Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hund des Todes

Der Hund des Todes

Titel: Der Hund des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
sagte Cleveland. »Ich tue es trotzdem.«
    »Was denn?«
    Cleveland lächelte leicht. »Nachdenken.«
    Sie sah ihn zweifelnd an.
    »Ja«, sagte Cleveland, »auf diese Weise kann man viel erreichen, mehr als Sie für möglich halten. Sagen Sie, haben Sie gestern vor dem Abendessen zufällig ein Wort oder einen Satz gehört, der Ihnen besonders auffiel?«
    Magdalen runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht«, antwortete sie. »Das heißt, ich habe gehört, wie mein Vater zu meiner Mutter sagte, Charlotte sei ihr Ebenbild, und dann lachte er irgendwie komisch – aber daran ist doch nichts merkwürdig, oder?«
    »Nein«, entgegnete Cleveland langsam, »nichts. Außer dass Charlotte ihrer Mutter nicht ähnlich sieht.« Er blieb ein paar Minuten in Gedanken versunken stehen, blickte dann auf und bemerkte, dass Magdalen ihn unsicher beobachtete. »Gehen Sie nachhause, Kind«, sagte er, »und machen Sie sich keine Sorgen! Überlassen Sie alles mir!«
    Gehorsam lief sie den Weg zurück, auf das Haus zu. Cleveland schlenderte ein Stückchen weiter und legte sich ins Gras. Er schloss die Augen, verbannte alle bewussten Gedanken und Überlegungen aus seinem Kopf und ließ die Bilder an seinem geistigen Auge vorüberziehen, wie sie ihm gerade einfielen.
    Johnnie. Immer wieder kam er auf Johnnie zurück. Johnnie, völlig arglos, völlig unberührt von dem Netz aus Misstrauen und Intrigen, aber trotzdem der Angelpunkt, um den sich alles drehte. Er erinnerte sich an das laute Klirren, mit dem Mrs Dinsmeads Teetasse heute Morgen auf der Untertasse zerbrochen war. Warum war sie so erregt gewesen? Wegen seiner beiläufigen Bemerkung, dass der Junge gern mit Chemikalien experimentierte? In jenem Augenblick hatte er nicht auf Mr Dinsmead geachtet, doch jetzt sah er ihn deutlich vor sich: Er saß da, und die Hand, mit der er die Teetasse an die Lippen führen wollte, schwebte wie erstarrt in der Luft.
    Das brachte ihn zu Charlotte zurück. Als sich am vergangenen Abend die Tür geöffnet hatte, hatte sie ihn über den Rand ihrer Teetasse hinweg angestarrt. Und diese Erinnerung führte sehr schnell zu einer anderen. Zu Mr Dinsmead, wie er eine Tasse nach der anderen ausgoss und sagte: »Dieser Tee ist kalt.«
    Jetzt fiel ihm ein, dass es aus den Tassen noch gedampft hatte. So kalt konnte der Tee also nicht gewesen sein!
    Ein bestimmter Gedanke begann sich in seinem Kopf zu regen. Die Erinnerung an eine Geschichte, die er vor nicht allzu langer Zeit gelesen hatte, irgendwann im vergangenen Monat musste es gewesen sein. Eine ganze Familie war durch den Leichtsinn eines Sohnes vergiftet worden. Ein Päckchen mit Arsen hatte im Küchenschrank gelegen. Durch ein Loch im Brett war Gift auf das darunterliegende Brot gerieselt. Cleveland hatte in der Zeitung über den Fall gelesen. Und Mr Dinsmead wahrscheinlich auch.
    Die Dinge wurden allmählich klarer…
    Eine halbe Stunde später stand Mortimer Cleveland energisch auf.
     
    Im Haus auf dem Hügel war es wieder Abend geworden. Es gab verlorene Eier und Schweinskopfsülze aus der Büchse. Bald darauf brachte Mrs Dinsmead auch die große Teekanne aus der Küche herein. Die Familie setzte sich um den runden Tisch.
    »Was für ein Unterschied zum Wetter von gestern«, sagte Mrs Dinsmead und sah zum Fenster.
    »Ja«, bestätigte Mr Dinsmead, »heute Abend ist es so still, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte. Also, Mutter, schenk ein!«
    Mrs Dinsmead füllte die Tassen und reichte sie weiter. Als sie die Teekanne abstellte, stieß sie plötzlich einen leisen Schrei aus und presste die Hand auf die Brust. Mr Dinsmead fuhr auf seinem Stuhl herum und sah in die Richtung, in die ihre entsetzten Augen blickten. Auf der Schwelle stand Mortimer Cleveland.
    Mit freundlicher und um Entschuldigung bittender Miene trat er ein. »Ich fürchte, ich habe Sie erschreckt«, sagte er. »Aber ich musste zurückkommen, um etwas zu holen.«
    »Sie mussten zurückkommen, um etwas zu holen?«, rief Mr Dinsmead mit rotem Gesicht. »Was wollen Sie denn holen, wenn ich fragen darf?«
    »Ein bisschen Tee«, antwortete Cleveland.
    Mit einer raschen Bewegung zog er etwas aus der Tasche, nahm eine Tasse vom Tisch und schüttete ein wenig von ihrem Inhalt in das Reagenzglas, das er in der linken Hand hielt.
    »Was – was tun Sie da?«, fragte Mr Dinsmead keuchend. Sein Gesicht war kreideweiß geworden, die dunkle Röte wie von Zauberhand ausgelöscht. Mrs Dinsmead stieß einen hohen, dünnen Angstschrei aus.
    »Sie

Weitere Kostenlose Bücher