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Der Hof (German Edition)

Der Hof (German Edition)

Titel: Der Hof (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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ich lange Zeit mit dieser kleinen Wohnung verknüpft hatte, ist verflogen und kaum mehr wahrnehmbar.
    Ich spüre, wie sie sich neben mir regt.
    «Denkst du auch manchmal darüber nach, wie es sein wird zu sterben?», fragt sie.

KAPITEL  2
    Ein Auge starrt mich an. Es ist schwarz, aber in der Mitte wird es von etwas Grauem umwölkt, das mich an grauen Star denken lässt. Mehrere Linien verlaufen von der Mitte aus wie Wellen. Irgendwo verschwinden diese Linien in der Struktur eines Holzstücks. Das Auge wird zu einem Knoten, das Graue zu einem Spinnennetz, das sich darüber wie eine staubige Decke spannt. Das Netz ist mit den Hülsen längst verendeter Insekten gespickt. Von der Spinne ist allerdings nichts zu sehen.
    Ich weiß nicht, wie lange ich nach oben starre, ehe ich erkenne, dass es sich um einen Holzbalken handelt, der vom Alter dunkel und rau ist. Irgendwann danach wird mir bewusst, dass ich wach sein muss. Ich verspüre nicht den Drang, mich zu bewegen, denn ich habe es warm und bequem. Für den Augenblick genügt mir das. Mein Verstand ist leergefegt, und ich bin damit zufrieden, auf das Spinnennetz über mir zu schauen. Aber sobald ich diesen Gedanken fassen kann, verliert er schon seine Gültigkeit. Mit dem Bewusstsein kommen auch die Fragen und ein Anflug von Panik: wer, was, wann?
    Wo, vor allem.
    Ich hebe den Kopf und schaue mich um.
    Ich liege in einem Bett und bin in einem Raum, den ich nicht erkenne. Es ist weder ein Krankenhauszimmer noch eine Arrestzelle. Sonnenlicht fällt schräg durch ein einzelnes, kleines Fenster. Der Balken, auf den ich starre, gehört zu der dreieckigen Dachkonstruktion, die sich zu beiden Seiten bis zum Boden erstreckt. Einzelne Lichtstrahlen fallen durch die Lücken zwischen den Dachziegeln. Ein Dachboden also. Eine Art Scheune, so wie’s aussieht. Ein langer Raum mit nackten Dielenbrettern und Giebeln an beiden Enden. Mein Bett befindet sich unter einem der Giebel. Sperrmüll und Möbel, die zum größten Teil kaputt sind, stapeln sich an beiden Seiten vor den nackten Steinwänden. Ein muffiger Geruch liegt in der Luft, nach Alter, Holz und Stein. Es ist heiß, aber nicht unangenehm.
    Das Licht, das durch das staubige Fenster fällt, ist frisch und hell. Ich trage meine Armbanduhr, nach der es jetzt sieben Uhr ist. Als bräuchte ich nun noch eine Bestätigung, dass Morgen ist, höre ich von irgendwo da draußen das heisere Krähen eines Hahns.
    Ich habe keine Ahnung, wo ich bin oder was ich hier soll. Dann bewege ich mich, und der plötzliche Schmerz am Ende meines Beins versetzt meinem Gedächtnis den entscheidenden Ruck. Ich werfe die Decke beiseite, unter der ich liege. Erleichtert stelle ich fest, dass mein Fuß noch da ist. Er ist in einen weißen Verband gewickelt, aus dem meine Zehenspitzen wie Radieschen hervorgucken. Ich versuche, mit den Zehen zu wackeln. Es tut weh, aber längst nicht mehr so schlimm wie vorher.
    Erst dann bemerke ich, dass ich nackt bin. Meine Jeans und mein T-Shirt liegen über der Rückenlehne eines Holzstuhls, der neben meinem Bett steht. Beides ist sorgfältig zusammengelegt und sieht frisch gewaschen aus. Meine Stiefel stehen neben dem Stuhl auf dem Boden, und jemand hat sogar versucht, den beschädigten zu säubern. Aber das Leder ist von den Blutflecken dunkel, und die Risse, die von dem Treteisen stammen, kann man nicht reparieren.
    Ich breite die Decke wieder über meinen Körper und versuche, mich zu erinnern. Was war passiert, nachdem ich in die Falle tappte und bevor ich hier aufwachte? Dazu will mir nichts einfallen, aber dafür drängen andere Erinnerungen sich in den Vordergrund. Im Wald bin ich auf das Treteisen getreten. Ich bin per Anhalter gefahren und habe den Wagen versteckt und bin zu Fuß weitergegangen. Und dann erinnere ich mich auch wieder an das, was mich überhaupt hergeführt hatte.
    Lieber Himmel, denke ich und fahre mit der Hand über mein Gesicht, weil ich jetzt alles wieder weiß.
    Der Anblick meines Rucksacks, der gegen ein altes schwarzes Schaukelpferd gelehnt ist, lässt mich zusammenzucken. Ich setze mich auf, weil ich wieder weiß, was in dem Rucksack ist. Das war zu schnell; ich schließe die Augen und kämpfe gegen eine Welle der Übelkeit. Der Raum dreht sich um mich. Als der Schwindel nachlässt, höre ich Schritte, die sich von unten nähern. Ein quietschendes Geräusch, und ein Teil des Fußbodens schwingt auf.
    Ein Arm schiebt die Falltür hoch, und eine Frau kommt auf den Dachboden. Ich erkenne

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