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Der Hueter und das Kind

Der Hueter und das Kind

Titel: Der Hueter und das Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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war das einzige Mädchen unter dem halben Hundert. Salena war ihr Name.
    Im neunten Jahr ihres neuen Lebens, log Landru, würde ihre Gabe sich angeblich entfalten.
    Saduk sandte Salena hinaus in die Welt, auf die Suche nach dem einen Kind.
    Sie wurde nie fündig.
    *
    Die Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte waren vergangen, doch Sa-duks Vision war in den Gedanken des Hüters nie völlig untergegan-gen.
    Und irgendwann hatte Landru begonnen, sich damit auseinanderzusetzen - und schließlich anzufreunden. Bis er Saduks Vision gar zu teilen bereit war.
    Er hatte Salena an seine Seite genommen und von da an gemeinsam mit ihr nach dem Auserwählten gefahndet.
    Erfolglos .
    Salena hatte sich Jahrhunderte später als Verräterin erwiesen. Sie hatte sich in Liebe mit einem Menschlichen eingelassen und war drauf und dran gewesen, der Frucht dieser Liebe Leben zu schenken. Landru hatte es im letzten Moment verhindert und Salena für ihren Frevel mit ewigem Sterben bestraft .. . 5
    Doch die Idee hatte Landru nie aufgegeben, so lange er als Verwalter des Unheiligtums gewirkt hatte. Vor vielen Kelchritualen hatte er - teils offen, teils im Verborgenen - die Täuflinge geprüft, in der Hoffnung, daß er den Einen erkennen würde.
    Doch er war nie unter den geraubten Menschenkindern gewesen.
    Schließlich hatte er doch abgelassen von dem Gedanken, zumal die Suche nach dem verlorenen Kelch drei Jahrhunderte lang all seine Zeit und all sein Streben beansprucht hatte.
    Und nun - heute und hier - war es doch geschehen!
    Er war gekommen.
    Der Messias der Vampire.
    Es konnte nicht anders sein.
    Und es war nun, da es ihm offenbart worden war, auch nur logisch. In größter Not war der Alten Rasse ein Retter erschienen.
    »Uns ist ein Kind geboren«, flüsterte Landru andächtig. Unverwandt sah er hinab in die Öffnung des Kelchs. Ebenso unverwandt, wie das Kind seinen Blick erwiderte.
    Landru wußte nicht, wie es geschehen war noch was die wirklichen Folgen sein würden. Aber er würde es in Erfahrung bringen.
    Komm zu mir, flüsterte das Kind.
    »Ja«, antwortete Landru. »Ich komme.«
    Die Vision im Kelch erlosch. Leere füllte den Gral. Und vielleicht würde es nie mehr anders sein. Doch es war egal, zählte nicht länger. Das Unheiligtum mochte seinen Zweck endgültig erfüllt haben.
    Landru wandte sich ab und verließ den Raum. Die Stimme der letzten Kelchseele vernahm er schon nicht mehr. Die Münder begannen zu wispern, boshaft und hämisch.
    »Ja .«
    ». gehh .«
    ». nurr .«
    ». du .«
    »... NNNARRR!«
    *
    Italien, Rom
    »Ja. Ich komme.«
    Der Kontakt brach ab. Unsichtbare Fühler zogen sich zurück, vereinten sich in Gabriel mit der Kraft, aus der sie sich entwickelt hatten. Schauer ließen seinen schmalen Leib beben.
    Diese Macht war unvorstellbar gewesen! Noch der Gedanke daran weckte etwas wie Ehrfurcht in ihm. Und Gier.
    Er mußte der Macht des Fremden, dessen Gesicht eine abscheuliche Narbe verunstaltet hatte, habhaft werden. Und er würde es.
    »Ja. Ich komme.«
    Der andere würde ihn finden. Gabriel war sicher.
    Wenn er sich dieses Kraftpotential einverleibte, würde schlagartig alles erwachen, was noch in Winkeln seines Seins verborgen lag. Dann endlich würde er alles erfahren, was er tief in sich lange schon wußte.
    Schon der körperlose Kontakt zu ihm hatte an weiteren »Kokons« gerührt, dünne Risse in unsichtbare Schalen gezogen. Und hinter einem jener Risse sah Gabriel etwas.
    Ein Gesicht mit nachtfarbenen Augen. Und einer Narbe .
    Das Gesicht des Fremden.
    Er kannte es. Lange schon. Länger als er - lebte? Wie war das möglich?
    Dieses Wissen blieb ihm noch verwehrt.
    Der Gedanke verging, weil er nicht wichtig war. Noch nicht. Ein anderer trat an seine Stelle.
    Gabriel spürte, daß er zurück mußte. Dorthin, wo er seinem Ziel nahe war. Er schloß die Augen.
    Und verließ Rom.
    *
    Monte Cargano
    »Du hast dich verändert.«
    »Das Leben ist Veränderung.«
    Salvats Blick kehrte aus unauslotbarer Ferne, die sich nur ihm allein erschlossen hatte, zurück. Wie aus tiefem Schlaf erwacht sah er aus schmalen Augen zu Elias hin. Der dunkelhäutige Bruder maß ihn mit sorgenvollem Blick.
    »Du vermagst mich nicht zu täuschen, Salvat.«
    »Versuche ich das denn?« erwiderte der Großmeister.
    Zum ersten Mal schien Elias das Gesicht des anderen nicht alterslos. Etwas hatte tiefe Spuren darin hinterlassen und ließ ihn älter aussehen, als er vermutlich war. Sein wahres Alter indes kannte niemand. Wie es so viele

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