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Der Hundertjaehrige Krieg

Der Hundertjaehrige Krieg

Titel: Der Hundertjaehrige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Ehlers
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französische Krone zu erneuern. Daraufhin bekräftigte Johann II. seine Lehnsoberhoheit über diese Länder und wich damit ebenfalls von den Friedensbedingungen ab. Gleichzeitig tat sich für den französischen König ein neuer Konfliktherd auf, als am 21. November 1361 Philipp de Rouvre an der Pest starb, der letzte capetingische Herzog von Burgund, und Karl von Navarra als entfernter Verwandter sogleich Anspruch auf die Nachfolge erhob. Johann II. aber gab das Herzogtum seinem Sohn Philipp, der sich auf dem Schlachtfeld von Maupertuis den Beinamen «der Kühne» verdient hatte.
    Trotz der bestehenden Spannungen hatte Eduard III. den König von Frankreich aus seiner Gefangenschaft entlassen, noch bevor das Lösegeld für ihn vollständig gezahlt worden war, und sich als Garantie für die restliche Summe vornehme Geiseln stellen lassen. Deren Haft dauerte freilich länger als vorgesehen, weil die Zahlungen nur schleppend eingingen, und deshalb trafen sechs von ihnen, Angehörige des Hauses Valois, im November 1362 mit dem englischen König eine Sondervereinbarung, in der sie ihm die sofortige Zahlung von 200.000 Écu und Gebietsabtretungen versprachen. Auf diese Zusagen hin brachte man sie von der Insel nach Calais, hier aber verstieß Johanns II. Sohn Ludwig, Herzog von Anjou, schwer gegen den ritterlichenVerhaltenscodex, indem er von einem Urlaub auf Ehrenwort nicht wiederkam, und er beschädigte durch dieses Verhalten auch die Reputation seines Vaters vor der Öffentlichkeit des europäischen Adels. Deshalb ging Johann II. im Januar 1364 freiwillig nach London zurück und starb dort am 8. April desselben Jahres. Nun stand alles im Zeichen des neuen Königs, der am 19. Mai 1364 als Karl V. in Reims gesalbt und gekrönt wurde.
    Karl V., König von Frankreich (1364–1380)
Statue aus der Église des Célestins/Paris, Musée du Louvre, Paris
    Charakteristische Züge seiner Persönlichkeit entsprachen eher der intellektuellen als der ritterlichen Welt, denn Karl suchte immer wieder das gelehrte Gespräch und holte zu verschiedenen Problemen Gutachten der Universität Paris ein. Auch stellte er eine eigene Bibliothek zusammen, die das Fundament aller späteren königlichen Büchersammlungen bilden sollte, so daß die heutige
Bibliothèque Nationale de France
letztlich auf Karl V. zurückgeht, der für seinen persönlichen Gebrauch außer klassischen Rechtstexten wie den
Institutionen
und den
Digesten
Justinians auch die Hauptschriften des Aristoteles übersetzen ließ, von denen er Ethik, Politik und Ökonomik besonders schätzte.
    Seine wichtigsten Berater waren über ihr Fach hinaus gebildete Juristen und Truppenführer. Die Brüder Jean und Guillaume de Dormans hatten beide an der renommierten Rechtsschule von Orléans studiert und wirkten danach als Kronanwälte
(avocats du roi)
am Pariser Parlement, dem obersten Gerichtshof der Monarchie. Jean de Dormans hatte schon dem Thronfolger Karl als Kanzler der Normandie gedient, 1360 in Chartres mit den Engländern verhandelt und den Frieden von Brétigny geschlossen. Im selben Jahr wurde er Bischof von Beauvais, 1361 Kanzler von Frankreich. Guillaume de Dormans gehörte zum Großen Rat
(Grand Conseil)
des Königs und gleichzeitig zur
Chambre des comptes,
der zentralen Finanzbehörde Frankreichs. In Vertretung des Königs kontrollierte der Jurist und erfahrene Verwaltungsfachmann Hugues Aubriot seit 1364 als Prévôt von Paris mit harter Hand die Bürger und den städtischen Klerus; er ließ im Rahmen der neuen Stadtbefestigung das Petit Châtelet und die Bastille erbauen, dazu 1378 eine steinerneSeinebrücke, den Pont St-Michel; neben dem hölzernen Petit Pont war das die zweite Verbindung der Île de la Cité mit dem linken Seine-Ufer.
    Engster Vertrauter seit Karls Kronprinzenzeit und an allen Regierungsgeschäften des Königs unmittelbar beteiligt war jedoch Bureau de la Rivière, der sich als tapferer Truppenkommandeur mehrfach ausgezeichnet hatte und als erster Kammerherr
(premier chambellan)
die Königsrechte konsequent vertrat. Er förderte die Dichterin Christine de Pisan und den ritterlichen Schriftsteller Philippe de Mézières, den Karl V. als Prinzenerzieher an seinen Hof berief. Dort arbeitete Philippe de Mézières neben Raoul de Presles und Nicolas Oresme dem König bei dessen Konzept einer
bonne policie
zu, der methodisch betriebenen, umfassend und gleichmäßig wirksamen Ordnung aller öffentlichen Angelegenheiten durch die monarchische

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