Der Himmel über Garmisch (German Edition)
davon.«
»Alle, Fräulein Unterwexler, alle.«
Es entstand eine Pause.
»Herr Stevens, das ist lächerlich«, sagte Ula dann. »Das ist gerade mal ein Quartalsumsatz.«
Stevens lachte glucksend. »Das war es vielleicht. Vielleicht schaffen Sie das in diesem Quartal sogar noch mal. Aber spätestens im nächsten würden Sie es bereuen, mein Angebot abgelehnt zu haben.«
***
»Das ist nicht dein Ernst«, sagte Hardy. » Wo ist sie?«
»In meinem Kofferraum«, sagte Carlo.
»Carlo … ich weiß nicht, was ich sagen soll. Was hast du vor?«
»Ich komm jetzt erst mal rein. Dann überlegen wir.«
»Was ist denn überhaupt passiert?«
»Da war ein Kollege von ihr, der ist … Ach Dreck, ich weiß selbst nicht, was passiert ist, jedenfalls hat er jetzt eine Beule am Schädel und ist k. o.«
»Ist er verletzt?«
»Welche Rolle soll das spielen?« Carlo begann zu brüllen. »Sie wollte die Bullen rufen, das hab ich verhindert. Ich kann jetzt so einen Mist nicht brauchen. Ich kann nicht!«
»Carlo, beruhige dich, sonst baust du noch ’nen Unfall. Es darf ihr nichts passieren, hörst du?«
»Natürlich darf ihr nichts passieren. Aber ich kann sie jetzt auch nicht laufen lassen. Nicht jetzt.«
Hardy rieb sich die Stirn. »Bring sie her. Ich kümmer mich um sie. Wo steckst du?«
»Im Auto. Bei Farchant.«
»Alles klar.« Hardy beendete das Gespräch und stöhnte. »Jetzt knallt er wirklich durch«, sagte er halblaut. »Kidnappt seine Therapeutin.«
***
Zettel sah Schwemmer ungläubig an. »Ist Carlo Unterwexler etwa bei Burgl in Therapie?«
»Ja. Warum?«
»Jetzt gerade?«
»Ja.« Schwemmer versuchte, mit einem Ohr weiter dem Gespräch zwischen Stevens und Ula zu folgen.
»Ich fürchte, er hat sie entführt.«
»Wa–?« Schwemmers Kinnlade klappte nach unten.
»Lepper hat gerade gesagt: ›Jetzt knallt er durch, kidnappt seine Therapeutin.‹«
Schwemmer fühlte seinen Atem stocken. Ganz ruhig, befahl er sich und schloss für drei Sekunden die Augen. »Wissen wir, was er vorhat?«
»Lepper hat ihm gesagt, er soll sie in die Villa bringen.«
Schwemmer unterbrach die Abhörverbindung und drückte zweimal die Eins; dann schwebte sein Finger für einige Sekunden über der Null.
»Ich habe eine Waffe dabei«, sagte Zettel.
Er sah sie an.
»Zu zweit kriegen wir das hin«, sagte sie. »Besser als diese Stümper.«
Immer noch hing sein Finger über der Tastatur. Er schloss die Augen. Dann traf er eine Entscheidung.
»Los«, sagte er und warf den Hörer auf die Gabel.
***
»Wo ist der Kaffee?«, fragte Ula, als Hardy wieder ins Kaminzimmer kam.
»Tut mir leid … ich hab das Pulver nicht gefunden, die Küche ist durcheinander von gestern. Noch eine Coke, Marshall?«
»Ja, bitte.«
Hardy ging zur Bar, gab Eis in ein Glas und füllte mit Cola auf.
»Ich habe Fräulein Unterwexler gerade ein Angebot gemacht«, sagte Stevens. »Aber sie scheint nicht zufrieden.«
Hardy brachte ihm das Glas. »Hätte sie es denn sein sollen?«, fragte er.
Stevens trank und lutschte auf einem Eiswürfel herum, bis er ihn schließlich knirschend zerbiss.
»Ich fürchte, es ist ihr nicht ganz klar, dass Zufriedenheit nicht immer ausschließlich von hohen Zahlen abhängt.«
»Es erstaunt mich, das ausgerechnet von einem Amerikaner zu hören«, sagte Ula.
»Oh, ich besitze eine ganze Reihe von Staatsangehörigkeiten. Ich bin schon lange ein Vorreiter der Globalisierung.«
»Ja. Das war Ihr Beruf immer. Schon seit der Antike … Herr Stevens bietet uns fünfeinhalb. Für alles.«
Hardy nickte nur.
»Was heißt das?«, fragte sie. »›Verstehe‹? Oder: ›Ja‹?«
»Nimm es«, sagte Hardy. »Das ist mein Rat.«
»Mein alter Freund Hardy versteht besser als Sie, dass dieses Angebot letztlich sehr großzügig ist.« Er sah Hardy an und wurde ernst. »Er weiß, dass ich in der Lage bin, Boris standzuhalten. Und das bedeutet auch, dass ich Ihnen das alles einfach wegnehmen könnte. Ohne dass Sie einen Dollar dafür sehen würden.«
»Das wäre nicht billiger für Sie«, sagte Ula scharf. »Sie bekommen die funktionierenden Clubs, den Bierverlag, das Boxstudio. Und das sind nur die legalen Betriebe. Was bekommen Sie, wenn Sie darum kämpfen? Ruinen. Wirtschaftliche und tatsächliche Ruinen. Ihr Angebot ist eine Frechheit.«
»Es ist das beste, das wir kriegen werden«, sagte Hardy. »Vielleicht sogar das einzige. Nimm es an. Ich hab jetzt leider etwas sehr Wichtiges zu erledigen.« Er ging zur
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