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Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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befand sich Nastasja Filippowna, als der Fürst sie verließ, in sehr angeregter Stimmung: aus Petersburg war von der Modistin der Hochzeitsstaat für den nächsten Tag eingetroffen, das Hochzeitskleid, der Kopfschmuck und so weiter und so weiter. Der Fürst hatte gar nicht erwartet, daß der Putz auf sie eine so belebende Wirkung ausüben werde; er selbst lobte alles, und sein Lob erhöhte ihre Glückseligkeit noch. Aber dabei sagte sie etwas mehr, als sie eigentlich gewollt hatte: sie habe bereits gehört, daß im Ort Entrüstung herrsche und wirklich von einigen Taugenichtsen eine Katzenmusik vorbereitet werde, mit speziell für diesen Zweck gedichteten Spottversen, und daß alles dies auch von der übrigen Gesellschaft gutgeheißen werde. Und nun habe sie gerade Lust, den Kopf vor all diesen Leuten noch höher zu tragen und alle durch den Geschmack und Reichtum ihrer Toilette in den Schatten zu stellen; »mögen sie schreien, mögen sie pfeifen, wenn sie es wagen!« Bei dem bloßen Gedanken daran funkelten ihr die Augen. Sie hatte noch eine geheime Hoffnung, sprach sie aber nicht laut aus: sie hoffte, Aglaja oder wenigstens ein Abgesandter von ihr werde ebenfalls inkognito unter dem Publikum in der Kirche sein und die Trauung mit ansehen, und sie bereitete sich darauf im stillen vor. Sie schied gegen elf Uhr abends vom Fürsten, ganz mit diesen Gedanken beschäftigt; aber es hatte noch nicht zwölf geschlagen, als ein Bote von Darja Alexejewna zum Fürsten gelaufen kam: er möchte schnell hinkommen; es stehe sehr schlecht. Als der Fürst hinkam, hatte sich seine Braut im Schlafzimmer eingeschlossen und weinte verzweifelt und krampfhaft; sie wollte lange Zeit nicht auf das hören, was man ihr durch die verschlossene Tür sagte; endlich öffnete sie, ließ nur den Fürsten herein, schloß hinter ihm die Tür wieder zu und fiel vor ihm auf die Knie. (So stellte es wenigstens Darja Alexejewna nachher dar, die einiges hatte erspähen können.)
    »Was tue ich! Was tue ich! Was tue ich dir an!« rief sie, indem sie seine Füße fest umklammerte.
    Der Fürst blieb eine ganze Stunde bei ihr; wir wissen nicht, wovon sie redeten. Darja Alexejewna erzählte, sie hätten sich nach einer Stunde in beruhigter, glücklicher Stimmung voneinander getrennt. Der Fürst schickte noch einmal in dieser Nacht hin, um sich erkundigen zu lassen; aber Nastasja Filippowna war bereits eingeschlafen. Am Morgen, noch ehe sie aufgewacht war, erschienen noch zwei Boten vom Fürsten bei Darja Alexejewna und erst der dritte Abgesandte erhielt den Auftrag, zurückzumelden, Nastasja Filippowna sei jetzt von einem ganzen Schwarm von Modistinnen und Friseuren aus Petersburg umgeben; von der gestrigen Aufregung sei nicht die Spur mehr vorhanden; sie sei mit ihrer Toilette beschäftigt, wie es bei einer so schönen Frau vor der Trauung nicht anders möglich sei; und jetzt, gerade in diesem Augenblick, finde eine wichtige Beratung darüber statt, was von Brillanten angelegt werden solle, und wie. Der Fürst beruhigte sich vollständig.
    Der ganze nachstehende Bericht über diese Hochzeit ist den Erzählungen von Leuten entnommen, die über diese Ereignisse Bescheid wußten, und scheint zuverlässig zu sein.
    Die Trauung war auf acht Uhr abends angesetzt; Nastasja Filippowna war schon um sieben Uhr fertig. Schon von sechs Uhr an begannen sich allmählich Scharen von Gaffern um Lebedjews Landhaus zu sammeln, besonders aber bei Darja Alexejewnas Haus; von sieben Uhr an fing auch die Kirche an, sich zu füllen. Wjera Lebedjewa und Kolja waren in großer Angst um den Fürsten; indes hatten sie zu Haus viel zu tun: sie arrangierten in der Wohnung des Fürsten alles für den Empfang und die Bewirtung der Gäste. Übrigens war nach der Trauung fast gar keine Gesellschaft in Aussicht genommen; außer denjenigen Personen, die bei der Eheschließung notwendig zugegen sein mußten, hatte Lebedjew noch Ptizyns, Ganja, den Arzt mit dem Anna-Orden am Hals und Darja Alexejewna eingeladen. Als der Fürst ihn verwundert fragte, wie er denn darauf gekommen sei, den Arzt einzuladen, der ihnen ja fast ganz unbekannt sei, antwortete Lebedjew selbstgefällig: »Er hat einen Orden am Hals; er ist ein respektabler Herr, eine schöne Dekoration«, und brachte dadurch den Fürsten zum Lachen. Keller und Burdowski sahen in Frack und Handschuhen sehr anständig aus; nur setzte Keller immer noch den Fürsten und seine übrigen Vollmachtgeber durch seine unverhohlene Kampflust in

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