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1300 - Die Templerin

1300 - Die Templerin

Titel: 1300 - Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Er wusste, wie gefürchtet und gehasst er war. Es gab keine Freunde, die ihn umgaben, nur Schmeichler und Speichellecker, die sich jedes Wort zwei Mal überlegten, bevor sie es aussprachen. Niemand wollte den Unmut des mächtigen Mannes auf sich ziehen. Selbst hohe geistliche Würdenträger fürchteten sich vor ihm. Was er sagte, hatte Gewicht. Das wussten die Bischöfe ebenso wie manche Kardinäle.
    Der Tod war unterwegs in den Kerker. Er wollte sich das Vergnügen nicht nehmen lassen und noch einige Worte mit der Ketzerin sprechen, die man schon vor Wochen gefangen und in Ketten gelegt hatte. Sie war verhört und gefoltert worden. Man hatte sie mit glühenden Zangen bearbeitet, ihr Daumenschrauben angesetzt, sie gepeitscht und ein Brett mit heißen Nägeln gegen ihren Rücken gedrückt, aber sie hatte weder abgeschworen, noch etwas verraten.
    Und so war sie dann von Bernado persönlich zum Tode verurteilt worden. Sie sollte nicht brennen, sondern verglühen und zerschmelzen und am Ende ihres Lebens die schrecklichsten Höllenqualen durchleiden. Sie war der böse Traum für die Hüter des Glaubens, und sie hatte es geschafft, dass auch andere ihr zuhörten.
    Das durfte nicht mehr sein. Sie musste vernichtet werden, aber Bernado hätte noch gern ein Geständnis von ihr gehabt. Er hätte gern viel von ihrem Wissen erfahren. Vielleicht war dies ja möglich.
    In ein paar Stunden jedenfalls war es zu spät.
    Die Kutsche hatte längst angehalten, und der Großinquisitor wartete darauf, dass man ihm den Schlag öffnete. Die Geräusche der Räder auf dem unebenen Boden waren verstummt. Es gab kein Schaukeln mehr, kein Ächzen der Achsen, es war so wunderbar still geworden.
    Er hörte die Stimme des Kutschers.
    Er sprach mit anderen Menschen und trieb sie weg. Eine Peitsche knallte. Dann waren ein Schrei und ein Fluch zu hören.
    Wenig später zog der Kutscher die Tür auf und verbeugte sich, während Bernado sich erhob. Trotz des Polsters war es auf der Kutschbank nicht bequem gewesen. Die Knochen taten ihm weh. Er war auch nicht mehr der Jüngste. Ab und zu bekam er einen Gichtanfall und schickte Flüche gegen den Himmel, die einem Tagelöhner zur Ehre gereicht hätten.
    Jetzt merkte er wieder das Ziehen in seinen Gliedern, als hätte ihn der Leibhaftige mit einer Lanze gepickt. Mühsam unterdrückte er einen Fluch. Dann musste er sich noch tiefer ducken, um durch den Einstieg nach draußen zu klettern.
    Der Kutscher stand in gebeugter Haltung vor ihm und hielt den Schlag auf. Mit der anderen Hand hatte er den Griff einer Lederpeitsche umklammert. Mit ihr hatte er zwei Wächter fortgejagt, die jetzt in einer Mauernische standen und sich nicht bewegten.
    »Es ist gut, du kannst dich erheben!«
    »Sehr wohl, Eure Exzellenz.« Der Mann richtete sich langsam auf und fragte noch: »Soll ich warten?«
    »Nein, nicht hier auf dem Platz. Geh in die cantina . Dort kannst du mit den Wächtern trinken und reden. Aber betrinke dich nicht, sonst werde ich dich in einem Fass Wein ersäufen lassen.«
    »Sehr wohl, Exzellenz.«
    Der Mann hatte die Kutsche auf einen Innenhof gelenkt, der zur Festung gehörte und von einer hohen Mauer umschlossen war. Mittelpunkt dieses Platzes war das Gefängnis, der Kerker, die Zitadelle, der Ort von Blut und Tränen.
    Es war ein turmähnlicher Bau mit nur wenigen Fenstern, aber tiefen Verliesen. Bernado hatte seine Ankunft melden lassen. Es kam nicht oft vor, dass er den Kerker besuchte, doch wenn er kam, mussten alle bereit sein. Nur für ihn. Er konnte bestimmen. Er hatte die Macht.
    Er verbarg seine Hände bis weit über die Gelenke hinweg in den großzügig geschnittenen Ärmeln. Wie immer bewegte er sich mit langsamen, aber raumgreifenden Schritten voran. Er schaute weder nach links noch nach rechts. Immer nur nach vorn, den Blick auf das Ziel gerichtet. Auf die breite und dicke Holztür, die für keinen Menschen zu überwinden war, wenn er sich erst mal im Innern des Kerkers befand. Aus ihm war noch kein Gefangener geflohen.
    Bestimmten Getreuen hatte er seinen Besuch angekündigt. Wenn er jemanden besuchte, war zwar der Dreck nicht verschwunden, aber er bat sich aus, dass ihm die Gefangenen sauber vorgeführt werden mussten. Gewaschen und entlaust. Von allem Ungeziefer befreit, denn er wollte sich nicht anstecken.
    Zwei Wachen standen zusätzlich neben dem Tor. Sie warteten, bis der Großinquisitor eine bestimmte Strecke des Wegs zurückgelegt hatte, dann zerrten sie den schweren Riegelbalken weg,

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