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Der italienische Geliebte (German Edition)

Der italienische Geliebte (German Edition)

Titel: Der italienische Geliebte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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»Lass nur. Ich muss an meine Linie denken. Ein dickes Mannequin will keiner haben.«  
    »Darf ich auch eine rauchen?«  
    »Nein, Schatz. Erst wenn du siebzehn bist.«  
    »Darf ich dann wenigstens mal mit deinem Auto fahren?«  
    »Auf der Landstraße vielleicht, wenn es nicht zu eisig ist.«  
    Als sie später zur Schule zurückfuhren, erlaubte Tessa ihrer Schwester, den kleinen roten MG das letzte Stück der schmalen, gewundenen Landstraße bis zum Tor von Westdown zu lenken. Sie hatte Verständnis für Freddies Ungeduld, endlich all das zu tun, was die Erwachsenen taten – Auto zu fahren, zu rauchen, Champagner zu trinken, Nachtlokale zu besuchen –, aber ihre Sorge um die Schwester überwog. Sie hatten nur noch einander. Als sie nach England abgereist waren, hatte ihre Mutter als Letztes zu ihr gesagt: »Pass gut auf Freddie auf, Liebes.« Wie in einer rührseligen viktorianischen Schnulze, dachte Tessa manchmal leicht ironisch, aber versprochen war versprochen, und sie wollte ihr Versprechen halten.  
    In der Schulgarderobe hängte Freddie Mütze und Mantel auf.  
    Tessa sagte: »Wenn du irgendetwas brauchst –«  
    »Nichts, danke.«  
    »Ich schicke dir Shampoo und Körperpuder. Ich habe einen Haufen Zeug von der Coty-Kampagne.«  
    »Oh, super.«  
    »Und ein bisschen was von Fortnum’s.«  
    »Bitte, ja, sonst verhungere ich hier noch.«  
    Als es läutete, verwandelte sich Freddie augenblicklich wieder in die gesittete Westdown-Schülerin und strich sich glättend über die Falten ihres Trägerrocks.  
    »Hausaufgabenstunde, ich muss laufen.« Sie umarmte Tessa. »Danke, dass du gekommen bist. Danke für den Tee.«  
    Freddies Schlittschuhe lagen in dem Fach unter ihrem Garderobehaken. »Leihst du mir die für eine Stunde?«, fragte Tessa.  
    »Natürlich. Aber leg sie dann wieder zurück, sonst kriege ich einen Tadel.«  
    Noch einmal umarmten sie einander, dann sah Tessa ihrer jüngeren Schwester nach, wie sie ruhig und beherrscht, dunkel und mager in ihrer marineblauen Schuluniform und den klobigen Haussandalen aus der Garderobe in den Korridor hinaustrat.  
    Tessa nahm die Schlittschuhe aus dem Fach und ging um das Schulgebäude herum nach hinten. Der Mond am dämmrig violetten Himmel war blass und dunstig. Der Weiher lag in einer grasigen Mulde hinter den Sportplätzen, auf der einen Seite versperrte ein Wäldchen den Blick auf die Schulgebäude, auf der anderen wellte sich bereiftes graugrünes Hügelland.  
    Tessa setzte sich auf eine Bank, um die Schlittschuhe anzuziehen und zu schnüren und stelzte dann mit vorsichtigen Schritten zum Ufer des Weihers. Etwas zaghaft setzte sie eine Kufe aufs Eis. Aber schnell war alles wieder da, das Gleiten und Schwingen, das Gefühl für die Gewichtsverlagerung bei jedem Abstoßen zum nächsten ausholenden Schritt. Wenige Runden reichten ihr, um die alte Sicherheit wiederzugewinnen.  
    Es hatte etwas herrlich Befreiendes, so allein im Zwielicht über das Eis zu gleiten. Sie trug eine eng anliegende schwarze Wolljacke mit Kaninchenfellbesatz und einen passenden wadenlangen Glockenrock – ideal zum Schlittschuhlaufen. Ihre langen Haare unter der Baskenmütze aus schwarzem Samt flogen, wenn sie ihre Pirouetten drehte. In der Hingabe an ihren einsamen Tanz auf dem Eis vergaß sie alles andere – ihre Arbeit ebenso wie ihre Verabredung zum Abendessen mit Paddy Collison.  
    Milo Rycroft war am liebsten außer Haus, wenn seine Frau Rebecca mit den Vorbereitungen für eine Abendgesellschaft beschäftigt war. Sie gab ihm dann immer das Gefühl, im Weg zu sein, war ungeduldig und schnell gereizt. Und er hasste das hektische Hin und Her.  
    Er beschloss, mit dem Hund einen langen Spaziergang über die Felder zu machen. Der Tag war freundlich, aber kalt. Er unternahm gern längere Wanderungen, er liebte die körperliche Bewegung und den Wechsel der Bilder beim Gehen. Nach einem frustrierenden Vormittag half ihm ein Spaziergang aus der gedanklichen Verbissenheit heraus und setzte neue Einfälle frei. Manche Schriftsteller werkelten im Garten; er wanderte. Er hatte das einmal bei einem Interview erwähnt, und der Journalist, ein einfallsloser Bursche, dem Milo ein paar Mal in seinem Klub begegnet war, schlug vor, ein Foto von ihm auf dem Wanderweg zu schießen. Der Fotograf hatte brummig Stativ und Fotoapparat den matschigen Weg hinaufgeschleppt, aber das Bild, das den Abdruck des Interviews im Times Literary Supplement begleitete, war

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