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Der Hundertjaehrige Krieg

Der Hundertjaehrige Krieg

Titel: Der Hundertjaehrige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Ehlers
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Reims, Troyes und sogar an Paris vorbei in Richtung auf die Bretagne vortrug, konnte Du Guesclin, der Knolles aus früheren Gefechten gut kannte, zwar nicht verhindern, aber 1372 gelang ihm die Eroberung der gesamten Bretagne mit Ausnahme einiger Burgen. Im selben Jahr versenkten kastilische Galeeren im Hafen von La Rochelle die Nachschubflotte des Herzogs von Aquitanien, und bis 1375 hatte Eduard III. seinen Festlandsbesitz außer Calais, Guînes, Bayonne, Dax, St-Sever und dem Bordelais verloren. Nun war er im Juli zum Abschluß eines auf zwei Jahre befristeten Waffenstillstands bereit, den man in Brügge schloß und dem eine Serie weiterer Verhandlungen folgte. Die Grundpositionen blieben freilich nach wie vor unvereinbar.
    England hatte große Investitionen in den Krieg geleistet und war zwar militärisch weniger bedroht als Frankeich, konnte sich aber keineswegs unangefochten sicher fühlen. Seit der schweren Niederlage Eduards II. bei Bannockburn am 24. Juni 1314 gab es immer wieder Angriffe der Schotten, die sich infolgedessen als natürliche Alliierte der französischen Könige anboten und eine ständige Bedrohung der Nordflanke darstellten. An der englischen Küste war es außerdem mehrfach zu Landungsversuchen französischer Truppen gekommen, so im Jahre 1338,als der Hafen von Southampton für ein Jahr lahmgelegt wurde. Niemals aber drang der Krieg in die fruchtbaren, dichtbesiedelten Grafschaften Südenglands vor, und nicht zuletzt dieser Friede im eigenen Land erlaubte den englischen Königen ihre ausdauernde, auf reichen Reserven beruhende Kriegführung. Während der großen Feldzüge dürften 10 % der männlichen Bevölkerung Englands an den Kriegshandlungen beteiligt gewesen sein: kämpfend, als Seeleute beim Truppentransport, beim Nachschub, in der Heeresverwaltung. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts war die Organisation des Finanzwesens unter dem Druck des Krieges und der vom Parlament repräsentierten kriegsmüden, wenig dienstwilligen Bevölkerung so effizient geworden, daß auf dem Kontinent nur noch Freiwillige mit Dienstverträgen kämpften, deren Kosten die Krone trug und durch Sondersteuern und Kredite refinanzierte. Wegen dieses umfassenden Systems guter und sicherer Soldzahlungen wirkte sich der Krieg auf das Verhältnis Eduards III. zur Aristokratie positiv aus, weil der ritterliche Adel die Sache des Königs zu seiner eigenen machte, solange er von militärischen Erfolgen mit Einnahmen aus Dienstverträgen, Beute und Lösegeld profitieren durfte. Seit den siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts gab es allerdings einen Generationenwechsel im engeren Führungskreis, verschärft noch durch den Tod der Prinzen Lionel im Jahre 1368 und Eduard im Jahre 1376, denn nun wurde der wenig beliebte dritte Sohn, Johann von Gent, Herzog von Lancaster, Stellvertreter und Sprecher seines Vaters Eduards III., der im Jahre 1377 starb.
    Damit begann für England eine Zeit der Unsicherheit. Der verstorbene König hatte nicht Johann von Gent zu seinem Nachfolger bestimmt, sondern den damals elfjährigen Sohn des Herzogs von Aquitanien, Richard, der 1377 mit Hilfe des Parlaments König wurde. Das war eine zwiespältige Verfügung, denn nirgendwo war die Monarchie institutionell schon so gefestigt, daß sie unmündige, schwerkranke oder inkompetente Könige über längere Zeit hätte ertragen können. Zu allem Unglück zog sich die Jugend Richards II., vielleicht unter dem Einfluß seiner Mutter Johanna von Kent, über Gebühr in die Länge, so daß erseine selbständige Regierung erst im Alter von zweiundzwanzig Jahren 1388 begann. Bis dahin verwalteten wechselnde Regentschaftsräte mit starker Tendenz zur Günstlingswirtschaft das Land und waren kaum in der Lage, auf die Aktionen des Königs von Frankreich angemessen zu reagieren.
    Richard II., König von England (1377–1399)
Zeitgenössisches Gemälde, vielleicht von Gilbert Prince oder Thomas Litlyngton, im Chor von Westminster Abbey
    Karl V. nutzte den ihm gewährten Handlungsspielraum sogleich aus und wandte sich schon im Frühjahr 1378 gegen Karl von Navarra, dem man geheime Verhandlungen mit dem englischen Hof und Vorbereitung eines Attentats auf den König von Frankreich vorwarf. Nachdem das Parlement deshalb alle Güter des Hauses Évreux eingezogen hatte, exekutierten Herzog Philipp der Kühne von Burgund und Bertrand Du Guesclin an der Spitze einer Armee diesen Beschluß und nahmen Karl von Navarra alle seine Länder ab mit Ausnahme der

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