Der Idiot
von Scherzhaftigkeit, ja mit finsterer Miene gesagt, was einen ziemlich seltsamen Eindruck machte.
»Ich habe Ihnen keine Geständnisse gemacht«, antwortete der Fürst errötend; »ich habe nur eine Frage beantwortet, die Sie an mich richteten.«
»Bravo, bravo!« rief Ferdyschtschenko. »Das ist wenigstens aufrichtig gesprochen, aufrichtig und zugleich schlau!«
Alle lachten laut.
»Schreien Sie doch nicht so, Ferdyschtschenko!« sagte Ptizyn unwillig halblaut zu ihm.
»Solche Bravourstücke hätte ich wahrhaftig nicht von Ihnen erwartet, Fürst«, bemerkte Iwan Fjodorowitsch. »Zu welcher Menschenklasse muß man Sie danach rechnen? Und ich hatte Sie für einen Philosophen gehalten! Ja, ja, die stillen Wässerchen!«
»Und daraus, daß der Fürst bei einem harmlosen Scherz rot wird wie ein unschuldiges junges Mädchen, schließe ich, daß er als ein ehrenwerter Jüngling in seinem Herzen die löblichsten Absichten hegt«, sagte oder, richtiger, lispelte auf einmal ganz unerwartet der zahnlose siebzigjährige Lehrer, der bis dahin vollständig stumm gewesen war und von dem niemand hatte erwarten können, daß er im Laufe dieses Abends überhaupt ein Wort reden würde.
Alle lachten nur noch mehr. Der Alte, der wahrscheinlich glaubte, man lache über seine geistreiche Bemerkung, begann, alle ansehend, noch stärker als sie zu lachen, wobei er in ein heftiges Husten hineingeriet, so daß Nastasja Filippowna, die wunderlicherweise zu all solchen originellen Greisen, Greisinnen und selbst Halbnarren eine besondere Zuneigung hatte, sogleich anfing, ihn zu liebkosen und zu küssen, und ihm noch Tee reichen ließ. Von der eintretenden Dienerin ließ sie sich eine Mantille bringen, in die sie sich einhüllte; auch gab sie Befehl, noch Holz im Kamin nachzulegen. Auf die Frage, wie spät es sei, antwortete die Dienerin, es sei schon halb elf.
»Meine Herrschaften, wollen Sie nicht Champagner trinken?« schlug Nastasja Filippowna plötzlich vor. »Ich habe alles vorbereiten lassen. Vielleicht wird Sie das lustiger machen. Bitte, ohne sich zu genieren!«
Die Einladung zu trinken, und namentlich in so naiven Ausdrücken, machte sich von Nastasja Filippownas Seite recht sonderbar. Alle kannten die strenge Etikette, die auf ihren früheren Abendgesellschaften geherrscht hatte. Überhaupt gestaltete sich dieser Abend lustiger, aber in ungewöhnlicher Weise. Die Aufforderung zum Champagnertrinken lehnten die Gäste nicht ab; zuerst nahm sie der General an, dann die gewandte Dame, der alte Lehrer, Ferdyschtschenko, danach alle andern. Auch Tozki griff nach einem Glas, in der Hoffnung, dem neuen Ton, der jetzt angeschlagen war, dadurch eine gewisse harmonische Färbung zu verleihen, daß er ihm nach Möglichkeit den Charakter eines liebenswürdigen Scherzes gab. Ganja war der einzige, der nichts trank. Aus den sonderbaren, mitunter sehr scharfen und hastigen, ausfälligen Bemerkungen Nastasja Filippownas, die sich ebenfalls Champagner geben ließ und erklärte, sie werde an diesem Abend drei große Gläser voll trinken, und aus ihrem hysterischen, grundlosen Lachen, das dann plötzlich mit Schweigsamkeit und sogar mit düsterer Nachdenklichkeit wechselte, aus alledem war schwer klug zu werden. Manche vermuteten, sie hätte Fieber; schließlich merkte man, daß sie anscheinend auf etwas wartete, oft nach der Uhr sah und ungeduldig und zerstreut wurde.
»Sie scheinen ein bißchen zu fiebern?« fragte die gewandte Dame.
»Nicht nur ein bißchen, sondern vielmehr recht stark; darum habe ich mich auch in die Mantille gewickelt«, antwortete Nastasja Filippowna, die tatsächlich blasser geworden war und ab und zu ein heftiges Zittern in ihrem Körper zu unterdrücken schien.
Alle Gäste gerieten in Unruhe und Bewegung.
»Sollten wir nicht unserer Wirtin Ruhe gönnen?« sagte Tozki, indem er Iwan Fjodorowitsch ansah.
»Durchaus nicht, meine Herrschaften! Ich bitte Sie dringend, sitzenzubleiben. Ihre Anwesenheit ist besonders heute für mich ein Ding der Notwendigkeit«, erklärte Nastasja Filippowna nachdrücklich und bedeutsam.
Und da fast alle Gäste schon wußten, daß an diesem Abend eine sehr wichtige Entscheidung gefällt werden sollte, so erschienen diese Worte besonders schwerwiegend. Der General und Tozki wechselten wieder einen Blick miteinander. Ganja machte krampfhafte Bewegungen.
»Es wäre ganz nett, wenn wir ein Gesellschaftsspiel spielten«, sagte die gewandte Dame.
»Ich kenne ein prachtvolles, neues
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