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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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schwache Surren war kaum zu hören, als er auf den Knopf drückte und das filmte, was er sah.
    Er ging näher. Überall waren Kinder, aber im Augenblick sah er keine Erwachsenen. Wo waren die denn alle geblieben? Man musste doch auf die Kinder aufpassen, sie könnten sich verletzen, wenn sie von dem rotgelben Klettergerüst oder von den Schaukeln sprangen.
    Dort stand das Klettergerüst, gleich neben dem Eingang. Und dort stand jetzt auch er.
    Ein Sprung.
    Heeej! Heeej hopp! Ein Lachen. Er lachte auch wieder, sprang, nein, hätte aber springen können. Jetzt half er einem Kind, es war ein Junge. Wieder hinauf, hinauf! Hinauf in den Himmel!
    Er holte es aus der Tasche und zeigte es ihm. Guck mal, was ich hier habe.
    Zum Eingang waren es drei Schritte, dann noch vier zum Auto. Die Schritte des Jungen waren kurz, sechs zum Eingang, acht zum Auto.
    Kinder, überall Kinder, er dachte, er sei jetzt der Einzige, der den Jungen sah, auf ihn aufpasste. Die Großen standen dahinten mit Kaffeetassen, die in der kalten Luft dampften.
    Mehrere Autos. Der Junge war jetzt überhaupt nicht mehr zu sehen, aus keiner Richtung. Nur er sah ihn, hielt ihn an der Hand.
    Da ist es. Ja, ich hab eine ganze Tüte voll davon, stell dir vor. Jetzt öffnen wir die Tür. Kannst du ganz allein einsteigen? Wie groß du schon bist.
    *
    Die Wunde am Hinterkopf des Studenten sah aus wie ein Kreuz oder so was Ähnliches. Das Haar war abrasiert, die Wunde deutlicher zu sehen, es war grausig, aber er lebte noch. Gerade so eben, doch er hatte eine Chance.
    Bertil Ringmars Gesicht schimmerte bläulich in der Beleuchtung des Entrees, als er das Krankenhaus verließ.
    »Ich fand, das müsstest du sehen«, sagte Ringmar. Winter nickte.
    »Was war das für eine Waffe?«, fuhr Ringmar fort.
    »Irgendeine Hacke. Ein… vielleicht ein Küchengegenstand oder Gartengerät. Oder ein landwirtschaftliches Werkzeug… Ich weiß es nicht, Bertil.«
    »Da ist so was… ich weiß nicht. An irgendwas erinnert es.«
    Winter zappte die Tür zu seinem Mercedes auf. Das Parkdeck war verlassen. Die Blinkleuchten flackerten wie warnend auf.
    »Da müssen wir wohl einen Dorfältesten auf dem platten Land befragen«, sagte Winter, als er den Hügel hinunterfuhr.
    »Jetzt mach dich nicht drüber lustig.«
    »Lustig? Worüber soll ich mich denn lustig machen?«
    Ringmar antwortete nicht. Der Linnéplatsen lag genauso verlassen da wie eben das Parkdeck.
    »Das ist der Dritte«, sagte Ringmar.
    Winter nickte, löste seinen Schlips und öffnete die beiden obersten Hemdknöpfe.
    »Drei junge Männer niedergeschlagen mit einem Gerät, das wir nicht kennen«, sagte Ringmar. »Drei Studenten.« Er wandte sich zu Winter um. »Ist das schon ein gemeinsames Muster?«
    »Weil es alles Studenten sind? Oder weil wir glauben, in den Wunden ein Kreuz zu sehen?«
    »Weil es Studenten sind«, erwiderte Ringmar.
    »Es gibt viele Studenten.« Winter fuhr westwärts. »An die fünfunddreißigtausend in dieser Stadt.«
    »Mhm.«
    »Ein beachtlicher Bekanntenkreis, selbst wenn sie nur untereinander verkehren«, sagte Winter.
    Ringmar trommelte auf die Armlehne. Winter bog von der Autostraße ab und fuhr weiter nach Norden. Die Straßen wurden schmaler und die Villen größer.
    »Eine Hacke«, sagte Ringmar. »Wer schleppt an einem Samstagabend eine Hacke mit sich rum?«
    »Ich wage nicht einmal daran zu denken«, sagte Winter. »Hast du hier in Göteborg studiert?«
    »Nur ganz kurz.«
    »Was hast du studiert?«
    »Jura, reingeschnuppert. Ist nichts draus geworden.«
    »Ich bin Student of life gewesen«, sagte Ringmar.
    »Wo? Und wann legt man darin sein Examen ab?«
    Ringmar schnaubte. »Du hast Recht, Erik. Man steckt ununterbrochen im Examen.«
    »Von wem wird man belohnt?« Winter wurde langsamer.
    »Bieg nach rechts ab, dann umgehst du die Anschlussstelle«, sagte Ringmar.
    Winter bog nach rechts ab, schlängelte sich an zwei parkenden Autos vorbei und hielt vor einer Villa aus Holz. Von drinnen fiel schwaches Licht auf den Rasen und durch die Ahornbäume, die wie Gliedmaßen aussahen, die sich in den Himmel reckten.
    »Kommst du mit rein auf ein Butterbrot?«, fragte Ringmar. Winter sah auf die Uhr. »Oder wartet Angela mit Austern und Wein?«, frotzelte Ringmar.
    »Dafür ist noch nicht die richtige Saison«, antwortete Winter.
    »Du willst vermutlich Elsa gute Nacht sagen?«
    »Sie schläft um diese Zeit schon«, sagte Winter. »Okay, auf ein Butterbrot. Hast du slowenisches Bier?«
    *
    Ringmar

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