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Der Idiot

Der Idiot

Titel: Der Idiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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vergaß und daß, wenn er die Sache durch Überlassung der Geschäfte an andere möglichst schnell ordnete, er es einzig und allein in der Absicht tat, nun selbst nicht mehr daran denken zu müssen und dies alles vielleicht sogar so schnell wie möglich ganz zu vergessen. Woran dachte er aber in diesem Falle selbst, woran wollte er sich erinnern und wonach strebte er? Es ist auch nicht zu bezweifeln, daß ihm hierbei keinerlei Gewalt angetan wurde (etwa von seiten Nastasja Filippownas). Nastasja Filippowna hatte allerdings den dringenden Wunsch, daß die Hochzeit möglichst bald stattfinden möge, und sie war es, die sich den Plan mit der Hochzeit ausgedacht hatte, und nicht der Fürst; aber der Fürst hatte doch aus freien Stücken eingewilligt, freilich etwas zerstreut und wie wenn man von ihm etwas ganz Alltägliches verlangte. Solche merkwürdigen Tatsachen liegen uns in beträchtlicher Zahl vor, aber weit entfernt, zur Aufhellung zu dienen, verdunkeln sie vielmehr unserer Ansicht nach die Erklärung des Hergangs, auch wenn wir ihrer noch so viele beibringen würden; aber doch wollen wir hier noch ein Beispiel anführen.
    Es ist uns genau bekannt, daß während dieser beiden Wochen der Fürst ganze Tage und Abende mit Nastasja Filippowna zusammen verbrachte; daß sie ihn zum Spaziergang und zu den Konzerten mitnahm; daß er täglich mit ihr in der Equipage ausfuhr; daß er anfing, sich ihretwegen zu beunruhigen, wenn er sie nur eine Stunde lang nicht gesehen hatte (er liebte sie also nach allen Anzeichen aufrichtig); daß er mit einem stillen, sanften Lächeln stundenlang, fast ohne selbst ein Wort zu sagen, zuhörte, ganz gleich worüber sie zu ihm redete. Aber wir wissen auch, daß er in diesen selben Tagen mehrmals, ja sogar recht oft, plötzlich zu Jepantschins ging, ohne dies vor Nastasja Filippowna geheimzuhalten, worüber diese beinah in Verzweiflung geriet. Wir wissen, daß er bei Jepantschins, solange sie noch in Pawlowsk blieben, nicht empfangen und eine Unterredung mit Aglaja Iwanowna ihm ständig verweigert wurde; daß er, ohne ein Wort zu sagen, wegging, aber gleich am nächsten Tage wieder hinkam, als hätte er die vorhergehende Abweisung ganz vergessen, und selbstverständlich eine neue Abweisung erfuhr. Es ist uns auch bekannt, daß, nachdem Aglaja Iwanowna von Nastasja Filippowna weggelaufen war, der Fürst eine Stunde darauf, vielleicht sogar noch etwas früher, bei Jepantschins war, natürlich in der Überzeugung, Aglaja dort vorzufinden, und daß sein Erscheinen damals in der Familie Jepantschin die größte Bestürzung und Angst hervorrief, weil Aglaja noch nicht nach Hause zurückgekehrt war und sie von ihm zum erstenmal hörten, daß sie mit ihm zu Nastasja Filippowna gegangen sei. Man erzählte, Lisaweta Prokofjewna, die Töchter und sogar Fürst Schtsch. wären damals zu dem Fürsten sehr hart und streng gewesen und hätten ihm gleich damals in scharfen Ausdrücken alle Bekanntschaft und Freundschaft aufgekündigt, zumal Warwara Ardalionowna plötzlich zu Lisaweta Prokofjewna gekommen sei mit der Mitteilung, Aglaja Iwanowna befinde sich schon seit einer Stunde bei ihr zu Hause, und zwar in einem schrecklichen Zustand, und scheine nicht wieder nach Hause zurückkehren zu wollen. Diese Nachricht erschreckte Lisaweta Prokofjewna am allermeisten und war vollkommen zutreffend: als Aglaja von Nastasja Filippowna fortgegangen war, wäre sie tatsächlich lieber gestorben, als daß sie sich ihren Angehörigen gezeigt hätte, und war darum zu Nina Alexandrowna gestürzt. Warwara Ardalionowna aber war ihrerseits sofort der Ansicht gewesen, Lisaweta Prokofjewna müsse unverzüglich von alledem in Kenntnis gesetzt werden. So eilten denn die Mutter und die Töchter alle zusammen sofort zu Nina Alexandrowna, gefolgt vom Oberhaupt der Familie, Iwan Fjodorowitsch selbst, der soeben nach Hause zurückgekehrt war, und hinter ihnen schlich auch Fürst Lew Nikolajewitsch her, trotz der gekündigten Freundschaft und der harten Worte; aber auf Warwara Ardalionownas Anordnung wurde er auch dort nicht zu Aglaja gelassen. Die Sache endete übrigens damit, daß Aglaja, als sie sah, wie die Mutter und die Schwestern um sie weinten und daß sie ihr keinerlei Vorwürfe machten, sich in ihre Arme warf und sogleich mit ihnen nach Hause zurückkehrte. Man erzählte, obgleich diese Gerüchte nicht sehr zuverlässig waren, Gawrila Ardalionowitsch habe auch diesmal sehr wenig Glück gehabt; er habe, als Warwara Ardalionowna

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