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Der kalte Traum - Bottini, O: Der kalte Traum

Der kalte Traum - Bottini, O: Der kalte Traum

Titel: Der kalte Traum - Bottini, O: Der kalte Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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G.’s Kopf unter Wasser gedrückt hatten.
    Zumindest glaubte sie das.
    Natürlich konnte es sich auch anders verhalten. Sie wusste schließlich nicht, wann genau G.’s Kopf unter Wasser gedrückt worden war.
    Zvonimir sagte etwas auf Kroatisch, und sie sah ihn an. Sie verstand doch nichts mehr, brauchte Zeit, würde erst zu Hause verstehen, irgendetwas war mit dem Kroatisch in ihrem Kopf passiert.
    »Er möchte, dass Sie die Hände aus den Taschen nehmen«, sagte Marković auf Deutsch.
    Sie richtete den Blick wieder auf ihn.
    Nahm die Hände aus den Taschen und hob die Pistole.
    Einfach abdrücken.
    Da wurde die Nacht um sie herum blau. Hysterisch zuckten Lichter, in den Scheiben des Gebäudes spiegelten sich Gestalten, die von der Straße aus auf sie zuschwärmten. Stimmen brüllten hinter ihr, über das Pflaster knallten Absätze.
    Verdammt, sie dachte schon wieder nach.
    Zvonimir kniete, die Hände hinter dem Kopf. Schöner Leibwächter, dachte sie, was tat der da?
    »Schießen Sie!«, flüsterte Marković. »Ich flehe Sie an, schießen Sie!«
    Schönes Opfer, dachte sie, wollte erschossen werden.
    Jetzt brüllten Stimmen unmittelbar neben ihr auf sie ein. Stimmen aus dem einen Heute oder dem anderen? Sie lauschte. Kein Schwäbisch. Nur das Laptop-Summen und Formaldehyd.
    Ein von unten geführter Schlag stieß ihr den Arm hoch. Sie drückte ab.
    Schoss ein paar Mal in die Luft.
    Wie einfach es war!
    Dann lag sie auf dem Boden und schrie vor Schmerz. Sie hatte mit zwei Händen gerechnet und einem freundlichen Kampf, stattdessen krallten sich ein Dutzend Hände in ihren Körper und ließen ihr keine Chance, sich zu bewegen.
    »Mrs. Ahrens?«
    Die Hände zogen sie hoch, sie flog durch die Luft, dann stand sie und blickte in das Gesicht jenes Mannes, der sie durch den schmalen, hohen Flur ins Formaldehyd geführt hatte. Auch er schien nachzudenken. Er wirkte sehr ernst.
    Hinter ihm ging Marković zur Straße, die Arme auf dem Rücken, die Hände in Fesseln, Polizisten zu beiden Seiten hielten ihn.
    »We arrested Mr. Marković for murder«, sagte der ernste Mann.
    Sie nickte.
    Zu spät für die Sonntagsausgabe, verdammt.
    Nicht nachdenken, dachte sie.
    Sie senkte den Kopf, schlug die Hände vors Gesicht und begann zu weinen.

57
    SONNTAG, 17. OKTOBER 2010
    BERLIN
    Benny Kallmann hatte die Vernehmung geleitet, Adamek und zwei Kollegen vom Landeskriminalamt hatten assistiert. Noch am Samstagnachmittag hatten sie ein Geständnis gehabt. Mate Sjelo war klar, dass er reden musste, wenn er sich das eine oder andere Jahr ersparen wollte. Und ihm war klar, dass sie Marković wollten.
    Also hatte er ihnen Detail um Detail genannt aus zwölf Jahren in dessen Dienst. Falsche Pässe, gestohlene Autos, gewaschenes Geld, sichere Häuser, Fluchthilfe für Kriegsverbrecher, Einschüchterung von Zeugen, in Deutschland wie in Kroatien und Bosnien, alles auf Anweisung von Marković.
    Aber nur ein Mord, der an Dietrich Marx.
    Adamek und Kallmann glaubten ihm nicht.
    Sie besorgten sich eine Liste unaufgeklärter Todesfälle in Deutschland und nannten Sjelo die Namen von Opfern aus dem ehemaligen Jugoslawien.
    Er schüttelte den Kopf. Nee, da kannte er niemanden.
    Schade, sagten sie und standen auf.
    Na ja, einen vielleicht.
    Zwee?, sagte Kallmann.
    Sielo nickte. Zwei Namen, die Marković genannt hatte. Kannst du die übernehmen?, habe er gefragt. Nein, habe er, Sjelo, geantwortet. Also habe Jordan die Männer getötet.
    Beide wussten, dass er log. Aber es war ihnen egal. Sie waren nun bei drei von Ivica Marković in Auftrag gegebenen Morden, und damit ließ sich arbeiten. Das LKA informierte Interpol, die kroatischen Kollegen wurden eingeschaltet.
    Am späten Samstagabend erhielt Adamek die Nachricht, dass Marković festgenommen worden war, offenbar gerade noch rechtzeitig, bevor er untertauchen konnte.
    »Sonntag, so ’ne Scheiße, jibt’s det«, sagte Kallmann.
    »Dafür ist es schön ruhig«, sagte Adamek.
    Sie standen an der Kaffeemaschine in Kallmanns Büro, füllten die großen Becher nach. Kallmann zog die Zigarettenschachtel aus der Brusttasche. »Kommste mit?«
    Sie gingen hinunter, traten ins Freie, auf den fast leeren Parkplatz. Der starke Wind zerrte an ihren Hemden, an Kallmanns schütterem Haar.
    »Wird ’ne Untersuchung jeben«, sagte Kallmann. »Weeßte ja.«
    Adamek nickte.
    Das Berliner Polizeigesetz sah den finalen Rettungsschuss nicht vor. Nur bei Notwehr war eine gezielte Tötung, wie er sie am Tag zuvor

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