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Der junge Häuptling

Der junge Häuptling

Titel: Der junge Häuptling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Haube kommt. Alle diese dramatischen Lebensläufe müssen jetzt mit der gesamten Situation bereinigt werden.« Herr Jones war für Konvention und gegen jegliche Unordnung eingenommen.
    »Kann sich Cate nicht doch noch mit Capt’n Roach versöhnen?« Frau Jones spitzte die Lippen und feuchtete sie ein wenig an.
    »Aber das ist ganz unmöglich! Die beiden sind ein für allemal entlobt, und ich habe Cate enterbt.« Kusine Betty ereiferte sich wieder. »Niemals soll Cate Anteil an unseren Mühlen in Minnesota haben! Sie war und blieb die Tochter ihres Vaters. Erst ist sie mir einfach durchgegangen und mit der Munitionskolonne zu seinem Fort am Niobrara gefahren – das weißt du ja, Kitty –, ich habe bei der Nachricht damals einen schweren Herzanfall bekommen. Cate ist für mich tot, sie existiert nicht mehr für mich. Mag sie doch sehen, wo sie jetzt bleibt.«
    »Aber außerhalb Ihres Bereiches existiert diese Cate noch und könnte etwas über den Überfall auf die Munitionskolonne berichten, den sie miterlebt hat?« fragte Brown.
    Kusine Betty bezeichnete den Ingenieur nach diesen Formulierungen im stillen als einen Mann mit Cowboymanieren.
    »Wie die Dinge liegen, könnte man nur noch von Indianern etwas über den vermutlichen Mord erfahren«, meinte Herr Jones. »Aber ein solcher Versuch scheint mir aussichtslos. Die Dakota zeigen sich in solchen Fragen äußerst verstockt. Tokei-ihto selbst, der uns damals als Scout hintergangen und dann den Überfall auf die Munitionskolonne angeführt hat, ist tot, soviel ich gehört habe. Das ist übrigens ein Glück. Dieser Meuchelmörder und Sohn eines Säufers jetzt auf der Reservation – es wäre eine Katastrophe!«
    »Meine Zeit ist begrenzt«, schloß Joe Brown das Thema ab. »Nach dem, was ich erfahren habe, werde ich die Nachforschungen vorläufig aufgeben. Vielleicht bringt der Zufall einmal etwas an den Tag.«
    Zum Bedauern der Gastgeberin gab der Maler Morris bald darauf mit seinem Aufbruch das Zeichen zur Beendigung der Teegesellschaft. Das Ehepaar Jones und Kusine Betty blieben jedoch noch ein wenig beisammen. Während Kitty und Dick Jones sowie Kusine Betty auf ihre Weise weiterplauderten, waren Morris, sein Begleiter Langspeer und Joe Brown über den Hof gegangen, wobei sie die kühle Luft mit einem Gefühl der Erleichterung atmeten.
    »Kommen Sie noch zu uns mit hinauf?« lud Morris den Ingenieur ein. »Ich kann Ihnen jemand vorstellen, der vielleicht etwas von Henry weiß, einen Indianer, der gestern mit Post vom Niobrara gekommen ist.«
    »Ah, so? Gut.« Der Maler und Langspeer führten Brown in die helle Turmstube, die sie als Gäste des Kommandanten schon lange Zeit bewohnten. Der Ingenieur ließ sich in einer Ecke nieder, begann eine gute Zigarre zu rauchen und wurde in der veränderten Umgebung sofort lebendig.
    »Ich danke Ihnen!« sagte er zu dem Maler. »Die schalen Weiber und Herr Jones sind mir unerträglich. Diese ›Kusine Betty‹ und ›unsere siegreiche republikanische Partei‹! Lincoln würde sich im Grabe umdrehen, wenn er von dort mit ansehen müßte, was vorgeht! Gleich die Einleitung des Tees: der Reservationsagent, Major a. D. Jones, begibt sich nach St. Louis, um dort sein Geld in Ruhe zu verzehren! Gesetzlich verboten werden müßte eine solche Verantwortungslosigkeit. Wann soll die Schluderwirtschaft, die seit dem Bürgerkrieg bei uns eingerissen ist, endlich beseitigt werden? Haben wir dafür gearbeitet und gekämpft?«
    »Sie sprechen meine eigenen Sorgen aus, Herr Brown. Aber Sie haben wenigstens persönlich ein Arbeitsgebiet, aus dem die Präzision kaum zu verbannen ist.«
    »Haben Sie schon lange keine Zeitung mehr gelesen, Morris? Mehr Eisenbahnunfälle als durch unsere eigene überhastete, gewinnsüchtige Arbeit konnten von den Indianern gar nicht verursacht werden. Es ist ein großer Skandal! Ich freue mich, in Ihnen einen Gleichgestimmten zu finden. Ändern werden wir beide aber vorläufig nichts. Hoffen wir auf die nächsten Wahlen. Und wo steckt nun der Indianer, den ich sprechen soll?«
    Langspeer erhob sich. »Ich hole ihn.«
    Es dauerte nicht mehr als zehn Minuten, und der Cheyenne brachte den Gesuchten. Es war ein langer, schlanker Mensch, wohl über dreißig Jahre alt, der mit Langspeer zusammen eintrat. Er trug einen indianisch gestickten Lederrock, dazu eine Samthose und ein grünes Stirnband.
    »Tobias«, stellte der Cheyenne vor. »Kundschafter des Forts am Niobrara seit mehr als zwei Jahren.«
    »Also auch in der

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