Der junge Gelehrte
Auftritt
Valer . Lisette.
Valer . Himmel, nun ist alles wieder aus!
Lisette . So mag sie es haben! Gift und Galle moechte ich speien, so toll bin ich! Fuer meinen guten Willen mich eine Betruegerin zu heissen? Ich hoffte, sie wuerde mir vor Freuden um den Hals fallen.—Wie wird der Alte auf mich losziehen! Er jagt mich und Sie zum Hause heraus. Was wollen Sie nun anfangen?
Valer . Ja, was soll ich nun anfangen, Lisette?
Lisette . Ich glaube, Sie antworten mir mit meiner eignen Frage? Das ist bequem. Mein guter Rat hat ein Ende.
Ich will mich bald wieder in so etwas mengen!
Valer . Zu was fuer einer ungelegnen Zeit kamst du aber auch, Lisette? Ich hatte dir es gesagt, dass Juliane in diesen Streich nicht willigen wollte. Haettest du nicht noch einige Zeit schweigen koennen?
Lisette . Konnte ich denn vermuten, dass sie so uebertrieben eigensinnig sein wuerde? Sie koennen sich leicht einbilden, wie es mit unsereiner ist: ich haette nicht wieviel nehmen und es gegen sie laenger verbergen wollen, wem sie ihr Glueck zu danken habe. Die Freude ist schwatzhaft, und—Ach, ich moechte gleich—
Zwoelfter Auftritt
Anton . Valer. Lisette.
Anton (mit Briefen in der Hand) . Ha! ha! haltet ihr wieder Konferenz! Wenn es mein Herr wuesste, dass in seiner eignen Stube die schlimmsten Anschlaege wider ihn geschmiedet werden, er wuerde dich, Lisette—Aber, wie steht ihr denn da beisammen? Herr Valer scheint betruebt: du bist erhitzt, erhitzt wie ein Zinshahn. Habt ihr euch geschlagen, oder habt ihr euch sonst eine Motion gemacht? Ei, ei, Lisette!
hoere—(sachte zu Lisetten) du hast dich doch der Ausstattung wegen mit ihm nicht ueberworfen? Hat er sein Wort etwa zurueckgezogen? Das waere ein verfluchter Streich. (Laut.) Nein, nein, Herr Valer, was man verspricht, das muss man halten. Sie hat Ihnen redlich gedienet und ich auch. Zum Henker! glauben Sie denn, dass es einmal einer ehrlichen Seele keine Gewissensbisse verursachen muss, wenn sie ihre Herrschaft fuer null und nichts betrogen hat? Ich lasse mich nicht vexieren; und meine Forderung wenigstens—Hol' mich dieser und jener! ich nehm einen Advokaten an, einen rechten Bullenbeisser von einem Advokaten, der Ihnen gewiss so viel soll zu schaffen machen—
Lisette . Ach Narre, schweig!
Valer . Was will er denn? Mit wem sprichst du denn?
Eilfter Auftritt
53
Der junge Gelehrte
Anton . Potz Stern! mit unserm Schuldmanne sprech ich. Das koennen Sie ja wohl am Tone hoeren.
Valer . Wer ist denn dein Schuldmann?
Anton . Kommt es nun da heraus, dass Sie die Schuld leugnen wollen? Hoeren Sie: mein Advokat bringt Sie zum Schwur—
Valer . Lisette, weisst denn du, was er will?
Lisette . Der Schwaermer! ich brauchte ihn vorhin zu Ueberbringung des Briefes und versprach ihm, wenn die Sache gut ausfallen sollte, eine Belohnung von Ihnen.
Valer . Weiter ist es nichts?
Anton . Ich daechte doch, das waere genug. Und wie haelt es denn mit Lisettens Ausstattung? Ich muss mich um ihr Vermoegen so gut als um das meinige bekuemmern, weil es doch meine werden soll.
Valer . Seid unbesorgt; wenn ich mein Glueck mache, so will ich das eurige gewiss nicht vergessen.
Anton . Gesetzt aber, Sie machten es nicht? Und was versprochen ist, ist doch versprochen.
Valer . Auch alsdenn will ich euern Eifer nicht unbelohnt lassen.
Anton . Ach, das sind Komplimente, Komplimente!
Lisette . So hoer einmal auf!
Anton . Bist du nicht eine Naerrin; ich rede ja fuer dich mit.
Lisette . Es ist aber ganz unnoetig.
Anton . Unnoetig? habt ihr euch denn nicht gezankt?
Lisette . Warum nicht gar?
Anton . Hat er sein Versprechen nicht zurueckgezogen?
Lisette . Nein doch.
Anton . O so verzeihen Sie mir, Herr Valer. Die Galle kann einem ehrlichen Manne leicht ueberlaufen. Ich bin ein wenig hitzig, zumal in Geldsachen. Fuerchten Sie sich fuer den Advokaten nur nicht—
Valer . Und ich kann in einer so marternden Ungewissheit hier noch verziehen? Ich muss sie sprechen; vielleicht hat sie es noch nicht getan—
Lisette . Hat sie es aber getan, so kommen Sie dem Alten ja nicht zu nahe!
Valer . Ich habe von dem ganzen Handel nichts gewusst.
Lisette . Desto schlimmer alsdenn fuer mich. Gehen Sie nur.
Eilfter Auftritt
54
Der junge Gelehrte
Dreizehnter Auftritt
Anton . Lisette.
Anton . Desto schlimmer fuer dich? Was ist denn desto schlimmer fuer dich? Warum soll er denn dem Alten nicht zu nahe kommen? Was habt ihr denn wieder!
Lisette . Je, der verfluchte Brief!
Anton . Was fuer ein
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