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Der Joker

Titel: Der Joker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak Alexandra Ernst
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sagt, er hat bei dir angerufen, dich aber nicht erreicht.«
    »Ich habe gearbeitet.«
    »Und?«
    »Gewartet.«
    Sie setzt sich aufs Sofa und fragt: »Worauf?«
    Ohne Hast stehe ich auf und gehe zu der Schublade in meinem Schlafzimmer, hole die vier Karten heraus. Zurück
im Wohnzimmer, werfe ich sie ab, eine nach der anderen. »Karo«, sage ich. »Erledigt.« Ich lasse die Karte los und schaue zu, wie sie zu Boden taumelt. »Kreuz: Erledigt.« Wieder schlurft die Karte über den Teppich. »Pik und Herz: Beide erledigt.«
    »Und jetzt?« Audrey bemerkt die Blässe meines Gesichts und den ausgelaugten Zustand meines Körpers.
    Aus meiner Tasche ziehe ich den Joker.
    »Das hier«, sage ich. Und ich flehe sie an. Ich fange beinahe an zu heulen. »Sag mir, Audrey - bitte sag mir, dass du es bist. Sag mir, dass du mir diese Karten geschickt hast«, bettele ich. »Sag mir, dass du mich nur dazu bringen wolltest, diesen Leuten zu helfen, und...«
    »Und was, Ed?«
    Ich schließe meine Augen. »Mich selbst besser zu machen. Mir einen Wert zu geben.«
    Die Worte fallen hin und bleiben neben den Karten liegen. Audrey lächelt. Sie lächelt, und ich warte darauf, dass sie es zugibt.
    »Sag’s mir!«, verlange ich. »Sag’s...«
    Ihr Lächeln faltet sich zusammen.
    Sie sagt mir die Wahrheit.
    Fast unbewusst kommen die Worte.
    »Nein, Ed«, sagt sie langsam. »Ich war es nicht.« Sie schüttelt den Kopf und schaut mich an. »Es tut mir Leid, Ed. Es tut mir so Leid. Ich wollte, ich wäre es gewesen, aber...«
    Sie spricht nicht zu Ende.

J
    Das Ende ist nicht das Ende
    Endlich kommt es.
    Noch ein Klopfen an meiner Tür. Diesmal habe ich ein sicheres Gefühl. Es ist spät. Die Hand ist unnachgiebig. Ich ziehe mir die Schuhe an, bevor ich zur Tür gehe.
    Tief einatmen, Ed.
    Das tue ich.
    »Bleib hier«, sage ich zum Türsteher, der mich in der Diele erwartet, aber er hört nicht auf mich und folgt mir zur Tür.
    Ich öffne und vor mir steht ein Mann in einem Anzug.
    »Ed Kennedy?« Er ist kahlköpfig und hat einen langen Schnurrbart.
    »Ja«, sage ich.
    Er tritt näher an die Tür heran und sagt: »Ich habe etwas für Sie. Darf ich hereinkommen?«
    Er benimmt sich höflich, und ich denke, wenn er hereinkommen will, sollte ich ihn lassen. Ich trete zur Seite und er geht an mir vorbei. Er ist groß, mittleren Alters, und seine Stimme trieft vor Freundlichkeit und Unschuld.
    »Kaffee?«, frage ich, aber er lehnt ab. »Nein, danke.« Da sehe ich zum ersten Mal die Aktentasche in seiner Hand.
    Er setzt sich und öffnet sie. Drinnen liegt ein Beutel mit einem Sandwich und einem Apfel und daneben ein Umschlag.
    »Sandwich?«, bietet er mir an.
    »Nein, danke.«
    »Eine weise Entscheidung. Meine Frau macht fürchterliche
Sandwichs. Ich konnte es heute nicht über mich bringen, es zu essen.«
    Rasch kommt er zur Sache und reicht mir den Umschlag.
    »Danke«, sage ich beklommen.
    »Machen Sie ihn nicht auf?«
    »Wer hat Sie geschickt?«
    Ich schieße ihm direkt durchs Auge und er zuckt einen Moment lang zurück.
    »Öffnen Sie ihn.«
    »Wer schickt Sie?«
    Aber ich halte es nicht länger aus. Meine Finger arbeiten sich in den Umschlag hinein. Die vertraute Handschrift leuchtet mir entgegen.
     
     
    Lieber Ed,
    das Ende ist nahe.
    Ich denke, du solltest zum Friedhof gehen.
     
    »Zum Friedhof?«, frage ich.
    In dem Moment fällt mir ein, dass morgen vor einem Jahr mein Vater starb.
    Mein Vater.
    »Mein Vater«, sage ich zu dem Mann. »Sagen Sie mir - war er es?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Warum nicht?« Beinahe hätte ich ihn gepackt.
    »Ich...«, setzt er an.
    »Was?«
    »Ich wurde nur hierher geschickt.«
    »Von wem?«
    Aber der Mann kann nur den Kopf senken. Er spricht die
Worte langsam und bedächtig aus. »Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wer er ist.«
    »Steckt mein Vater hinter alledem?«, rede ich auf ihn ein. »Hat er die Sache vor seinem Tod organisiert? Hat er...?«
    Mir fällt ein, was meine Mutter zu mir gesagt hat, letztes Jahr.
    Du bist genau wie er.
    Hat mein Vater jemandem Anweisungen hinterlassen, damit derjenige all das auf den Weg bringen würde? Ich weiß noch, wie er nachts, wenn ich Taxi fuhr, durch die Stra ßen ging. Das war seine Art, nüchtern zu werden. Ab und zu habe ich ihn aufgelesen, wenn er auf dem Weg von der Kneipe nach Hause war...
    »Daher kannte er die Adressen«, sage ich laut.
    »Wie bitte?«
    »Nichts«, antworte ich. Kein weiteres Wort fällt mehr, denn ich bin schon zur Tür

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