufhoben und aus dem Saal trugen. Nur der Dolch blieb vor dem Thron zurück und die heiße Eisenstange. Langsam befestigte Kukuar, während er den Duinen nachblickte, sein Stirnband. Für einige lange Momente fühlte sich Luxon überflüssig und ausgeschlossen. Dann faßte der Zauberer ihn am Oberarm und zog ihn mit sich, auf die gegenüberliegende Seite der Halle zu.
    »Einst war ich ein Zauberer des sechsten Grades«, begann er, was Luxon erkennen ließ, daß Kukuar weitaus mehr über ihn wußte als umgekehrt, und daß er ihm offensichtlich vertraute. »Ich wurde aus der Gilde ausgeschlossen und«, seine Hand fuhr zur Stirn, »gebrannt.«
    Kukuar trug ein bodenlanges Kleid, aus einem einzigen Stück, um die Hüften mit einer dicken Kordel zusammengehalten. Die Farbe des wenig faltenreichen Gewandes war hellbraun, der Stoff schien sehr weich und glatt und angenehm zu tragen zu sein. Die Füße waren von dünnen Sandalen geschützt.
    »Das heißt, wenn ich an Yzindas Drittes Auge denke, daß auch du einen Teil deines Wissens verloren hast?« fragte der Shallad. Die Zusicherung, daß seine Reiter keinen Schaden genommen hatten, beruhigte ihn.
    »Ich verlor viel meiner Erinnerungen!
    Ich weiß nicht, aus welchen Gründen man mich aus der Gilde verstieß, und ich habe keine Erinnerung mehr daran, ob ich mir etwas zuschulden habe kommen lassen. Ich fühle mich, als würden Neider meinen Untergang wollen. Ich bin zweifellos ein Opfer dunkler Machenschaften, eines Kampfes um die Herrschaft.«
    »Und du weißt, wer ich bin?«
    »Nicht genau. Bist du wirklich der Shallad Luxon aus dem Osten? Und wissen nicht alle deiner Männer, daß du ihr Herrscher bist, weil du eine Maske trägst?«
    »Genauso ist es, Kukuar!« bestätigte Luxon wahrheitsgemäß. Der Blick des Hexers fiel auf die Hand des anderen Mannes. Mit einem knappen Lächeln hob Kukuar die Linke Luxons hoch, musterte den Siegelring am Ringfinger und fuhr leicht und prüfend über die erhabenen Runen auf der Ringplatte.
    »Woher hast du diesen Ring?«
    Luxon hatte nicht die Absicht, zu lügen. Aber er wollte auch nicht die gesamte Wahrheit sagen. Er erwiderte:
    »Es ist das Zeichen meiner Würde. Freunde haben ihn mir geschenkt, als man mich zum Shallad krönte.«
    Ein nachdenklicher, langer Blick traf ihn. Augenscheinlich glaubte der Zauberer diese kurze Antwort nicht. Oder nicht ganz. Aber er schwieg und zog den Shallad zwischen den Säulen hindurch bis auf eine kleine Terrasse. Von hier aus ging der Blick fast ungehindert über den größten Teil der Felsenstadt und das Umland, bis hin zu den Berghängen, vor denen sich die letzten Nebelschleier auflösten.
    »Deine Stadt ist groß und prächtig«, gestand Luxon nach einer Weile. »In der Tat.«
    »Sie heißt Loo-Quin, wie die Insel und der Archipel«, antwortete der Zauberer mit sichtlichem Stolz.
    Die Stadt bedeckte wie eine steinerne Kappe die gesamte Oberfläche des hochgelegenen Tales und die kleinen Erhebungen rundherum. Sie war von einer wuchtigen Mauer umgeben, die, obwohl auffallend hoch und breit, den Konturen der Erhebungen folgte. Luxon sah geduckte Wehrtürme und Zinnen, wenige Tore, und immer wieder Rampen, Treppenstufen, Säulen und Terrassen voller Erdreich, in denen Gemüse wuchs, Bäume standen und Strauchwerk sich ausbreitete. An vielen Stellen leuchteten Sonnenstrahlen auf eckigen Teichen. Es mußten viele Tausende Quinen hier leben. Aus vielen Dächern stiegen schlanke Rauchsäulen.
    »Ich glaube«, sagte Luxon sehr nachdenklich nach einer Weile, »daß ich froh sein muß. Darüber, daß ich vielleicht einen mächtigen Verbündeten im Kampf gegen die Zaketer gefunden habe.«
    »Ich habe zwar wenig Erinnerungen, aber meine magischen Fähigkeiten sind nicht verloren.«
    »Das haben wir merken müssen.«
    Jetzt hatten sich auch die Straßen, Wege und Treppen mit Quinen bevölkert. Im Gegensatz zu den muskulösen, halbnackten Jägern auf der Insel waren sie gut gekleidet und bewegten sich gemessener, aber keineswegs langsam. Sie arbeiteten; sie führten alle Arbeiten aus, die in einer solchen Stadt an der Tagesordnung waren. Überall, wohin Luxon blickte, löste sich der Nebel auf.
    »Wo finde ich meine Reiter – und die Tiere?« fragte der Shallad.
    »Ich zeige es dir später.«
    »Dieser

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