Der Idiot
Besitztum, wobei er jedesmal im stillen die Summe erhöhte, die er dem künftigen Mieter seines Landhauses abzuverlangen gedachte. Dem Fürsten, der infolge der seelischen Leiden und der physischen Abgeschlagenheit sehr schwach war, gefiel das Landhaus ausnehmend. Übrigens sah der Fürst am Tag des Umzugs nach Pawlowsk, das heißt am dritten Tag nach dem Anfall, äußerlich bereits wieder fast wie ein gesunder Mensch aus, wiewohl er sich innerlich immer noch nicht genesen fühlte. Er freute sich über einen jeden, den er in diesen drei Tagen um sich sah: über Kolja, der fast gar nicht von ihm wegkam, über die ganze Familie Lebedjew (ohne den Neffen, der verschwunden war, man wußte nicht wohin), über Lebedjew selbst; sogar den General Iwolgin, der ihn noch in der Stadt besuchte, empfing er mit Vergnügen. Am Tag des Umzugs selbst, der erst gegen Abend sein Ende erreicht hatte, war um ihn in der Veranda ziemlich viel Besuch versammelt; zuerst war Ganja gekommen, den der Fürst kaum wiedererkannte, so hatte er sich in dieser ganzen Zeit verändert, indem er namentlich viel magerer geworden war. Darauf waren Warja und Ptizyn erschienen, die ebenfalls in Pawlowsk zur Sommerfrische wohnten. Der General Iwolgin, der sich bei Lebedjew fast für die Dauer einquartiert hatte, schien auch mit ihm zusammen umgezogen zu sein. Lebedjew bemühte sich, ihm den Zutritt zu dem Fürsten zu verwehren und ihn bei sich festzuhalten; er verkehrte mit ihm freundschaftlich: sie waren anscheinend schon lange miteinander bekannt. Der Fürst bemerkte, daß sie an all diesen drei Tagen manchmal miteinander lange Gespräche führten, nicht selten schrien und stritten, sogar, wie es schien, über wissenschaftliche Gegenstände, wohl zu Lebedjews großem Vergnügen. Man konnte selbst meinen, daß ihm der General für diese Disputationen unentbehrlich war. Aber Lebedjew dehnte die Vorsichtsmaßregeln, die er mit Bezug auf den General zur Anwendung brachte, seit der Übersiedlung nach dem Landhaus auch auf seine Familie aus; mit der Begründung, der Fürst dürfe nicht gestört werden, ließ er niemand zu ihm; sobald er nur im entferntesten Verdacht schöpfte, daß seine Töchter, Wjera mit dem Kind nicht ausgenommen, nach der Veranda gehen wollten, wo sich der Fürst befand, stürzte er sofort auf sie los, trampelte mit den Füßen und jagte sie fort, trotz aller Bitten des Fürsten, jedermann zu ihm zu lassen.
»Erstens hört sonst aller Respekt auf, wenn man ihnen dergleichen gestattet; und zweitens schickt es sich auch nicht für sie ...«, erklärte er schließlich auf eine direkte Frage des Fürsten.
»Aber warum denn?« erwiderte der Fürst, der ihn gern von seinem Verfahren abbringen wollte. »Wirklich, Sie quälen mich mit all dieser Beaufsichtigung und Behütung. Ich habe Ihnen schon mehrmals gesagt, daß es mir langweilig ist, allein zu sein, und Sie selbst ennuyieren mich durch Ihr beständiges Gestikulieren und Umhergehen auf den Zehen noch mehr.«
Der Fürst wies damit darauf hin, daß Lebedjew, obwohl er alle seine Angehörigen wegen der angeblichen Ruhebedürftigkeit des Kranken wegtrieb, doch selbst während dieser ganzen drei Tage alle Augenblicke zum Fürsten hereinkam und jedesmal zuerst die Tür öffnete, den Kopf hereinsteckte, sich im Zimmer umsah, als ob er feststellen wollte, ob der Fürst auch noch da sei und nicht davongelaufen wäre, und dann auf den Zehen, langsam, mit schleichenden Schritten sich dessen Lehnstuhl näherte, so daß er seinen Mieter manchmal unversehens erschreckte. Fortwährend erkundigte er sich, ob der Fürst etwas brauche, und wenn der Fürst ihm endlich bemerkte, er möge ihn in Ruhe lassen, so machte er gehorsam, und ohne ein Wort zu erwidern, kehrt, ging wieder auf den Zehen zur Tür zurück und gestikulierte, während er so ging, die ganze Zeit über, wie wenn er zu verstehen geben wollte, er sei nur so ohne besondere Absicht hereingekommen, werde kein Wort weiter reden, gehe ja schon wieder hinaus und werde nicht mehr wiederkommen; aber nichtsdestoweniger erschien er nach zehn Minuten oder höchstens einer Viertelstunde von neuem. Kolja, der freien Zutritt zum Fürsten hatte, erregte dadurch Lebedjews höchstes Mißfallen, ja dieser fühlte sich sogar dadurch schwer gekränkt. Kolja merkte, daß Lebedjew halbe Stunden lang an der Tür stand und horchte, was er mit dem Fürsten sprach und teilte diese seine Beobachtung natürlich dem Fürsten mit.
»Aber Sie halten mich ja unter Schloß
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