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Der Hund von Baskerville

Der Hund von Baskerville

Titel: Der Hund von Baskerville Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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als befände er sich mitten in einem Purzelbaum. Die Haltung war so grotesk, daß ich mir im ersten Augenblick nicht klarmachen konnte, daß der Klagelaut das Stöhnen eines Sterbenden gewesen war. Kein Ächzen, kein Röcheln kam mehr von der dunklen Gestalt, als wir uns über sie beugten.
    Holmes berührte sie mit der Hand und zog diese sogleich mit einem Ausruf des Schreckens wieder fort. Als er ein Streichholz entzündete, fiel der Schein auf blutverklebte Finger und eine grausige Lache, die sich unter dem zerschmetterten Schädel des Toten gebildet hatte und immer weiter ausbreitete. Und der Schein des Streichholzes offenbarte uns noch etwas, was uns das Herz zusammenkrampfte - der Tote war Sir Henry Baskerville!
    Wie konnte einer von uns auch jemals diesen einmaligen rötlichen Tweedanzug vergessen, den Sir Henry an jenem denkwürdigen ersten Morgen getragen hatte, als er zu uns in die Baker Street gekommen war? Was wir in einem kurzen, winzigen Augenblick zu sehen bekommen hatten, war klar und deutlich genug, und als das Streichholz dann flackerte und verlosch, erlosch auch alle Hoffnung in unseren Herzen. Holmes stöhnte, und sein Gesicht schimmerte weiß in der Dunkelheit.
    »Die Bestie, diese verdammte Bestie!« rief ich mit geballten Fäusten.
    »Oh Holmes, niemals werde ich mir das verzeihen, daß ich ihn allein gelassen und seinem Schicksal preisgegeben habe.«
    »Ich habe mehr Schuld als Sie, Watson. Um meinen Fall schön abzurunden und alle Fakten vollständig beisammen zu haben, habe ich das Leben meines Klienten aufs Spiel gesetzt. Das ist der härteste Schlag, der mich bisher in meiner Karriere getroffen hat. Aber wie sollte ich denn auch wissen — ja wie um alles in der Welt konnte ich wissen — daß er allen meinen Warnungen zum Trotz allein aufs Moor hinausgeht und so sein Leben riskiert?«
    »Daß wir seine Schreie gehört haben — o mein Gott, was für Schreie! — und doch außerstande waren, ihm zu helfen! Wo ist dieses Hundevieh jetzt, das ihn in den Tod trieb? Es kann in diesem Augenblick hinter den Felsen lauern. Und Stapleton, wo ist der? Für diese Tat soll er sich zu verantworten haben!«
    »Das soll er! Dafür werde ich sorgen! Onkel und Neffe wurden ermordet — der eine allein durch den Anblick der Bestie, die er für übernatürlich hielt, zu Tode erschreckt, und der andere in wilder Flucht vor ihr in den Tod getrieben. Aber jetzt müssen wir beweisen, daß eine Verbindung zwischen dem Mann und dem Tier besteht. Abgesehen von dem, was wir gehört haben, können wir nicht einmal die Existenz des Hundes vor Gericht beschwören, da Sir Henry offensichtlich durch einen Sturz ums Leben gekommen ist. Aber bei Gott, mag der Mörder auch schlau und gerissen sein, den Kerl bringe ich zur Strecke!«
    Mit bitteren Gedanken im Herzen standen wir neben der schlimm zugerichteten Leiche, ganz benommen von diesem entsetzlichen Schicksalsschlag, der unsere lange, mühsame Arbeit zu einem so traurigen Abschluß gebracht hatte.
    Dann, als der Mond aufging, kletterten wir zur Spitze des Felsens hinauf, von der unser armer Freund abgestürzt war. Von dort oben blickten wir über das Moor, das jetzt halb im Silberlicht des Mondes, halb im dunklen Schatten dalag. In weiter Ferne, meilenweit von hier, in der Richtung auf Grimpen zu, leuchtete unverwandt ein einzelnes gelbes Licht. Es konnte nur das einsame Wohnhaus der Stapletons sein. Mit einem bitteren Fluch schüttelte ich die Faust in diese Richtung. »Warum fassen wir ihn nicht sofort?«
    »Wir haben unser Material noch nicht vollständig zusammen. Wir können ihm nichts nachweisen. Der Bursche ist wachsam und gerissen bis zum letzten. Es geht nicht um das, was wir wissen, sondern um das, was wir beweisen können. Wenn wir jetzt etwas falsch machen, kann der Verbrecher uns noch entkommen.« »Was können wir tun?«
    »Morgen wird es eine Menge Arbeit für uns geben. Heute abend können wir unserem armen Freund nur noch den letzten Dienst erweisen.«
    Gemeinsam stiegen wir den gefährlichen Hang wieder herab und kamen zu der Leiche, die sich jetzt schwarz und in den Umrissen deutlich von den im Mondlicht silbrig glänzenden Steinen abhob. Die Qual, die die verzerrten Glieder ausdrückten, erfaßte mich mit Wellen heißen Schmerzes und ließ meine Augen vor Tränen blind werden.
    »Wir müssen jemanden zu Hilfe holen, Holmes! Wir können ihn nicht allein den ganzen Weg zum Schloß hin tragen. Um Gottes willen, sind Sie verrückt geworden?«
    Er hatte

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