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Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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Toss, der Tumane, war eingeschlafen.
     
    Das war natürlich schwer zu sagen bei diesem Exoskelett, das dem eigentlich einer großen Amöbe ähnelnden Wesen das Aussehen eines humanoiden Roboters gab. Die glänzenden Oberflächen der Greifarme und des Zentralkörpers reflektierten das Licht der Arbeitsleuchten im Labor. Die anderen Wissenschaftler machten einen Bogen um den Tumanen und wurden leiser, wenn sie in seine Nähe kamen. Es war mehr ein Akt unbewusster Höflichkeit als eine konkrete Entscheidung. Die ganze Gestalt wirkte in ihrer Reglosigkeit wie eine weitere Maschine, nicht wie ein Kollege.
     
    Dr. Ekkri zögerte noch eine Weile, dann ging er hinüber und klopfte, da ihm nichts besser einfallen wollte, vorsichtig an den Teil, der wie ein Kopf aussah.
     
    Es dauerte einen kurzen Moment, dann bewegte sich Toss und wandte sich ihm zu.
     
    »Wir hatten gehofft, es würde sich dominant vererben«, sagte er unvermittelt. Der Stimmenmodulator, der mit dem Übersetzungssystem gekoppelt war, klang nach einem jungen Mann mit einem angenehmen Timbre.
     
    »Was genau, Toss?« Dr. Ekkri nahm keinem hier im Raum einen Mangel an Zusammenhang übel. Sie waren alle unendlich erschöpft. Hätte er selber ein stützendes Exoskelett gehabt, er wäre auch darin eingeschlafen.
     
    »Die Immunität. Wir hatten berechnet, dass innerhalb von tausend Jahren fast die Hälfte aller Humanoiden, deren Völker wir modifiziert hatten, gegen das Virus immun sein sollte.« Er hielt inne, schwankte ganz leicht, was eine Geste des Nachsinnens sein mochte. »Nur die Hälfte, aber wenigstens das. Es ist immer noch schlimm, 50 Prozent aller erwachsenen Individuen zu verlieren«, fügte er dann hinzu, und er sprach nicht aus der Theorie, sondern aus bitterer und sehr frischer Erfahrung.
     
    Viele der Tumanen, die sich vor der Großen Stille in den Kryoschlaf versetzt hatten und erst jetzt wieder geweckt worden waren, hatten die Prozedur nicht überlebt. Die Maschinen waren nicht dafür konstruiert gewesen, sechshundert Jahre zu überbrücken. In keiner der Raumschiffstädte der Tumanen hatte die Weckautomatik funktioniert. Wären nicht Hellermann mit der Phönix und der Vizianer Pakcheon aufgetaucht, sie wären alle aus dem Kälteschlaf in den Tod geglitten und die ganze Spezies unbemerkt ausgestorben.
     
    Selbst für einen Mann der Wissenschaft wurde es immer einfacher, an eine höhere Macht zu glauben, wenn Dr. Ekkri an die Verknüpfungen von Ereignissen dachte, die dazu geführt hatten, dass Toss jetzt neben ihm aufragte: die Bedrohung durch die Outsider, die Notwendigkeit, in der Zeit zurückzureisen, dort auf den Tumanen Hoss zu treffen, der Sentenza die Daten gegeben hatte, um im Heute die Letzten seines Volkes noch gerade rechtzeitig zu wecken. Und das in einer Krise, in der sie und ihr medizinisches Wissen so bitter benötigt wurden.
     
    Der Gedanke führte Dr. Ekkri zwangsweise dazu, den Blick auf das Reagenzglas zu richten, das Toss in einer seiner Greifklauen hielt. Die Flüssigkeit darin war trübe und unbrauchbar geworden. Er runzelte die Stirn und seufzte.
     
    »Ich habe geträumt«, entschuldigte sich Toss. »Eine schlechte Angewohnheit der letzten Jahrhunderte, die man so schwer wieder loswird.«
     
    War das der Versuch eines Scherzes oder nur eine Tatsache? Es blieb schwer, auch nach einigen Wochen des Kontaktes, Toss und seine Gefährten wirklich zu verstehen.
     
    Dr. Ekkri hätte es amüsanter finden können, wenn nicht das Glas ein Quantum ihres Impfserums enthalten hätte, eine Substanz, für die das Wort kostbar ungefähr so angemessen war, wie die Sonne warm zu nennen. Was da wegen eines Nickerchens sinnlos vergeudet worden war, hätte jemandem das Leben retten können.
     
    Dr. Ekkri verspürte einen Knoten im Magen, ein mittlerweile ausgesprochen vertrautes Gefühl, das er seit Monaten nicht loswurde. Es gelang ihm nicht immer, die notwendige wissenschaftliche Distanz einzuhalten, gerade wenn er erschöpft war. Was ebenfalls seit Monaten zutraf.
     
    »Das war Serum, was sich in diesem Glas befunden hat«, sagte er, nicht ohne Anklage.
     
    »Ja.« Der Tumane blickte auf die Substanz, dann stellte er sie achtlos ab. »Bedauerlich. Aber es ist nicht so wichtig.«
     
    »Der Söldner der Schwarzen Flamme, aus dem es gemacht wurde, hätte das aber anders gesehen«, schnappte Dr. Ekkri zurück, nun ernsthaft erbost über die Respektlosigkeit.
     
    Das Serum wurde aus den Körpern von Toten gewonnen, von den

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