Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
holte etwas zu essen aus dem Kühlschrank. Winter kam mit drei Flaschen aus dem Keller.
    »Wahrscheinlich war da nur noch tschechisches«, sagte Ringmar über die Schulter.
    »Ich verzeih dir«, sagte Winter und reckte sich nach dem Bieröffner.
    »Geräucherte Maräne mit Rührei?«, fragte Ringmar vom Kühlschrank.
    »Wenn wir Zeit haben«, sagte Winter. »Ein gutes Rührei braucht lange. Hast du denn Schnittlauch im Haus?«
    Ringmar lächelte, nickte, trug die Zutaten zur Anrichte und fing an. Winter probierte das Bier. Es schmeckte gut, war kühl, nicht zu kalt. Er nahm seinen Schlips ab und hängte das Sakko über die Stuhllehne. Seine Nackenmuskeln spannten sich nach einem langen Tag. Student of life. Ein ewiges Examen. Er sah das Gesicht des Studenten vor sich und dann den Hinterkopf. Jurastudent, wie er selbst einmal. Wenn ich durchgehalten hätte, könnte ich jetzt Polizeipräsident sein, dachte er und nahm noch einen Schluck. Vielleicht wäre das besser gewesen. Weg von der Straße. Sich nicht über zerschlagene Körper beugen müssen, keine Löcher, kein Blut, keine Wunden, die die Form eines Kreuzes hatten.
    »Die anderen beiden haben keinerlei Feinde«, sagte Ringmar vom Herd, wo er vorsichtig mit einer Holzgabel im Rührei rührte.
    »Wie bitte?«
    »Die anderen beiden Opfer, die mit dem Zeichen im Schädel überlebt haben. Keine Feinde, sagen sie.«
    »So ist das in der Jugend«, sagte Winter. »Keine richtigen Feinde.«
    »Du bist auch jung«, sagte Ringmar und hob die gusseiserne Pfanne hoch. »Hast du Feinde?«
    »Keinen einzigen«, sagte Winter. »Die legt man sich erst später im Leben zu.«
    Ringmar bereitete die Butterbrote vor. »Eigentlich gehört Branntwein dazu«, sagte er.
    »Ich kann ein Taxi nach Hause nehmen.«
    »Dann ist das also entschieden.« Ringmar holte den Schnaps.
    »Es ist derselbe Täter«, sagte Ringmar. »Worauf will er hinaus?«
    »Die Befriedigung, Schaden anzurichten«, sagte Winter und trank den letzten Schluck von seinem zweiten Schnaps und schüttelte den Kopf, als Ringmar fragend die Flasche hochhielt.
    »Aber nicht irgendwie«, sagte Ringmar. »Und nicht an irgendwem.«
    »Doch. Vielleicht.«
    »Wir müssen morgen versuchen, den Jungen zu verhören«, sagte Winter.
    »Schlag von hinten auf einer dunklen Straße. Er hat nichts gesehen, nichts gehört, er weiß nichts.«
    »Wir werden ja sehen.«
    »Pia Fröberg muss uns mit der Waffe helfen«, sagte Ringmar.
    Winter sah das angespannte, blasse Gesicht der Gerichtsmedizinerin vor sich. Einmal, zu Beginn aller Zeiten waren sie ein Paar gewesen. Jetzt war alles vergeben und vergessen. Keine Feinde.
    »Falls es was bringt«, fuhr Ringmar fort und sah in sein leeres Bierglas.
    Die Haustür wurde geöffnet und geschlossen, und aus dem Flur klang eine Frauenstimme.
    »Wir sind hier«, rief Ringmar. Seine Tochter kam herein, noch im Anorak. Dunkel wie ihr Vater, fast genauso groß, die gleiche Nase, die gleichen Augen.
    »Erik brauchte Gesellschaft«, sagte Ringmar.
    »Das glaub ich nicht«, sagte sie und hielt ihm die Hand hin. Winter nahm sie.
    »Du erkennst doch Moa?«, sagte Ringmar.
    »Wir haben uns lange nicht gesehen«, sagte Winter. »Du musst jetzt…«
    »Fünfundzwanzig«, sagte Moa Ringmar, »auf dem Weg in die Rente und immer noch zu Hause. Ha, ha!«
    »Moa lebt im Augenblick zwischen zwei Wohnungen, wenn man so will«, sagte Ringmar. »Das hier ist nur eine Zwischenstation.«
    »So sind die Zeiten«, sagte Moa, »die Kinder kehren immer ins Nest zurück.«
    »Ist doch nett«, sagte Winter.
    »Bullshit«, erwiderte Moa Ringmar.
    »Okay«, sagte Winter.
    Sie setzte sich. »Krieg ich ein bisschen Bier?«
    Ringmar holte ein Glas und goss ihr den Rest aus der dritten Flasche ein.
    »Ich hab von dem neuen Überfall gehört«, sagte sie.
    »Wo hast du es gehört?«, fragte Ringmar.
    »Im Institut. Der Junge hat doch dort gearbeitet. Er heißt Jakob, oder?«
    »Kennst du ihn?«
    »Nein. Nicht persönlich.«
    »Kennst du jemanden, der ihn kennt?«, fragte Winter.
    »Das wird ja langsam unangenehm«, antwortete sie. »Ihr seid offensichtlich immer noch im Dienst.« Sie sah Winter und dann ihren Vater an und fügte dann hinzu: »Entschuldigung, ich weiß, es ist ernst. Ich wollte mich nicht drüber lustig machen.«
    »Also…«, sagte Winter.
    »Vielleicht kenne ich jemanden, der jemanden kennt, der ihn kennt. Ich weiß nicht.«
    *
    Der Vasaplatsen war leer und still, als er aus dem Taxi stieg. Die Lichtreflexe der

Weitere Kostenlose Bücher