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Der Hundertjaehrige Krieg

Der Hundertjaehrige Krieg

Titel: Der Hundertjaehrige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Ehlers
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Gewalt, die ihrerseits im Sinne des Aristoteles gesetzmäßig handeln mußte und dafür der Beratung bedurfte. Als Anregung für die theoretische Begründung eines so verstanden mächtigen und allzuständigen Königtums übersetzte der Jurist Raoul de Presles Karl V. nicht nur Augustins Werk über den Gottesstaat
(De civitate Dei)
ins Französische, sondern auch wichtige Denkschriften aus der Zeit des Kampfes zwischen König Philipp IV. und Papst Bonifaz VIII., während der Theologe Nicolas Oresme außer naturphilosophischen Schriften und den Aristoteles-Übersetzungen mit dem
Traictié de la première invention des monnaies
eine ökonomisch-geldtheoretische Abhandlung einbrachte, in der er für deutliche Beschränkungen der monarchischen Gewalt eintrat: Da die Münze dem Gemeinwohl verpflichtet sei, dürfe der Fürst sie nicht zum eigenen Vorteil manipulieren.
    Solche gelehrten Interessen, die Karl V. den Beinamen Le
Sage,
der Weise, eingebracht haben, durften jedoch keineswegs darüber hinwegtäuschen, daß dieser König, politisch weit dynamischer und entschlußfreudiger als sein Vater, bei passender Gelegenheit auch eine Wiederaufnahme des Krieges nicht scheuen würde. In seinem Auftrag hatte der bretonische Ritter Bertrand Du Guesclin am 16. Mai 1364, drei Tage vor der KrönungKarls V., bei Cocherel in der Normandie die Armee Karls von Navarra geschlagen, der daraufhin seine Herrschaftsgebiete an der unteren Seine aufgeben mußte. Die folgende Zeit eines labilen Friedens wurde jedoch durch das Problem belastet, was mit den nun abzudankenden Söldnern geschehen sollte. Diese Berufskrieger waren vielfach schon in geschlossenen Verbänden angeworben worden und hatten im Lauf ihrer Einsätze einen Korpsgeist entwickelt, der sie auch nach dem Auslaufen der Soldverträge beisammenbleiben ließ. Das lag schon deshalb nahe, weil die Angehörigen solcher
compagnies
vielfach gesellschaftlich entwurzelt und nach den Feldzügen erst recht für keinen zivilen Beruf mehr geeignet waren. Sie hatten ihren Erwerb in Kampf und Beute gefunden und wollten das auf eigene Rechnung weiterbetreiben, wenn ihnen niemand mehr Dienste anbot. Burgen und feste Plätze nahmen sie sich als Stützpunkte, waren von dort schwer wieder zu vertreiben und lebten von erpreßtem Schutzgeld, das allmählich fast wie eine öffentliche Abgabe erhoben und gezahlt wurde. Oft waren die Führer solcher Banden illegitime Söhne adliger Väter oder verarmte Ritter, die außerhalb des Kriegshandwerks nichts leisteten, aber in ihrer jeweiligen
compagnie
eine strenge Disziplin und Feldgerichtsbarkeit durchsetzten, Kanzleien für das Ausstellen von Geleitbriefen und Quittungen für erhaltene Zahlungen einrichteten. Als Freibeuter plagten sie Land und Menschen noch weit schlimmer als die regulären Armeen, außerdem aber waren sie gefährliche Werkzeuge der Macht, käuflich und verfügbar für jeden, der sie bezahlen konnte. Schlossen sich mehrere solcher
compagnies
zu größeren Heeren zusammen, so wurden sie zur ernsthaften Bedrohung wie im Dezember 1360, als sich sogar Papst Innozenz VI. im schwer befestigten Avignon fürchten mußte; am
6.
April 1362 besiegten sie in offener Feldschlacht ein von Jacques de Bourbon geführtes Adelsaufgebot bei Brignais in der Nähe von Lyon. Es kann nicht überraschen, daß unter diesen Umständen jede Gemeinde, jeder Landstrich, alle Kirchen und selbst die öffentliche Gewalt versuchten,
compagnies
mit Hinweisen auf lohnende Ziele in der Nachbarschaft und anderswo von sich abzulenken. Dieses Verfahren wählte auch Karl V., alser das Interesse der Banden auf Spanien lenkte, die Finanzierung des Zuges dorthin versprach und ihnen mit Bertrand Du Guesclin einen Führer und Aufseher gab.
    Die Wahl Spaniens als Marschziel war natürlich kein Zufall, sondern hatte gute Gründe. König Peter I. von Kastilien wurde dort seit Jahren von einer Adelsopposition unter Führung seines Halbbruders Heinrich von Trastámara bekämpft, und weil der englische König Peter I. unterstützte, lag es für Karl V. nahe, sich auf die Seite Heinrichs von Trastámara zu stellen, ihm als Militärhilfe die
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zu schicken und sein eigenes Reich damit von der Plage zu befreien. Diese Rechnung ging auf, denn ein erfolgreicher Feldzug Du Guesclins im Winter 1365/66 brachte den Söldnern hohe Verluste, verschaffte Heinrich von Trastámara die kastilische Königswürde und Karl V. einen verläßlichen Alliierten, dessen Flotte künftig gute

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