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Der Junker von Ballantrae

Titel: Der Junker von Ballantrae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Leuten, die uns beobachteten, und ringsumher waren die Wälder und Berge. In eine Richtung vermochte ich jedoch nicht zu sehen, in das Gesicht Sir Williams.
    »Sir William«, sagte ich schließlich, »ich halte den Lord für wahnsinnig, und zwar schon seit langer Zeit. Aber es gibt Grade des Wahnsinns, und ob er gefangengesetzt werden sollte, darüber, Sir William, habe ich kein Urteil«, fügte ich hinzu.
    »Überlassen Sie mir das«, sagte er. »Ich wünsche die Tatsachen zu wissen. War in allen diesen Reden ein Körnchen Wahrheit? Zögern Sie mit der Antwort?« fragte er. »Soll ich glauben, daß Sie jenen Menschen früher schon einmal begruben?«
    »Wir haben ihn nicht begraben«, sagte ich, und dann faßte ich endlich Mut. »Sir William«, sagte ich, »wenn ich Ihnen nicht eine lange Geschichte erzähle, die eine edle Familie und auch mich im besonderen betrifft, kann ich Ihnen diese Dinge nicht klarmachen. Sagen Sie ein Wort, und ich werde es tun, ob es recht ist oder nicht. Jedenfalls will ich so viel sagen, daß der Lord nicht so verrückt ist, wie es den Anschein hat. Es ist eine sonderbareSache, und Sie sind unglücklicherweise gegen das Ende zu hineingeraten.«
    »Ich wünsche nicht in Ihre Geheimnisse einzudringen«, entgegnete Sir William, »aber ich will aufrichtig sein, auch wenn ich unhöflich erscheine, und Ihnen bekennen, daß ich an der gegenwärtigen Gesellschaft wenig Freude empfinde.«
    »Ich kann Ihnen durchaus keinen Vorwurf daraus machen«, antwortete ich.
    »Ich habe Sie nicht um Ihre Zustimmung oder Ihre Ablehnung ersucht, mein Herr«, entgegnete Sir William. »Ich wünsche Sie ganz einfach loszuwerden, und zu diesem Zweck stelle ich Ihnen ein Boot und eine Besatzung zur Verfügung.«
    »Das ist ein faires Angebot«, sagte ich nachdenklich. »Aber Sie müssen mir gestatten, daß ich ein Wort der Erwiderung spreche. Wir sind naturgemäß sehr begierig, die volle Wahrheit auszukundschaften, ich selbst und, das ist verständlich, besonders der Lord. Die Rückkehr des Inders zum Grab ist uns ein Rätsel.«
    »Das ist auch meine Meinung«, unterbrach mich Sir William, »und ich schlage vor, daß ich der Sache auf den Grund gehe, da ich ja doch in diese Richtung ziehe. Ob der Mann wie ein Hund auf seines Herrn Grab gestorben ist oder nicht – jedenfalls ist sein Leben in großer Gefahr, und ich bin bereit ihn zu retten, wenn ich es vermag. Gegen seinen Ruf ist nichts einzuwenden?«
    »Nichts, Sir William«, entgegnete ich.
    »Und der andere?« fuhr er fort. »Ich habe natürlich die Worte des Lords gehört, aber ich muß aus der Treue jenes Dieners schließen, daß er manche edle Eigenschaft besitzt.«
    »Sie dürfen mich nicht danach fragen!« rief ich aus. »Auch die Hölle mag edle Flammen haben, ich kenne ihn seit langen Jahren und habe ihn stets gehaßt, stets bewundert und stets sklavisch gefürchtet.«
    »Es scheint mir, als ob ich wieder in Ihre Geheimnisse eindringe«, sagte Sir William, »aber glauben Sie mir, das ist nicht meine Absicht. Genug, ich werde das Grab besichtigen und, wenn möglich, den Inder retten. Können Sie unter diesen Bedingungen Ihren Herrn veranlassen, nach Albany zurückzukehren?«
    »Sir William«, erwiderte ich, »ich will Ihnen sagen, wie es ist. Sie sehen den Lord in unvorteilhaften Verhältnissen, es mag Ihnen sogar sonderbar erscheinen, daß ich ihn liebe, aber ich liebe ihn, und nicht ich allein. Wenn er nach Albany zurück soll, so kann es nur durch Gewalt geschehen, und er wird dabei seinen Verstand und vielleicht sein Leben verlieren. Das ist meine feste Überzeugung, aber ich bin in Ihrer Hand und bereit zu gehorchen, wenn Sie die Verantwortung tragen wollen und mir Befehle erteilen.«
    »Ich wünsche nicht die Spur einer Verantwortung zu übernehmen, mein einziges Bestreben ist, das zu vermeiden«, rief Sir William aus. »Sie bestehen darauf, die Reise fortzusetzen. Sei es also! Ich wasche meine Hände in Unschuld.«
    Mit diesen Worten wandte er sich um und gab den Befehl, das Lager abzubrechen, und der Lord, der in der Nähe herumgelungert hatte, eilte sofort zu mir.
    »Was soll geschehen?« fragte er.
    »Sie sollen Ihren Willen haben«, antwortete ich, »Sie sollen das Grab sehen.«
    *
    Die Lage des Grabes des Junkers war unserem Führer leicht zu bezeichnen. Es lag an einem der weithin sichtbaren Punkte der Wildnis, in der Nähe einer Höhenkette, die durch ihre Formen und ihre große Steilheit auffällig war, bei der Quelle vieler reißender

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