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Drei Unzen Agonie

Drei Unzen Agonie

Titel: Drei Unzen Agonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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    »Sie werden erwartet, Mr. Boyd .« Die ältliche Haushälterin rümpfte mißbilligend die Nase
und wich zur Seite.
    Ich klopfte mir den Schnee von
den Kleidern und betrat das House of Sorcery . Die ungewöhnliche Innenausstattung verblüffte
mich nicht, denn erst vor sechs Monaten hatte ich in einer Illustrierten eine
Bildreportage darüber gesehen. Der feine Duft des Parfüms, der, soweit ich mich
erinnerte, über die Klimaanlage im ganzen Haus verbreitet wurde, stieg mir in
die Nase. Meine Füße versanken in einem dicken tiefblauen Teppich. Die Wände
des Foyers waren mit schwarzem Samt bespannt, die Decke schimmerte meergrün im
Schein indirekter Beleuchtung.
    Die Haushälterin ging mir
voraus zu einer breiten Treppe, die in die Tiefe führte. Eine mächtige
ägyptische Sphinx aus saphirblauem Muranoglas bewachte den Zugang. Mir war, als flammte ein böses Funkeln in ihren
orangefarbenen Augen auf, als ich mich näherte.
    »Miss Lord läßt Sie bitten,
gleich hinunterzugehen .« Die Haushälterin rümpfte
abermals die Nase und zog sich zurück.
    Ich stieg die mit
phantastischen Mosaiken gefliesten Stufen hinunter und gelangte zu einer
schweren holzgetäfelten Tür. Als ich sie öffnete, umfing mich die
dampfgeschwängerte Atmosphäre eines Hallenschwimmbads. Der ganze Raum war wie
die Treppe mit Mosaik ausgelegt. Das Becken selbst maß etwa zehn Meter in der
Länge und sieben Meter in der Breite. Feine Dampffäden stiegen von der
Wasseroberfläche auf. Die dunkelhaarige Frau, die auf dem Rücken im Wasser lag
und sich treiben ließ, rührte sich nicht. Sie starrte — offenbar in Gedanken
verloren — unverwandt zur Decke hinauf, einer sternglitzernden Nachahmung des
Nachthimmels.
    »Tür zu«, befahl sie dann
unvermittelt mit voller kehliger Stimme. »Es zieht !«
    Ich zog gehorsam die Tür zu.
Dann schritt ich zum Rand des Beckens und blickte zu ihr hinunter. Langes
schwarzes Haar trieb wie ein glitzerndes Netz auf dem Wasser. Die
veilchenblauen Augen blickten noch immer zur Decke empor. Die Nase wirkte in
ihrer Geradlinigkeit klassisch, und der Mund mit der kurzen Oberlippe und der
vollen geschwungenen Unterlippe lockte verführerisch. Sie machte auf mich den
Eindruck einer Frau, die es gewöhnt ist, ihren Kopf durchzusetzen. Ich kam zu
dem Schluß, daß hinter der gefälligen Fassade ein gehöriger Schuß Willenskraft
und Hartnäckigkeit steckte.
    Sie seufzte leicht, drehte sich
um und schwamm zum Rand des Beckens. Dann zog sie sich aus dem Wasser. Der
schwarze Lastexbadeanzug mußte meiner Berechnung nach schon reichlich knapp
gesessen haben, ehe sie ins Wasser getaucht war. Jetzt wirkte er entschieden zu
klein. Als sie sich aufrichtete, stellte ich fest, daß sie größer war, als ich
vermutet hatte. Sie reichte mir — und ich bin immerhin einsachtzig groß — fast bis zur Nasenspitze. Ihre Figur war ein Traum. Die volle Rundung
ihres Busens war Verlockung und Herausforderung zugleich. Der Schwung ihrer
Hüften besaß nichts Knabenhaftes. Ihre langen braungebrannten Beine hatten
schmale Knöchel und feste volle Schenkel. Einen Moment lang war ich wie
benommen von der starken erotischen Ausstrahlung
dieser Frau. Stumm stand ich da, während sie ein Handtuch aufhob und sich das
Haar zu frottieren begann.
    »Sie sind also Boyd ?« meinte sie.
    Ich hatte mich inzwischen
gefaßt. »Und Sie sind die Lord, was ?« versetzte ich.
    »Miss Lord !«
    »Und Mr. Boyd !« Ich grinste ungeniert. »Sie
besitzen zwar unheimlichen Sex-Appeal, und mir wird ganz schwach bei dem
Gedanken, daß Sie sich meiner beruflichen Fürsorge anvertrauen wollen, aber es
wäre mir trotzdem lieb, wenn Sie gewisse Formen des Umgangs beachten würden .«
    Ihre Miene verriet, daß sie
mich am liebsten hinausgeworfen hätte. Doch sie beherrschte sich. Ich entdeckte
an ihr einen Zug eiskalter Berechnung, der mich ein wenig beunruhigte. Ihre Lippen
verzogen sich zu einem schwachen Lächeln.
    »Sie wissen natürlich, wer ich
bin ?«
    »Natürlich«, bestätigte ich.
»Maxine Lord, Eigentümerin der Firma House of Sorcery . Sie gaben Ihrem Haus hier den gleichen Namen,
statteten es mit einiger Raffinesse aus und machten einen Reklameschlager
daraus. Ich habe mir das alles vor ein paar Monaten in einer Zeitschrift
angesehen .«
    »Ich brauche einen
Privatdetektiv«, erklärte sie, während sie ihr Haar rieb. »Sie wurden mir
empfohlen. Man sagte mir, Sie seien nicht nur tüchtig, sondern auch
verschwiegen. Das ist genau das, was ich suche

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