Der Hund von Welt
scharfe Zurechtweisungunter allen Umständen zu vermeiden, egal, wie schlecht das Benehmen war.
Wieder sind es die körperlichen Gesten, die gut funktionieren, möchte man den Menschen korrigieren. Wenn dem Hund etwas nicht passt, lässt sich das ganz leicht durch das Hängenlassen der Rute signalisieren: Normalerweise gerät der Mensch dann umgehend in mitfühlenden Rechtfertigungsdruck. Wenn man die gesenkte Rute noch mit abruptem Umdrehen und Weggehen kombiniert, versteht auch der unsensibelste Klotz die Botschaft, dass hund sehr, sehr enttäuscht von ihm ist. Diese ganz einfachen Techniken reichen häufig schon aus, um den Menschen an ganz normale gute Manieren zu erinnern.
Möbelstücke
Eines der ersten Dinge, die der Mensch lernen muss, ist, dass nur noch ganz bestimmte Möbelstücke für ihn zur Verfügung stehen. Die einfachste Lösung ist immer, ihm einen bestimmten Sitzplatz zuzuweisen – ein Holzschemel reicht völlig aus –, und ihm ganz klarzumachen, dass die restlichen Sessel dem Hund gehören.
Ein Hund hat schon genug damit zu tun, die Kissen und Polster durch Drehen, Ziehen und Zerren so in Form zu bringen, dass sie sich seinem Körper ergonomisch perfekt anpassen, ohne dass eine sicherlich wohlmeinende Person dauernd hinterherläuft und alles wieder glatt streicht.
Es ist ganz natürlich, dass der Mensch ab und zu ein bisschen lauter wird, wenn der junge, noch ungestüme Hund eine Vase umgeworfen oder versehentlich die Fransen eines alten orientalischen Teppichs abgefressen hat.
Häufiges und unkontrolliertes Lautwerden ist allerdings abzulehnen und stört nicht nur den Hund, sondern auch die Nachbarn und sollte sofort unterbunden werden. Jegliche Korrekturmaßnahmen müssen so stattfinden, dass der Mensch gar nicht merkt, dass er bestraft wird. Wenn er beispielsweise fortfährt, den Hund ohne Punkt und Komma anzuschnauzen, sollte der Hund auf seinen Schoß springen, als wolle er gestreichelt werden, und dabei wie aus Versehen die Brille herunterwischen. Bis der Mensch die Brille wiedergefunden hat oder aufgestanden ist, um die Ersatzbrille zu suchen, ist das Anschnauzen von vorhin längst vergessen. Auf diese Weise etabliert der Hund ganz subtil den Führungsanspruch, ohne dass der Mensch es merkt.
Gehen an der Leine
Menschen lassen sich von ihren eigentlichen Aufgaben sehr leicht ablenken, weshalb sie bei Ausflügen häufig trödeln. Weil sie außerdem nur einen ziemlich dürftigen Geruchssinn besitzen, neigen sie dazu, in schnurgeraden Linien spazieren zu gehen, wodurch sie einen Großteil der Wunder und Reichtümer der Umwelt schlicht verpassen. Wenn man nicht von Anfang an konsequent daran arbeitet, können diese menschlichen Unzulänglichkeiten dazu führen, dass man sein Leben mit faden, routinemäßigen Ausflügen verbringen muss. Glücklicherweise gibt es die Leine!
Um den Menschen an dieses Werkzeug zu gewöhnen, lässt der Hund ihn die Leine erst einmal eine Stunde oder so hinter ihm durchs Haus hertragen, während er bettelt: „Fifi, komm’ her! Komm’ zu mir, Fifi! Sei brav, Fifi“, etc. Sobald er den Hund fast erreicht hat, schlägt dieser geschickt einen Haken oder läuft schnell unter dem Sofatisch hindurch, so dass er gerade entwischt. Sollte der Mensch das Interesse verlieren, legt sich hund ostentativ auf den Teppich und tut so, als würde er ein Nickerchen machen. Wenn der Mensch sich dann mit einer plötzlichen Bewegung auf den Hund stürzt, entkommt dieser ihm am besten mit einem Satz zwischen den Beinen hindurch, setzt sich dann auf der anderen Seite hin, lächelt und wedelt, um für die Bemühungen zu loben.
Wenn der Mensch sich an die Leine gewöhnt hat, wird das eine Ende der Leine am Halsband befestigt – oder vorzugsweise einem Brustgeschirr, weil der Hund auf diese Weise seine Zugkraft hervorragend maximieren kann – , das andere Ende hält der Mensch fest, damit er nicht entkommen kann. Nun geht der Hund langsam los und hält an jedem einzelnen Laternenpfahl und jeder Hausecke, damit der Mensch sogleich begreift, wer das Tempo des Spaziergangs bestimmt. Falls der Mensch an der Leine zerrt und zieht, kann der Hund ihn davon leicht abbringen, indem mit etwas Geschick die Leine schnell und fest um die menschlichen Knöchel gewickelt wird.
Sobald der Mensch gelernt hat, mit dem Hund Schritt zu halten, kann dieser leicht antraben, um dann das Tempo stetig zu einem fließenden Galopp zu steigern, bis der Mensch buchstäblich hinterherfliegt. Wenn der
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