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Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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sagen brauche, dann würden sie sofort alle zusammen, sich wechselseitig unterbrechend und einander zuvorkommend, zu reden beginnen.
     
     
Fußnoten
    1 Gewalttätige Verbrecher. (A.d.Ü.)
     
     

VIII
     
    »Meine Herren, ich habe niemand von Ihnen erwartet«, begann der Fürst; »ich selbst bin bis heute krank gewesen; Ihre Angelegenheit aber« (er wandte sich an Antip Burdowski) »hatte ich schon vor einem Monat Gawrila Ardalionowitsch Iwolgin zur Erledigung übergeben, wovon ich Sie gleich damals benachrichtigt habe. Übrigens will ich einer persönlichen Aussprache nicht ausweichen; nur werden Sie selbst zugeben, daß es dazu schon etwas spät am Tage ist ... Ich möchte Ihnen vorschlagen, mit mir in ein Zimmer zu gehen, wenn es nicht zu lange dauert ... Hier sind jetzt meine Freunde, und seien Sie überzeugt ...«
    »Freunde können dabei sein, soviel Sie wollen; aber erlauben Sie«, unterbrach ihn plötzlich in sehr anmaßendem Ton, wiewohl ohne noch die Stimme besonders zu erheben, Lebedjews Neffe, »erlauben Sie mir, Ihnen zu bemerken, daß Sie uns hätten höflicher behandeln können und uns nicht zwei Stunden lang in Ihrer Gesindestube hätten warten zu lassen brauchen ...«
    »Gewiß ... auch ich ... Das ist so recht fürstenmäßig! Sie freilich ... sind ein vornehmer Mann; aber ich ... bin nicht Ihr Lakai! Und ich ... ich ...«, murmelte Antip Burdowski in großer Aufregung, mit bebenden Lippen; Speicheltröpfchen flogen ihm aus dem Mund; es war, als wenn er jeden Augenblick bersten und platzen wollte. Aber er überhastete sich so, daß nach einem Dutzend Worten nichts mehr zu verstehen war.
    »Das war so recht fürstenmäßig!« schrie Ippolit mit seiner kreischenden, rissigen Stimme.
    »Wenn mir das passiert wäre«, brummte der Boxer, »das heißt, wenn sich dieses Benehmen direkt gegen mich als anständigen Menschen richtete, dann hätte ich an Burdowskis Stelle ... ja, dann hätte ich ...«
    »Meine Herren, ich habe erst diesen Augenblick erfahren, daß Sie hier sind, bei Gott!« erwiderte der Fürst.
    »Wir fürchten uns nicht vor Ihren Freunden, Fürst, wer es auch immer sein mag, weil wir in unserm Recht sind«, erklärte wieder Lebedjews Neffe.
    »Gestatten Sie indessen die Frage«, kreischte wieder Ippolit, der aber jetzt schon sehr hitzig geworden war, »welches Recht Sie haben, Burdowskis Angelegenheit dem Urteil Ihrer Freunde zu unterbreiten? Wir wünschen vielleicht gar nicht, daß Ihre Freunde darüber urteilen; es ist nur zu klar, was das Urteil Ihrer Freunde für einen Wert hat ...!«
    »Aber wenn Sie, Herr Burdowski, hier nicht zu sprechen wünschen«, sagte der Fürst, als es ihm endlich gelang, zu Worte zu kommen (er war über diesen Anfang des Gesprächs außerordentlich erstaunt), »so lassen Sie uns, wie schon gesagt, gleich in ein Zimmer gehen. Davon aber, daß Sie alle hier seien, habe ich, wie ich Ihnen nochmals bemerke, erst diesen Augenblick gehört ...«
    »Aber Sie haben kein Recht, Sie haben kein Recht, Sie haben kein Recht ...! Ihre Freunde ... Da ...!« stotterte Burdowski von neuem. Er sah scheu und ängstlich um sich und ereiferte sich immer mehr, je mehr sein Selbstvertrauen sank und seine Furcht wuchs. »Sie haben kein Recht.«
    Nachdem er das gesagt hatte, schnappte er ganz plötzlich ab, als ob er nichts weiter wüßte; und stumm seine kurzsichtigen, stark hervorstehenden, mit dicken, roten Äderchen durchzogenen Augen aufreißend, starrte er, mit dem ganzen Oberkörper vornübergebeugt, den Fürsten an. Diesmal war der Fürst so verwundert, daß auch er verstummte und ihn gleichfalls mit weitgeöffneten Augen, ohne ein Wort zu sagen, ansah.
    »Ljow Nikolajewitsch!« rief auf einmal Lisaweta Prokofjewna. »Lies doch dies hier gleich einmal vor, augenblicklich! Das hat auf deine Angelegenheit unmittelbaren Bezug!«
    Sie hielt ihm eilig eine humoristische Wochenschrift hin und wies mit dem Finger auf einen Artikel. Lebedjew war in dem Augenblick, als die neuen Gäste noch im Hereinkommen begriffen waren, von der Seite zu Lisaweta Prokofjewna herangesprungen, um deren Gunst er sich sehr bemühte, hatte, ohne ein Wort zu sagen, aus der Seitentasche seines Rocks diese Zeitschrift herausgezogen, sie ihr gerade vor die Augen gehalten und auf eine angestrichene Spalte hingezeigt. Durch das, was Lisaweta Prokofjewna bereits davon gelesen hatte, war sie in gewaltige Verwunderung und Entrüstung versetzt worden.
    »Wäre es aber nicht besser, es nicht laut zu lesen«,

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