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Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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seiner damaligen Abreise an sich so wenig auffallend, daß nach mehr als zwanzig Jahren selbst seine nahen Bekannten sich nicht daran erinnern konnten; von Herrn Burdowski rede ich natürlich nicht, der damals noch gar nicht geboren war. Allerdings erschien es mir jetzt nicht aussichtslos, Nachforschungen anzustellen; aber ich muß bekennen, daß die Feststellungen, zu denen ich gelangte, mir nur ganz zufällig gelungen sind und ebensogut hätten mißlingen können. Für Herrn Burdowski und sogar für Tschebarow waren diese Feststellungen tatsächlich fast unmöglich, selbst wenn es ihnen in den Sinn gekommen wäre, solche Nachforschungen anzustellen. Aber möglicherweise ist es ihnen gar nicht in den Sinn gekommen ...«
    »Erlauben Sie, Herr Iwolgin«, unterbrach ihn plötzlich Ippolit gereizt, »welchen Zweck soll dieses ganze sinnlose Gerede haben (verzeihen Sie den Ausdruck!)? Die Sache ist jetzt aufgeklärt; wir erkennen die wichtigste Tatsache als richtig an; wozu also die peinliche, verletzende Angelegenheit noch weiter breittreten? Sie möchten vielleicht mit der Geschicklichkeit Ihrer Untersuchungen prahlen, sich uns und dem Fürsten gegenüber als tüchtigen Spion und Detektiv aufspielen? Oder beabsichtigen Sie, Herrn Burdowski durch den Nachweis zu entschuldigen und zu rechtfertigen, daß er sich nur aus Unwissenheit auf die Sache eingelassen hat? Aber das ist eine Dreistigkeit, mein Herr! Burdowski bedarf dessen nicht, von Ihnen gerechtfertigt und entschuldigt zu werden; das mögen Sie wissen! Er fühlt sich verletzt; die Sache ist ihm ohnehin jetzt peinlich; er befindet sich in einer unbehaglichen Lage; das sollten Sie merken und verstehen ...«
    »Genug, Herr Terentjew, genug!« gelang es Gawrila Ardalionowitsch endlich, ihn zu unterbrechen. »Beruhigen Sie sich, regen Sie sich nicht auf; Sie scheinen ja doch recht krank zu sein. Sie tun mir sehr leid. Wenn Sie es also wünschen, so schließe ich, das heißt ich sehe mich genötigt, diejenigen Tatsachen, deren vollständige und auf Beweise gestützte Kenntnis meines Erachtens nicht überflüssig sein würde, nur noch in aller Kürze mitzuteilen«, fügte er hinzu, als er eine allgemeine Bewegung wahrnahm, die wie Ungeduld aussah. »Ich möchte nur zur Kenntnis aller, die sich für die Sache interessieren, bringen, daß Ihre Mutter, Herr Burdowski, lediglich deswegen Herrn Pawlischtschews Wohlwollen und Fürsorge genoß, weil sie die Schwester jenes Gutsmädchens war, in das Nikolai Andrejewitsch Pawlischtschew seit seiner Jugend so verliebt war, daß er sie unzweifelhaft geheiratet hätte, wenn sie nicht frühzeitig gestorben wäre. Ich habe Beweise dafür, daß diese stille Liebe, so sicher und zuverlässig sie auch feststeht, doch sehr wenig bekannt war und bald in Vergessenheit geriet. Des weiteren könnte ich Ihnen darlegen, daß Ihre Mutter schon als zehnjähriges Kind von Herrn Pawlischtschew wie eine Verwandte zur Erziehung angenommen wurde, daß ihr eine beträchtliche Mitgift ausgesetzt wurde, und daß all diese Fürsorge bei Pawlischtschews zahlreicher Verwandtschaft sehr beunruhigende Gerüchte hervorrief; man dachte sogar, er werde seine Pflegetochter heiraten. Aber die Sache endete damit, daß sie aus Neigung (und das könnte ich Ihnen auf das schlagendste beweisen) im Alter von zwanzig Jahren den Feldmesser Herrn Burdowski heiratete. Ich habe nun mehrere zuverlässige Tatsachen zusammengebracht zum Beweis, daß Ihr Vater, Herr Burdowski, der durchaus kein erfahrener Geschäftsmann war, nach Empfang der Mitgift Ihrer Mutter im Betrag von fünfzehntausend Rubeln den Dienst quittierte, sich auf kaufmännische Unternehmungen einließ, betrogen wurde, das Kapital einbüßte, den Kummer darüber nicht zu ertragen vermochte und zu trinken anfing, wovon er nachher krank wurde und schließlich frühzeitig starb, im achten Jahr nach seiner Verheiratung mit Ihrer Mutter. Darauf blieb diese, nach ihrem eigenen Zeugnis, in bitterer Armut zurück und wäre ganz zugrunde gegangen, wenn nicht Pawlischtschew sie beständig in großmütigster Weise unterstützt hätte: er gab ihr jährlich eine Beihilfe bis zu sechshundert Rubeln. Ferner habe ich zahllose Zeugnisse dafür, daß er Sie, als Sie noch ein kleines Kind waren, herzlich liebte. Aus diesen Zeugnissen, sowie auch wieder aus der Bestätigung von seiten Ihrer Mutter, geht hervor, daß er Sie namentlich deswegen liebte, weil Sie in Ihrer Kindheit stotterten und den Eindruck eines verkrüppelten,

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