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Der Hund des Todes

Der Hund des Todes

Titel: Der Hund des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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lesen doch Zeitung, Mr Dinsmead? Ich bin überzeugt, dass Sie es tun. Manchmal liest man Berichte darüber, dass ganze Familien vergiftet wurden, der eine überlebt, der andere nicht. In unserem Fall würde ein Familienmitglied nicht überleben. Zuerst würde man natürlich der Schweinskopfsülze die Schuld geben, doch angenommen, Ihr Arzt ist ein misstrauischer Mensch, der Ihnen die Theorie, die Konserve müsse verdorben gewesen sein, nicht abnimmt? In Ihrem Küchenschrank liegt ein Päckchen Arsen, auf dem Brett darunter ein Päckchen Tee. Im oberen Brett ist ein sehr praktisches Loch, was wäre da natürlicher als die Vermutung, das Arsen sei durch einen entsetzlichen Zufall in den Tee gelangt? Man würde Ihrem Sohn Johnnie Leichtsinn vorwerfen, mehr würde nicht geschehen.«
    »Ich – ich weiß nicht, was Sie meinen!« Dinsmead bekam noch immer keine Luft.
    »Ich glaube, Sie wissen es sehr gut.« Cleveland nahm eine zweite Tasse und füllte ein zweites Reagenzglas. Auf das eine klebte er ein rotes und auf das andere ein blaues Etikett.
    »Das Glas mit dem roten Etikett enthält den Tee aus der Tasse Ihrer Tochter Charlotte, das andere Tee aus der Ihrer Tochter Magdalen. Ich bin bereit zu schwören, dass ich im ersten Glas vier- oder fünfmal soviel Arsen finden werde wie im zweiten!«
    »Sie sind verrückt«, sagte Dinsmead.
    »Ach, du meine Güte, nein, das bin ich wirklich nicht. Sie haben mir heute erzählt, Mr Dinsmead, Magdalen sei nicht Ihre eigene Tochter. Sie haben gelogen. Magdalen ist Ihre Tochter. Denn Charlotte ist das Kind, das Sie adoptierten. Charlotte sieht ihrer Mutter so ähnlich, dass ich, als ich heute die Miniatur dieser Mutter in der Hand hielt, zunächst glaubte, es sei ein Bild von Charlotte selbst. Ihre eigene Tochter, Mr Dinsmead, sollte das Vermögen erben, und da es sicherlich nicht möglich gewesen wäre, Ihre angeblich leibliche Tochter ständig vor der Welt zu verstecken, und da jemand, der Charlottes Mutter gekannt hatte, das Geheimnis dank der großen Ähnlichkeit vielleicht durchschauen würde, entschlossen Sie sich – nun ja, zu ein bisschen weißen Arsen auf dem Boden einer Teetasse.«
    Mrs Dinsmead stieß plötzlich ein hohes gackerndes Gelächter aus und wiegte sich in einem Anfall von wilder Hysterie hin und her. »Tee«, quietschte sie, »das hat er gesagt! Tee und nicht Limonade.«
    »Halt den Mund!«, schrie ihr Mann wütend.
    Cleveland merkte, wie Charlotte ihn über den Tisch hinweg mit großen Augen erstaunt ansah. Dann spürte er eine Hand auf seinem Arm, und Magdalen zog ihn außer Hörweite.
    »Diese – «sie wies auf die Reagenzgläser, »Vater… Sie werden doch nicht…«
    Cleveland legte ihr die Hand auf die Schulter. »Mein Kind«, sagte er, »Sie glauben nicht an Vergangenes. Ich schon. Ich glaube an die Atmosphäre dieses Hauses. Wäre Ihr Vater nicht hierhergezogen, hätte er sich vielleicht – ich sage vielleicht! – diesen Plan nie ausgedacht. Ich behalte die beiden Reagenzgläser, um Charlotte jetzt und in Zukunft zu schützen. Weiter werde ich nichts unternehmen, aus Dankbarkeit, wenn Sie so wollen, für diese Hand, die SOS auf eine staubige Tischplatte schrieb.«
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    * Rechtsanwalt bei den höheren englischen Gerichten.
    ** Sitz zweier Rechtskollegien.

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