Der Kaiser des Abendlandes
Tempelplatzes wurde eine Befestigungsanlage zum Schutz der Zugänge errichtet, die bis dahin außerhalb der Stadt lagen. Ein gewaltiger Turm schützt seither den Gang, der zuvor durch das von Herodes angelegte Doppelte Huldator zugänglich war und heute als Alte Aksa bekannt ist. Nach der Rückeroberung Jerusalems durch Sultan Saladin (Slt. 1174-1193) im Jahr 1187 wurden die Gebäude drei Tage lang mit Rosenwasser gereinigt, bevor sie in einer großen Weihezeremonie wieder dem Islam als heilige Stätten übergeben wurden.
In der südöstlichen Ecke des Tempelplatzes stand einst die Kirche der Krippe Jesu. Der Legende nach hielt sich hier die Heilige Familie auf, als sie den neugeborenen Jesus zur Weihe in den Tempel brachten. Hier befindet sich ein Abgang zu den so genannten Ställen Salomos, den von Herodes errichteten Unterbauten des Tempelberges. Diese gewaltigen Hallen wurden nach dem Zeugnis des Pilgers Theoderich von den Templern als Ställe für ihre Pferde und Kamele genutzt. Archäologische Untersuchungen haben ergeben, dass die Kreuzfahrer die Deckengewölbe dieser Hallen eingestürzt vorgefunden haben und sie für ihre Zwecke erst wieder instandsetzen mussten. Zudem hatte man an der Südmauer des Tempels den Eingang eines Tunnels freigelegt, der unterhalb der Ställe Salomos in den Tempelberg hineinführt und in einer Halle endet. Dieser Gang wurde in der Literatur voreilig mit den angeblichen Ausgrabungen der Templer in Verbindung gebracht, doch besteht dieser Gang tatsächlich aus herodianischen Blöcken und wurde demnach lange vor den Templern angelegt. [Ben-Dov, 1985, S. 346; Mazar, 1979, S. 119] Jedenfalls geben weder die archäologischen Hinterlassenschaften noch historische Dokumente einen Hinweis auf Grabungsaktivitäten der ersten Templer.
Götzenverehrung
Unter den Anklagepunkten gegen die Templer wog der Vorwurf der Götzenverehrung besonders schwer, und eben dieser Aspekt dominierte vom 18. Jahrhundert an die Templer-Legende. Zeitgenössische Gelehrte glaubten diesen Vorwurf dadurch erklären zu können, dass die Templer im Geheimen Gnostiker geworden seien, die in der Figur des Baffomet eine mann-weibliche Gottheit verehrten.
Die Anklageschrift selbst spricht nur von der Verehrung eines Idols durch die Templer:
»Ebenso, daß sie selbst in einzelnen Provinzen Idole, offenbar Häupter, gehabt haben, deren manche drei Gesichter hatten, und andere eines, und manche einen menschlichen Schädel hatten.
Ebenso, daß sie jene Idole oder jenes Idol anbeteten und [dies] besonders in ihren großen Kapiteln und Kongregationen.
Ebenso, daß sie [diese] verehrten.
Ebenso, daß [dies] Gott sei.
Ebenso, daß [dies] ihr Retter [sei].
[…]
Ebenso, daß sie sagten, daß jenes Haupt sie retten kann.
Ebenso, daß [es] Reichtümer schaffen könne. Ebenso, daß es dem Orden alle Reichtümer gab. Ebenso, daß es die Bäume sprießen macht.
Ebenso, daß es die Erde fruchtbar macht.
Ebenso, daß manche das vorgenannte Idol-Haupt mit Schnüren umwanden oder berührten, welche sie sich selbst umwanden, rings um das Hemd oder das Fleisch.« [zit. n. Nicolai, 1782, S. 132]
Diese schwerwiegenden Vorwürfe bedeuteten nichts weiter, als dass die Ordensritter, die sich seit 1128 der Verteidigung des Heiligen Landes und des Schutzes der dortigen Pilgerwege verschrieben hatten, dem christlichen Glauben abgeschworen hatten. So verwundert es nicht, dass die gefangenen Templer zum allergrößten Teil gerade die Götzenverehrung hartnäckig leugneten. Eingestanden wurden die Verfehlungen nur von recht wenigen Angeklagten, wie die überlieferten Vernehmungsprotokolle zeigen.
Dabei ist immer zu bedenken, dass die Templer schwerer Folter ausgesetzt waren. Einzelne Ordensmitglieder bestätigten in späteren Vernehmungen, dass sie vor den ersten Verhören durch die Beamten des französischen Königs misshandelt worden waren und ihre Geständnisse nur abgelegt hatten, um weitere Folterqualen zu vermeiden. Aus diesem Grund sind auch die vielen Beschreibungen des im Orden angeblich verehrten Idols zweifelhaft.
Bei einer eingehenden Analyse aller Beschreibungen des Idols in den Aussagen der Templer ist festzustellen, dass es nur sehr wenige Übereinstimmungen gibt. Diese treten allerdings nur auf, wenn Templer Aussagen zu diesem Anklagepunkt machen, die gemeinsam inhaftiert waren. So ist nicht einmal der Ort eindeutig festzulegen, wo sich das Idol befunden haben soll. Einige Templer sagten, es sei im Heiligen Land
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